von Seyed Alireza Mousavi
Die Nominierten, die Preisträgerinnen und Preisträger beteiligten sich an der 78. Verleihung der Golden Globes von zu Hause oder vom Hotel aus. Aufgrund der COVID-19-Pandemie vergab die Hollywood Foreign Press Association die Auszeichnungen digital. Dass es keinen roten Teppich und kein Blitzlichtgewitter der Fotografen gab, hinderte die Veranstalter nicht daran, "Diversity" auf ihre Agenda für das Jahr 2021 zu setzen. Die Preisträger und Nominierten beklagten sich über "mangelnde Diversität" bei den Oscars. In diesem Jahr traf der Vorwurf auch die Hollywood Foreign Press Association selbst.
Kurz vor der Preisverleihung wurde bekannt, dass es in dem 87-köpfigen Gremium keine schwarzen Mitglieder gibt. Die Gastgeberinnen des Abends, die Komikerinnen Tina Fey und Amy Poehler, sprachen das Thema an und machten darauf aufmerksam, dass "eine Reihe von schwarzen Schauspielern sowie Projekten von Schwarzen übersehen wurde". Und während der gesamten Zeremonie riefen Schauspieler und Schauspielerinnen zur Vielfalt auf. Die Hollywood Foreign Press Association entschuldigte sich sogar auf der Bühne für den Mangel an Vielfalt. Einige US-Schauspieler wie Sean Penn, der seinerzeit die US-Intervention im Irak kritisiert hatte, wollte sich diesmal lieber zur Diversität bekennen, anstatt den jüngsten völkerrechtswidrigen US-Angriff in Syrien anzuprangern.
Die Golden-Globes-Stars bevorzugten es lieber, "mangelnde Diversität" an dieser privilegierten Verleihungszeremonie zu kritisieren, als die Nicht-Verhängung einer Einreisebeschränkung für den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman in die USA zu tadeln. Ein Bericht des US-Geheimdienstes besagte vor Kurzem, dass bin Salman die grausame Ermordung des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi in Istanbul gebilligt habe.
US-Präsident Joe Biden setzt offenbar die Einwanderungspolitik seines Vorgängers an der mexikanischen Grenze fort. Bei verstärkter strafrechtlicher Verfolgung von illegalen Einwanderern an der Grenze zwischen den USA und Mexiko wurden in Hunderten Fällen Familien durch die Trump-Administration auseinandergerissen. Dabei wurden mutmaßlich Kinder in Metallkäfige gesperrt. Die Biden-Regierung soll, so die New York Post, mutmaßlich Jugendliche mit Migrationshintergrund an der Grenze in ähnlichen temporären Einrichtungen unterbracht haben, da sie bislang kein neues Konzept als Alternative zu Trumps "Remain in Mexico Policy" entwickelte. Das Schicksal dieser Jugendlichen war allerdings kein Thema bei der Verleihungszeremonie der Golden Globes, weil Joe Biden gerade im Weißen Haus sitzt, und das reicht.
Seit September 2014 tobt der Bürgerkrieg im Jemen, wo die von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition mit der Unterstützung der westlichen Länder Abertausende Zivilisten getötet hat, um die Huthi-Bewegung aus der Hauptstadt Sanaa zu verdrängen. Amnesty International berichtete 2019, dass in den USA hergestellte präzisionsgelenkte Munition bei einem von Saudi-Arabien und den Emiraten geführten Luftangriff auf ein Wohnhaus im Gouvernement Ta'izz im Jemen eingeschlagen war, bei dem sechs Zivilisten getötet wurden – darunter drei Kinder. Interessant ist dabei, dass die Bombe, die die Militärkoalition bei diesem Angriff benutzt hatte, durch den US-Rüstungs- und Elektronikkonzern Raytheon hergestellt wurde, der 2017 von der Human Rights Campaign als "Best Place to Work" für lesbische, schwule, bisexuelle und Transgender-Mitarbeiter ausgezeichnet worden war.
Die Politik der Biden-Administration basiert auf unfassbarer Doppelmoral, die umso mehr Spaltung im Inland und Interventionen im Ausland hervorbringen wird, da sie einerseits People of Color (PoC) und Migranten in der US-amerikanischen Gesellschaft fördert, während sie jedoch die Länder, aus denen ebensolche Menschen (wie Syrien oder Jemen) kommen, intensiv bombardiert. Biden bringt PoC ins Weiße Haus, greift aber gleichzeitig die Länder an, aus denen ebensolche Menschen in den USA Zuflucht suchen. Zu diesem Projekt leistet Hollywood auch seinen Beitrag, indem es fleißig die US-Politik mit kultureller Propaganda unterfüttert. Diese Politik wird allerdings weder den strukturellen Rassismus bekämpfen noch die materiellen Verhältnisse in den USA gerechter machen.
RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.
Mehr zum Thema - Der Machtwechsel in den USA und die Krise des westlichen Demokratiemodells