Kommentar von Eva Bartlett
Ein stetiger Strom von Material wurde rund um die Uhr auf den Portalen der Onlinemedien in die Schlagzeilen gepumpt. Westliche Experten, hohl bis hin zur Durchsichtigkeit, tadelten den syrischen Präsidenten mit Behauptungen, die syrische Regierung gehe gegen friedliche Demonstranten vor.
Doch heute schreiben wir März 2021. Und während westliche Lügen und geheuchelte Besorgnis bisher die Nachrichten über Syrien dominierten, verdienen es die Syrer, dass stattdessen die Realität sichtbar gemacht wird. Eine Realität des Leidens unter einem abscheulichen Terror, wie ihn die Welt selten gesehen hat. Denn in der Realität sah man im März 2011 in Syrien gut bewaffnete Schläger, die Regierungsgebäude stürmten und Soldaten und Zivilisten ermordeten.
Und in den folgenden Monaten und Jahren verübten einige dieser als "friedliche Demonstranten" bezeichneten Täter ein Massaker nach dem anderen an syrischen Zivilisten und Sicherheitskräften.
Unabhängige Beobachter wie der in Homs lebende niederländische Priester Pater Frans van der Lugt sahen "bewaffnete Demonstranten, die anfingen, als Erste auf die Polizei zu schießen".
Der flämische Priester Daniel Maes, der im Umland von Damaskus lebt, weiß zu berichten:
"Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie Aufwiegler von außerhalb Syriens Proteste gegen die Regierung organisierten und junge Menschen rekrutierten. Ausländische Terroristen begingen Morde in den sunnitischen und christlichen Gemeinschaften, um religiöse und ethnische Zwietracht unter dem syrischen Volk zu säen."
Was ich bei meinen eigenen vierzehn Aufenthalten in Syrien ab April 2014 und in den folgenden sieben Jahren hörte und erlebte, bestätigte meinen früh aufgekommenen Verdacht, dass das, was Al Jazeera und die westlichen Medien behaupteten, glatte Lügen waren. Zwar strebten die Menschen einen politischen Wandel an, und die Regierung nahm auch Veränderungen vor, doch von Anfang an gab es Gewalt gut bewaffneter "Demonstranten".
Im Gegensatz zu dem, was die Medien uns glauben machen wollen, gab es keine breite Unterstützung für das, was als Revolution bezeichnet wurde. Denn es war gar keine Revolution, und die Menschen im überwiegend sunnitischen Aleppo lehnten diese Nicht-Revolution ab.
Die Kernbotschaft der Demonstranten, die über die ersten paar Proteste hinaus weiterhin aktiv blieben, war nicht Demokratie, sondern ein Aufruf und die Ankündigung, die Christen nach Beirut zu vertreiben und die Alawiten zu töten. Diese Sektiererei wurde vom Westen und seinen Verbündeten am Golf gefördert.
Obwohl die Massenmedien versuchten, die Ereignisse in Syrien als einen "Bürgerkrieg" darzustellen, unterstützen sowohl Israel als auch die westlichen Nationen seit Langem Terroristen in Syrien, einschließlich der syrischen Ableger der Al-Qaida, die Berichten zufolge ihren Mitgliedern medizinische Behandlung zukommen ließen, und sogar die Terrormiliz Islamischer Staat.
Wie ich bereits ausführlich dargelegt habe, arbeitete der kollektive Westen lange an einem Regierungswechsel in Syrien, tatsächlich sogar schon Jahrzehnte vor der Zeit Hafez Assads.
Meine eigenen, von den Medien unabhängigen Eindrücke in Syrien
Im April 2014 traf ich eine in Latakia lebende US-Amerikanerin. Diese erinnerte sich an einen Blogbeitrag der Los Angeles Times, in dem von einem Protest in ihrer Stadt drei Jahre zuvor die Rede war. Dieser Protest soll zu Gewalt eskaliert sein. In Wirklichkeit aber hat er nie stattgefunden. Nach eigener Angabe war die Frau an dem Tag an den erwähnten Orten. Nur gab es dort keine Unruhen.
Jahre später traf ich in Damaskus einen syrischen Arzt für ein Interview, der im März 2011 in der Provinz Dara'a gearbeitet hatte. Er beschrieb, wie sein Krankenhaus damals unter normalen Bedingungen arbeitete. Gleichzeitig habe er jedoch wiederholt Berichte in den Mainstream-Medien gesehen, die besagten, die Einrichtung sei überlastet und es stünden nicht ausreichend Ärzte zur Verfügung. Außerdem sei berichtet worden, das Krankenhaus verweigere Zivilisten die Behandlung, obwohl in Wirklichkeit die Richtlinien des Krankenhauses vorschrieben, Zivilisten vorrangig vor Militärpersonal zu behandeln.
Angesichts der Kernaussage der Pro-Regimewechsel-Berichterstattung über Syrien, wonach das Volk den Präsidenten weghaben wolle, ist es erwähnenswert, dass Präsident Baschar al-Assad unter den Syrern ziemlich beliebt ist. Tatsächlich war ich überrascht, als ich im Januar 2012 ausgerechnet im Guardian, einem der schlimmsten Verbreiter von Kriegspropaganda über Syrien, auf ein entsprechendes Eingeständnis stieß. Assads Popularität ist seitdem weiter gewachsen. Von den ersten Monaten des Jahres 2011 bis ins Jahr 2012 und darüber hinaus hielten die Syrer Massendemonstrationen zur Unterstützung ihres Präsidenten ab.
Im Libanon wurde ich im Jahr 2014 zur Zeit der Präsidentschaftswahl in Syrien Zeuge einer Massendemonstration zur Unterstützung des syrischen Präsidenten. Diese Menschen waren entschlossen zu wählen und diejenigen, mit denen ich sprach, erklärten stolz ihre Unterstützung für Assad.
Ab dem Jahr 2014 bis zu meinem letzten Besuch im Jahr 2020 versicherten mir die Syrer stets, dass sie sich zwar eine Reihe von Veränderungen im Land wünschen, dass ein Rücktritt Assads jedoch mitnichten dazugehört.
Die syrische Regierung stellt Journalisten der schlimmsten Propagandasender, darunter die BBC, Channel 4, die New York Times und CBC, Visa aus, obwohl diese über ein ganz anderes Syrien berichten als jenes, das meine Kollegen und ich kennen.
Im Syrien dieser Mainstream-Medien existiert das Leid der Zivilisten durch Beschüsse und andere Misshandlungen, verübt von terroristischen Gruppierungen, nicht. Werden diese Zivilisten erwähnt, so bezeichnet man sie als "Unterstützer des Regimes", die dieses Leid irgendwie verdient hätten.
Diese Medien berücksichtigen auch nicht die Millionen Binnenflüchtlinge, die vor dem Terrorismus oder den Kämpfen an anderen Orten in Syrien geflohen sind und in den von der Regierung kontrollierten Gebieten Zuflucht suchten, wo sie dennoch häufig unter Beschuss von Terroristen geraten.
Als der Großraum Aleppo mit seinen rund 1,5 Millionen Einwohnern jahrelang von Terroristen, die Teile der Stadt besetzt hielten, mit Gasflaschenbomben, Mörsern, Grad-Raketen und Scharfschützen angegriffen wurde, was bis November 2016 zum Tod von fast 11.000 Zivilisten führte, spielten diese Medien dies herunter oder erwähnten es einfach gar nicht erst.
Selbst als gemischte christlich-muslimische Gebiete in der Altstadt von Damaskus von den Terroristen, die Ost-Ghuta besetzt hielten, beschossen worden waren – und beschossen wurden sie jahrelang bis zur Befreiung von Ghuta –, wurde über diesen Terror und die vielen Verstümmelten und Getöteten kaum berichtet, wenn überhaupt.
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In einem dieser Fälle, nachdem eine Grundschule mit Mörsergranaten beschossen worden war, wodurch ein Kind getötet und über 60 weitere verletzt worden waren, kommentierte der BBC-Journalist später mit schlecht vorgespielter Naivität: "Auch die Regierung wird beschuldigt, Mörsergranaten in die unter ihrer Kontrolle stehenden Stadtteile abzufeuern."
Im Sommer 2016 reiste ich durch Syrien und traf Syrer, die, von Terroristen vertrieben, ihr Leben neu begonnen hatten. Einige von ihnen erlebten und überlebten Terroranschläge, die sich nur wenige hundert Meter von ihren Wohnstätten entfernt wiederholt ereigneten, und waren täglich dem Beschuss durch Heckenschützen und Artillerie ausgesetzt.
Und die ganze Zeit über beschönigten dieselben kriegspropagandistischen Medien anhand vorgefertigter Texte die schrecklichen Realitäten des Lebens unter der Herrschaft der Terroristen, zu denen Gefangenschaft, Folter, Hunger, Vergewaltigungen und öffentliche Hinrichtungen von Zivilisten mit dem Schwert oder gezielte Morde gehörten.
"Gefallene Städte", "Chemiewaffenangriffe" und andere "Wahrheiten"
Ich hatte die Gelegenheit, viele wichtige Städte und Ortschaften nach der Befreiung von terroristischen Gruppierungen zu besuchen. In den westlichen Medien wurde unweigerlich berichtet, diese Gebiete seien "gefallen". Man stellte völlig bizarre Behauptungen auf, wonach das Leben unter der Regierung schlimmer sei als das Leben unter den Extremisten, die Zivilisten mit Leichtigkeit und Routine auf den Straßen mordeten.
Zudem verhungerten Zivilisten unter der Herrschaft der Aufwiegler. Nicht durch Verschulden der syrischen Regierung, sondern durch das der Terroristen. Sie wurden oft in grauenhafte Gefängnisse eingesperrt, viele davon unterirdisch.
Von der Altstadt von Homs über das uralte Dorf Maalula mit aramäisch sprechenden Einwohnern, über Ost-Aleppo, Madaya und al-Waer bis hin zu Ost-Ghuta und sogar einige Gebiete der Provinz Idlib berichteten Zivilisten, die ich traf, von der Hölle, die sie unter der Herrschaft der Terroristen erlebt hatten, und von ihrer Erleichterung, befreit worden zu sein.
Immer wenn in den Massenmedien formuliert wird, diese Gebiete seien "gefallen", ist das eine glatte Lüge. Denn diese Gebiete kehrten zu Frieden und Stabilität zurück.
Lügen über Chemiewaffen und scheinheilige UN-Vertreter
In Sachen Syrien mögen UN-Vertreter Besorgnis und Neutralität vortäuschen, doch die Vereinten Nationen machten sich mitschuldig, als sie den Beschuss von Damaskus durch Terroristen ignorierten und die Stimmen der leidenden Zivilisten und der syrischen Vertreter vor den Versammlungen der UN zum Schweigen brachten beziehungsweise ihre Anliegen totschwiegen.
Dann ist da noch die Sache mit den angeblichen Chemiewaffenangriffen, die der syrischen Armee vorgeworfen werden, für die es jedoch keinerlei Beweise gibt.
In einem Artikel über angeblich eingesetzte Chemiewaffen stellte ich fest, dass sogar ein führendes Mitglied der UNHRC-Untersuchungskommission die sogenannten Rebellen beschuldigte. Viele Journalisten und ich selbst besuchten Duma, den Ort des jüngsten angeblichen "Chemieangriffs". Dort gaben medizinisches Personal ebenso wie Zivilisten Interviews, anhand derer man zu dem Schluss gekommen ist, dass kein Chemieangriff stattgefunden hat.
Zeugen aus Duma machten Aussagen in Den Haag. Darunter auch ein Junge, der in den Behauptungen der westlichen Medien eine Rolle spielt. Anstatt diese syrischen Quellen zu berücksichtigen, spotteten Experten wie Medien im Zusammenhang mit den Zeugenaussagen über die, wie sie es nannten, "obszöne Maskerade".
Ganz recht: Dieselben Medien, die im Vorfeld der Befreiung Aleppos völlig unkritisch den Twitter-Account eines siebenjährigen, der englischen Sprache unkundigen Mädchens aus Aleppo wie ein Evangelium an- und übernommen hatten, weigerten sich, die Zeugnisse von siebzehn Zivilisten aus Duma zu berücksichtigen.
Dieselben Medien lehnten die Enthüllungen der Whistleblower der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) ab, die ihre Stimme erhoben und den abschließenden OPCW-Bericht für die eklatanten Auslassungen darin aufs Schärfste kritisiert hatten – Auslassungen, die das Narrativ um Duma völlig verzerrten.
Im Oktober 2020 verweigerte auch der UN-Sicherheitsrat José Bustani, dem ehemaligen Generaldirektor der OPCW, das Wort. Ich bitte alle Menschen, Bustanis Worte über die Vertuschung durch die OPCW-Expertenergebnisse rund um die Duma-Anschuldigungen zu lesen.
Lügen damals, Lügen all die Jahre durch, Lügen auch heute
Sogar jetzt noch, fünf Jahre nachdem sein Konterfei als "Gesicht des Leides in Syrien" über die Frontseiten globaler Mainstream-Medien gekleistert worden war, weil er angeblich bei einem russischen oder syrischen Luftangriff verwundet gewesen sein soll, nutzte der britische Independent ein Foto des Jungen Omran Daqneesh aus Aleppo als Titelfoto eines Twitter-Beitrags.
Doch dies wurde schon Mitte 2017 als Lüge entlarvt: Damals traf ich nämlich einen gesunden Omran und seinen Vater. Der Vater erklärte ausdrücklich, dass es gar keinen Luftangriff gegeben hatte.
Auch weitere Lügen, die schon vor Jahren entlarvt wurden, werden ungeniert neu recycelt – bei unaufhörlichen Anstrengungen des Westens, Assad zu kriminalisieren und die rechtswidrige Präsenz der US-Koalitionstruppen in Syrien zu legitimieren.
Indes spricht von den Medien oder Experten, die vorgeben, sich um das Wohlergehen der Syrer zu kümmern, niemand die tatsächlichen Ursachen (nicht einmal die Aktivitäten der Terroristen) des Leidens der Syrer an – zu denen vor allem die brutalen westlichen Sanktionen gegen Syrien gehören, die sich unmittelbar auf die Möglichkeit für syrische Zivilisten auswirken, ein normales Leben zu führen und Medikamente zu beschaffen, ganz zu schweigen davon, ihr Land wieder aufzubauen.
Auch der Diebstahl von syrischem Erdöl und Baumwolle durch die USA und das Verbrennen von Weizen auf den Feldern wirken sich auf die Wirtschaft und die Versorgung der Syrer verheerend aus. Und dies, zusammen mit anderen rechtswidrigen US-Politiken in Syrien, wird in der Regierungszeit der Biden-Harris-Administration nur noch schlimmer werden.Denn wer sich die jüngsten Schlagzeilen anschaut, wird bloß das altbekannte Beharren des Westens auf der vermeintlichen Tatsache sehen, dass sich nichts ändern wird, bis Assad weg ist – jedenfalls wurde unverblümt angekündigt, dass die Sanktionen bis dahin andauern werden.
Als letzten Clou haben sie es auf die First Lady Syriens Asma al-Assad abgesehen, eine Frau, die sich vor Ort in Syrien mit ihrer Arbeit zur Unterstützung der Ärmsten des Landes durch Entwicklungs- und Mikrofinanzierungsprojekte einen hohen Beliebtheitsgrad erwarb. Der kollektive Westen würde uns nur zu gern vorgaukeln, dass sie "zu terroristischen Handlungen angestiftet und ermutigt" habe. Diese Behauptung geht von Großbritannien aus – einem Staat, der seinerseits erwiesenermaßen zu Terrorismus angestiftet und ermutigt hat – und wäre zum Brüllen komisch, wenn sie nicht zum Aus-der-Haut-Fahren empörend wäre. In Russland wurde dies bereits treffend als "psychologischer Druck im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen" in Syrien qualifiziert. Ein Blick auf die Körperschaft, die hinter den absurden Anschuldigungen steht, verrät, dass dieser Versuch eines Angriffs gegen die syrische Regierung auf dem Rechtsweg nicht ihr erster ist.
Eine angemessene Abhandlung über die vergangenen zehn Jahre des Krieges in Syrien würde ganze Bände in Anspruch nehmen. Der Kürze halber: Dieser vorsätzlich begonnene und grausame Krieg gegen das syrische Volk, von Medien mit angezettelt, denen das Leben der Syrer wirklich absolut und vollständig egal ist, hätte nie passieren dürfen, auch und vor allem nicht die damit einhergehenden Todesfälle und Zerstörungen.
Um es mit Pater Daniel zu sagen:
"Die Medien haben die Macht und die Wahl, mit ihrer Berichterstattung entweder zum Massaker am syrischen Volk beizutragen – oder dem syrischen Volk zu helfen. Leider finden sich unter den Journalisten zu viele Mitläufer und Feiglinge."
Übersetzt aus dem Englischen
Eva Bartlett ist eine unabhängige kanadische Journalistin und Aktivistin. Sie war jahrelang vor Ort über Konfliktzonen im Nahen Osten berichtet, insbesondere in Syrien und Palästina (wo sie fast vier Jahre lang lebte).
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