Infektionsketten außer Kontrolle - Spahn spricht von Beginn einer Corona-Epidemie in Deutschland

"Wir befinden uns am Beginn einer Corona-Epidemie in Deutschland. Die neuen Fälle in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg sind dafür ein weiteres Zeichen", warnte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gestern auf einer Pressekonferenz in Berlin. Verschärfend komme hinzu, dass die Infektionsketten teilweise nicht mehr nachvollziehbar sind und es eine Vielzahl von Personen gibt, die mit Infizierten Kontakt hatten. Dass diese Epidemie an Deutschland vorbeiziehe, sei unrealistisch.

Währenddessen hat die WHO gestern erklärt, dass es erstmals mehr Neuerkrankungen im Ausland, als im Virus-Epizentrum China selbst gegeben hat. Besonders in Italien ist das Virus außer Kontrolle geraten und greift um sich. Hier haben sich bereits 400 Menschen mit dem Virus infiziert. Bislang sind zwölf Menschen in Italien daran gestorben. Ganze Gebiete stehen unter Quarantäne. Schulen und Universitäten bleiben geschlossen. Im öffentlichen Nah- und Fernverkehr kommt es zu Einschränkungen. Menschen neigen zu Hamsterkäufen und legen sich Vorräte an.

Mittlerweile sind in Nordrhein-Westfalen sechs Menschen positiv auf das Virus getestet worden. In Baden-Württemberg und in Nordrhein-Westfalen wurde ein Krisenstab eingerichtet, der durch das Robert Koch-Institut sowie das Bundesgesundheitsministerium unterstützt wird. Unter ihnen ein Ehepaar, dass an einer Karnevalsveranstaltung am 15. Februar teilgenommen hat. Da es unklar ist, wo diese sich angesteckt haben und  wer alles zu den Infizierten Kontakt hatte, wurden nun  alle Besucher des Karnevalsumzugs gebeten, sich bei den Behörden zu melden. Sie und ihre Kontaktpersonen sollen in 14-tägige Quarantäne gehen. 

Wie Spahn auf der Pressekonferenz erklärte, müssten die bisherigen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus infrage gestellt und umgedacht werden. Man werde schnell und angemessen auf neue Entwicklungen reagieren. Da sich die Lage verschärft habe, passe man die Strategien dementsprechend an und stelle sich darauf ein, Pandemiepläne zu aktivieren.

Da die Symptomatik in vielerlei Hinsicht vergleichbar mit der Influenza sei, könne man gut auf die Influenza-Pandemieplanung, die vor drei Jahren vom Robert-Koch-Institut entwickelt wurde, zurückgreifen und sie anpassen. 

Laut den jüngsten Angaben des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) sind bisher mindestens 82.132 Menschen mit dem COVID-19 infiziert und über 2.800 Menschen daran gestorben. Auf EU-Ebene genauer gesagt im Europäischen Wirtschaftsraum - Großbritannien einbezogen - gibt es 477 Corona-Infizierte, von denen 14 verstarben. Bislang wurden 21 Fälle in Deutschland bestätigt und ist so auf Platz zwei der europäischen Länder mit den meisten Infizierten, hinter Italien mit 400 Infizierten.