von Tara Reade
Als ich mir die Ausführungen von [der demokratischen Kongressabgeordneten] Alexandria Ocasio-Cortez ansah, die über ihr Trauma berichtete und die Angst, die sie um ihr Leben hatte, als das Kapitol in Washington, D.C. [von Trump-Anhängern] gestürmt wurde, hatte ich Mitgefühl und konnte den Schmerz verstehen.
Auch mir ist dort etwas Dunkles passiert, was mein Leben verändert hat. Etwas, das meine Zukunft erschütterte, bis ich schließlich meine Stimme erhob. Im Jahr 1993 dachte ich, meine Karriere hätte gerade erst richtig begonnen. Ich wusste nicht, dass es der Anfang vom Ende war. Joe Biden war 1993 mein Chef und ein mächtiger Senator, als er mich gegen die Wand [in einem Flur des Kapitol] drückte und ohne mein Einverständnis sexuelle Handlungen vornahm.
Anfang Februar hörte ich der Kongressabgeordneten Alexandria Ocasio-Cortez (AOC) zu und spürte ihren Schmerz darüber, dass sie im Kapitol um ihr Leben fürchtete, und wie sie ihr Trauma beschrieb, das sie wegen eines sexuellen Übergriffs in der Vergangenheit erlitten hatte. Die #MeToo-Bewegung trendete daraufhin wieder, erwachte wieder aus dem Tiefschlaf und bekundete AOC ihre Unterstützung – nachdem sie heuchlerisch die weiße Flagge geschwenkt hatte, als ich antrat, um der Welt zu berichten, was mir im Jahr 1993 passiert war.
Statt Unterstützung von #MeToo und AOC oder irgendeinem anderen Demokraten, wurde ich zum Schweigen gebracht und gedemütigt, nur weil ich es gewagt hatte, meine Geschichte auszusprechen. Joe Biden wurde in seine jetzige Position als Oberbefehlshaber der USA gesetzt, und meine unangenehme, unbequeme Geschichte wurde unter den Teppich gekehrt, während die New York Times, Newsweek und andere Mainstream-Medien Joe Biden propagandistisch mit Lob überhäuften.
Ich werde ihn nicht Präsident nennen. Respekt muss verdient werden, und dieser Mann hat mich missbraucht, es dann vertuscht und dann alles getan, um mich zum Schweigen zu bringen. Für mich wird Joe Biden immer dieser arrogante, unsichere Mann mit fettigen Haaren und kalten Händen sein, der mir meine Unschuld genommen hat in diesem Korridor im Herzen des Landes, dem Symbol der Demokratie. Glaube ich AOC? Ja.
Aber glaubt AOC mir auch? Zum Thema des Übergriffs auf mich hat sie öffentlich über meine Schilderungen gesagt, diese seien "nicht ganz eindeutig", um ja nicht die heilige Führung der Demokraten zu verärgern. Die Zeit wird zeigen, ob AOC wirklich auf der Seite der Betroffenen von sexuellen Übergriffe steht. Glaube ich, dass die Demokratische Partei die #MeToo-Bewegung als Schutzschild benutzt und es nur hochhält, wenn es politisch bequem ist? Auf jeden Fall.
Ich werde glauben, dass es eine echte Bewegung in Amerika gibt, um die Vergewaltigungskultur zu beenden, wenn der Glaube an die Betroffenen kein parteipolitisches Unterfangen ist. Ich werde an die Bewegung glauben, wenn Joe Biden zur Rechenschaft gezogen wird und es eine Senatsuntersuchung darüber gibt, was mir passiert ist, als ich für ihn gearbeitet habe. Oder eine Freigabe seiner Akten in der Universität von Delaware, die jetzt versiegelt und somit auch Anfragen zum Gesetz zur Informationsfreiheit [FOIA, Freedom of Information Act] entzogen sind. In meinen Augen wurde die #MeToo-Bewegung gekapert und liegt bis heute zwischen hohlen Hashtags verstreut wie ein überfahrenes Tier auf dem Boden, traurig und vergessen.
Als Folge, dass ich an die Öffentlichkeit ging, wurde mein Leben bedroht, meine Person wurde verleumdet, und ich wurde mit jedem erdenklichen Ausdruck beschimpft, bis ich von bestimmten Medien abgewiesen wurde. Mir wurde sogar mit Gefängnis gedroht. Dennoch werde ich über das Geschehene sprechen, nichts wird mich zum Schweigen bringen. Also, ich höre dich, AOC, ich höre die Ungerechtigkeit und das Trauma, das du ertragen hast.... Hörst du mich?
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Tara Reade ist Autorin, Dichterin, Schauspielerin und ehemalige Senatsassistentin von Joe Biden. Sie verfasste das Buch "Left Out: When the Truth Doesn't Fit In".
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