Die Bundeswehr selbst schreibt:
Diese Größenordnung ist neu: In der Übung US Defender Europe 2020 werden rund 37.000 Soldaten und etwa 33.000 Fahrzeuge und Container über 4.000 Kilometer durch Deutschland und Europa bewegt.
Wie gestern bei der Pressekonferenz zum Start der militärischen Großübung an der Logistikschule der Bundeswehr von dessen Kommandeur, Brigadegeneral André Denk, erklärt wurde, "geht es im Wesentlichen darum, die Abschreckungsfähigkeit unseres Bündnisses, der NATO, zu demonstrieren".
In der Lucius-D.-Clay-Kaserne im niedersächsischen Garlstedt, wo die Logistikschule der Bundeswehr sitzt, wurde gestern auch der Start von Defender Europe 2020 eingeläutet. Für bis zu 2.000 US-Soldaten ist hier innerhalb von neun Wochen auf einer Fläche von zwei Fußballfeldern eine Zeltstadt mit Hilfe von 100 belgischen und deutschen Spezialpionieren errichtet worden. In 22 Großraumzelten mit einer Größe von 350 Quadratmetern und 80 Betten pro Zelt sollen die US-Soldaten unterkommen. Damit diese sich auch wohlfühlen, gibt es neben Heizkörpern und Ventilatoren sogar Kronleuchter und für jeden eine Steckdose. Die US-Soldaten werden mit Flugzeugen etappenweise in Hamburg ankommen und von der Bundeswehr zunächst nach Bremerhaven gebracht, damit diese dort ihr Material abholen können. Dann soll es für rund eine Woche in die Zeltstadt gehen, in der es ihnen an nichts fehlen soll. Verpflegung, Wäsche, Sport. Für alles ist gesorgt. Die Truppen werden anschließend Richtung Osten ziehen.
Deutschland wird bei diesem Manöver zum Hauptdrehkreuz, da es die sogenannte Aufgabe des Host Nation Supports übernimmt. Das heißt, es ist verantwortlich für die "Planung und Genehmigung von Durchfahrten über deutsche Straßen oder Gewässer bis hin zum Bereitstellen von Unterkünften oder Betankungsmöglichkeiten an unseren Standorten".
Bürgerinitiativen, Friedensaktivisten und Politiker haben bereits ein breites Protestbündnis gebildet und kündigen zahlreiche Aktionen gegen die militärische Großübung an. Sie kritisieren, dass diese ein Säbelrasseln gegen Russland darstelle, da sie unmittelbar vor dessen Grenzen stattfinde. Auch erntet der riesige Logistik- und Manöveraufwand wegen der Umweltbelastung harsche Kritik. Angesprochen auf die angekündigten Proteste, erklärte Brigadegeneral André Denk:
Wir sehen den Protesten und Demonstrationen sehr gelassen entgegen. Das ist Bestandteil einer Demokratie. [...] Ich schließe nicht aus, dass Demonstranten Bahnschienen und Straßen für die US-Militärkonvois blockieren.
Er verteidigte die Übung dennoch:
Die Sicherheit ist immer gefährdet. Zu glauben, dass Frieden und Freiheit von Nichts kommt, ist ein Irrglaube. Die jüngste Vergangenheit, die Krise in der Ostukraine, die Annexion der Krim haben uns allen sehr genau gezeigt, dass auch wir hier in Europa schnell von Frieden in einen Krieg umkippen können.
Insgesamt nehmen 37.000 Soldaten an der Übung teil. Dazu werden 20.000 US-Soldaten aus Übersee samt ganzer Schiffsladungen an Ausrüstung nach Europa verschifft. Neben den 9.000 bereits in Europa stationierten US-Soldaten sollen rund 8.000 aus anderen NATO-Staaten, Finnland und Georgien beteiligt sein.