Die USA betreiben derzeit ihr größtes Verlegemanöver der vergangenen 25 Jahre unter dem Titel Defender Europe 2020 nach Europa. Dazu werden nicht nur die bereits 9.000 in Europa stationierten Truppen in Bewegung gesetzt, sondern weitere 20.000 US-Soldaten samt Gerät aus Übersee hergebracht. Deutschland fungiert dabei als Hauptumschlagplatz und koordiniert die Militär- und Truppentransporte via Flugzeug, Bahn und Straßenverkehr. Außerdem werden 8.000 Truppen verbündeter Länder in die Übung einbezogen, sodass sich am Ende 18 Nationen unter US-Führung militärisch erproben. Gerät und Truppen sollen nach Polen, Litauen, Lettland und Estland ziehen, um dort die Krisenfall-Fähigkeit zu trainieren. Für Deutschland geht es bei der Übung auch darum, die Belastbarkeit der eigenen Infrastruktur, Brücken und Straßen zu überprüfen. Über verschiedene Häfen wird das Militärgerät aus den USA angeschifft.
Seit der Ukrainekrise konzentriert sich die NATO militärisch zunehmend an ihrer Ostflanke, um ihre Partner dort zu unterstützen und ihnen die Angst vor einer russischen "Provokation" zu nehmen und auf diese reagieren zu können. Seither rotieren Brigaden und Bataillone an der NATO-Ostflanke unter dem Titel "Enhanced Forward Presence" oder unter US-Führung unter dem Titel "Atlantic Resolve".
Mit Defender Europe 2020 kommt nun noch eine ganze Division aus den USA hinzu. Die NATO beteuert aber, dass sich das Manöver nicht gegen Russland richtet.
Das sehen Kritiker anders. Es sind zahlreiche Protestaktionen gegen das Manöver geplant. Auch die Partei die Linke stellt sich gegen das Manöver und fordert sogar, es in Deutschland zu verbieten.
In ihrem Antrag "DEFENDER 2020 stoppen – Keine Unterstützung für Militäraufmarsch an der russischen Grenze" schreibt die Partei:
Mit dem größten Militärmanöver der NATO seit 25 Jahren sollen zum ersten Mal überhaupt schwere gepanzerte US-Einheiten in Divisionsstärke in die unmittelbaren osteuropäischen Nachbarstaaten Russlands verlegt werden. Hierfür werden bis zu 37.000 Soldatinnen und Soldaten und über 35.000 Militärfahrzeuge quer durch Deutschland Richtung Osten transportiert. [...] Statt aus dieser Geschichte (2. Weltkrieg) Lehren zu ziehen und endlich energische eigene Schritte hin zu Verständigung, Dialog, Entspannung und einem System kollektiver Sicherheit in Europa, das Russland einschließt, zu gehen, leistet die deutsche Bundesregierung entscheidende Unterstützung bei der Verlegung der Truppen nach Osten und stellt auch Kampftruppen für Kampfübungen im Baltikum und in Polen.
Die linken Vertreter meinen, dass es dabei nicht um Verteidigung, sondern um militärische Machtdemonstration ginge.
DEFENDER 2020 spielt um der militärischen Machtdemonstration willen mit den noch verbliebenen Rüstungsbegrenzungs- und Rüstungskontrollvereinbarungen in Europa. [...] Die militärischen Verlegungen im Rahmen von DEFENDER 2020 schaden der Sicherheit in Europa und verletzen den Geist der NATO-Russland-Grundakte.
Darüber hinaus schade das Manöver der Umwelt und der Infrastruktur:
Eine weitere schwere Hypothek des Manövers sind die Produktion an CO₂ und anderen schädlichen Klimagasen, wenn 35.000 Militärfahrzeuge 4.000 Kilometer durch Europa bewegt werden, sowie die infrastrukturellen Schäden, die dabei für Länder und Kommunen entstehen werden. Über die geschätzten Gesamtkosten dieser Militäroperation für die Bundesrepublik schweigt sich die Bundesregierung aus.
Allem in allem schade das Manöver der Sicherheit in Europa, anstatt Nutzen zu bringen, weshalb die Abgeordneten dessen Verbot fordern. Darüber hinaus wollen sie, dass "alle ausländischen Truppen" Deutschland insgesamt verlassen, um der Entspannungspolitik zu dienen.