Auf das Ende der Pandemie kann man ewig warten – Wer vernünftig ist, kehrt zur Normalität zurück

Es ist an der Zeit, dem Fetisch wissenschaftlicher Methoden ein Ende zu bereiten. Wir müssen akzeptieren, dass es viele Elemente an COVID-19 gibt, die wissenschaftlich vielleicht nie verstanden werden. Wer darauf wartet, wird nie wieder ein normales Leben führen können.

von Peter Andrews

Der Ausbruch von COVID-19 ist größtenteils vorbei, und die Versuche des Menschen, das Virus zu bremsen, zu stoppen oder zu verstehen, sind gescheitert. Die Wissenschaft wird letztendlich mehr über die Pandemie erfahren, aber das ist ein langwieriger Prozess.

Die Wissenschaft wird – wenn sie richtig funktioniert – nicht zu Schlussfolgerungen kommen, die völlig falsch sind. Aber nicht alles, was wahr ist, kann durch eine randomisierte Kontrollstudie mit einer anschließenden Begutachtung begründet werden. Nehmen wir die Theorie, die durch Dr. John Lees Veröffentlichung in der Zeitschrift Spectator populär gemacht wurde, nämlich dass COVID-19 im Laufe seiner Ausbreitung weniger tödlich geworden ist und jetzt im Grunde genommen inert ist.

Dies würde perfekt erklären, warum so viele Menschen zunächst innerhalb kurzer Zeit an COVID-19 verstorben sind und warum sich die Kurve der Todesfälle im Grunde genommen seit April abgeflacht hat. Das steht im Einklang mit vielen COVID-Studien, die eine schnelle Evolution des Virus, verschiedene Stämme und die Möglichkeit von Reinfektionen bestätigen. Darüber hinaus könnte eine Veränderung des Virus selbst erklären, warum die gleichen Muster bei den Todesfällen überall beobachtet werden, unabhängig von Sperrmaßnahmen, demografischen Daten, der Nachverfolgung von Kontaktpersonen oder jedem anderen Schema.

Tatsächlich wird es von Tag zu Tag immer wahrscheinlicher, dass das Virus bereits zu einer milderen Form mutiert ist. Das Problem ist, dass es nahezu unmöglich wäre, dies mit den Instrumenten der Wissenschaft jetzt oder in naher Zukunft sicher festzustellen. Die Launen verschiedener menschlicher Körper und mikroskopischer Partikel gehen einfach über die Möglichkeiten des Rahmens der exakten Wissenschaft hinaus.

Die Menschen müssen dies in Bezug auf COVID-19 (und hoffentlich später auch über viele andere) akzeptieren und aufhören, die wissenschaftliche Methode in solchen Zeiten als ein Fetisch zu vergöttern, in denen ein bisschen gesunder Menschenverstand die Arbeit erledigen könnte. Wir sind gelähmt durch die Erwartung, dass die Weltgesundheitsorganisation oder die Public Health England irgendeine von Fachkollegen positiv begutachtete Studie oder sonst etwas hervorzaubern soll, was mit 99,9-prozentiger Wahrscheinlichkeit bestätigt, dass wir jetzt wieder zur Normalität zurückkehren dürfen. Das wird nie passieren, aber wir müssen dennoch wieder zur Normalität zurückfinden.

Betrachten Sie hier diesen Artikel, der von drei Wissenschaftlern verfasst wurde. Er zeigt eine gemessene, also "datengetriebene" Analyse der Frage, ob COVID-19 langsam weniger tödlich wird. Aber der Artikel ist von der Annahme überschattet, dass man sich nur auf offizielle Daten verlassen könne, egal wie verworren die auch sind. Man braucht eigentlich nur die Ärzte zu fragen, ob sie sehen, dass Patienten mit COVID-19 kommen, oder ob sie an COVID sterben, wenn sie denn kommen. Stattdessen konzentriert man sich auf Fallzahlen, die das Papier nicht wert sind, auf das sie geschrieben worden sind.

Hier ist noch eine weitere Arbeit, die von dem brillanten Professor Carl Heneghan vom Oxford Centre for Evidence Based Medicine (dt. Zentrum für evidenzbasierte Medizin) der Universität Oxford mitverfasst wurde. Er stellte die Interpretation der Statistiken über Coronaviren durch die Regierung unermüdlich infrage, obwohl es viel zu lange gedauert hat, bis ihm dafür irgendeine Art von Plattform geboten wurde, von der aus er sich auch an die Öffentlichkeit wenden konnte.

Die Studie ist zwar zweifellos genau und wertvoll, weil sie Feinheiten und Details feststellt, versucht aber eine Antwort zu geben, ob die Zahl der Infektionstoten im Vereinigten Königreich gesunken ist. Eine umfassende Überprüfung der begrenzten Daten legt nahe, dass dies der Fall ist. Aber was nun weiter? Was bedeutet das für den Durchschnittsbürger, der unsicher ist, ob er sein Kind morgens zur Schule schicken soll oder ob es zu verantworten ist, seine Großeltern zu umarmen?

So viele Menschen waren – verständlicherweise – so sehr nach übertriebenen Berichten über die Bedrohung durch COVID-19 erschrocken. Und nun muss man viel Mühe aufwenden, um sie glaubhaft davon zu überzeugen, dass sie übers Ohr gehauen wurden. Aber sie müssen überzeugt werden, damit sie ihr altes Leben zurückbekommen können. Das gegenwärtige Regime wird diese Verantwortung niemals übernehmen, weil es sich dabei in erster Linie um ein Eingeständnis massiver Schuld ihrerseits handeln würde.

Was nun von allen vernünftigen Menschen gebraucht wird, ist eine ruhige, aber eindringliche Auseinandersetzung mit Freunden, Verwandten und Behörden gleichermaßen für die vollständige Abschaffung aller durch das Coronavirus bedingten Beschränkungen. Etwas davon haben wir am Wochenende in London und Berlin gesehen. Und es war fantastisch, eine so gut organisierte und klarsichtige Diskrepanz im Gegensatz zu der finsteren "neuen Normalität" zu erleben.

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Peter Andrews ist ein irischer Wissenschaftsjournalist und Schriftsteller aus London. Er hat eine Ausbildung in Biowissenschaften und einen Abschluss in Genetik von der University of Glasgow.

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