von Julia Zube
Als was wurde Julia Klöckner, die Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (CDU), nicht schon alles bezeichnet: "Weinkönigin", "Hure der Fleischindustrie" – möchte man wirklich in dieselbe diffamierende Kerbe der Beschreibung ihrer Tätigkeit hauen? Ja, das möchte ich im Folgenden: Zu zahlreich sind die immer neuen unbefriedigenden Gesetze, die ihr Ministerium erlässt, zu erschreckend die Anzahl der Tierleichen, die auf ihr Konto gehen und zu offensichtlich ihre Inkompetenz, diesen Posten weiterhin guten Gewissens zu bekleiden.
45 Millionen tote Küken jedes Jahr: Schuld ist Julia Klöckner
Doch bleiben wir bei den Fakten, die etwaige Diffamierungen Klöckners rechtfertigen: Etwa 45 Millionen männliche Küken werden jährlich in Deutschland nach dem Schlüpfen getötet. Das passiert üblicherweise durch Schreddern oder Ersticken mit CO2 (Kohlendioxid). Dabei wird CO2 in Behälter mit einigen hundert Küken eingeleitet. Daraufhin tritt eine Bewusstlosigkeit ein und der Tod erfolgt durch Sauerstoffarmut im Blut. Jetzt die gute Nachricht: Deutschland verbietet diese Praxis. Doch nicht etwa ab sofort, sondern ab 2022. Das macht dann noch mal 90 Millionen tote Lebewesen, danke Julia!
Tierschützer kritisieren zu Recht, dass diese Praxis viel früher hätte verboten werden müssen. Andere Beschlüsse, zum Beispiel Diätenerhöhungen, werden doch auch schneller durchgewunken – komisch.
Arme Schweine
Kommen wir zur nächsten Nutztierart, die unter der Politik der Weinkönigin zu leiden hat: "Die armen Schweine", möchte man denken, angesichts der Zustände, denen sich Zuchtsauen und deren Nachwuchs ausgeliefert sehen. Den meisten männlichen Ferkeln werden ohne Betäubung die Hoden herausgeschnitten. Muttersauen werden in sehr enge Metallkäfige, dem sogenannten Kastenstand, gepfercht. Darin können sie sich zwar nicht bewegen, aber immerhin bekommen sie ihren Nachwuchs an die Zitzen gesetzt. Bis zur Trennung natürlich – drei Wochen später. Klöckner könnte beispielsweise Verordnungen vorlegen, um solche Missstände zu unterbinden. Macht sie aber nicht. Im Gegenteil: Sie hat sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass das Parlament das schon beschlossene Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration noch einmal verschiebt. "Dirne der Agrarlobby" ist eigentlich alles, was einem dazu noch einfällt.
Aber es gibt einen Lichtblick, der alle Hundebesitzer tierisch freuen dürfte: die angedachte Gassigeh-Pflicht – der Klöcknerins jüngster Geistesblitz.
Ich soll mit meinem Hund rausgehen? Mindestens zweimal am Tag?! Da wäre ich ja nie drauf gekommen!", denkt sich bestimmt der ein oder andere Stadtbewohner, der die Hundehaufen seiner Vierbeiner gewöhnlich vom Teppich kratzt.
Wer jetzt noch nicht die Absetzung dieser personifizierten Unfähigkeit fordert, dem kann ich leider auch nicht mehr helfen. Dabei wurde die Klüngelei der Profi-Lobbyistin mit ihrem Lieblingskonzern Nestlé hier noch gar nicht erwähnt. Aber beim Thema Lobbyismus befindet sich Frau Klöckner ja bekanntlich in bester Gesellschaft.
Vielleicht nehme ich mir kommende Woche einmal den nächsten Kandidaten im Politiker-Unfähigkeitsreigen vor: Verkehrsminister Andi B. Scheuert. Mal sehen, wer den "Vollpfosten des Jahres" gewinnt. Diese Entscheidung wird jedoch definitiv schwerfallen.
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