Das russische Ministerium für Notfallsituationen hat versprochen, zusätzliche Truppen und Ausrüstung noch am Montag nach Sibirien zu entsenden, um die massiven Brände zu bekämpfen. "In der gesamten Region Krasnojarsk und Irkutsk sowie in einigen Teilen Burjatiens wurde eine Notsituation ausgerufen", erklärte das Ministerium.
Um die Brände einzudämmen, brauchen diese drei Regionen mindestens 15.000 Mann vor Ort, sagte der stellvertretende Notfallminister Jewgeni Sinitschew. Der Beamte kritisierte die Aussagen von lokalen Beamten, die sich trotz der großen betroffenen Gebiete und der massiven Rauchansammlung in mindestens 500 sibirischen Städten und Dörfern gegen die Brandbekämpfung aussprachen.
"Es gibt Brände, wo keine Männer vor Ort sind, da sie nur aus der Luft erreichbar sind. Trotzdem haben wir Hunderte von Siedlungen, die im Rauch verschwinden. Die Bürger rufen um Hilfe, und keine wirtschaftlichen Gründe dürfen die Lieferung dieser Hilfe beeinträchtigen", sagte Sinitschew.
Eine Online-Petition, die die Verhängung des Ausnahmezustands in ganz Sibirien fordert, sammelte in nur einer Woche über 400.000 Unterschriften. Das Notfallministerium hörte offenbar auf die Bitten um Hilfe.
Die Brände begannen Anfang des Monats in Sibirien und betreffen vor allem bewaldete, unbewohnte Gebiete. Allerdings werden die Brände von dicken Rauchwolken begleitet, die große sibirische Städte wie Krasnojarsk und Nowosibirsk verschlingen. Abgesehen davon, dass der Rauch ein direktes Gesundheitsrisiko darstellt, beeinträchtigte er bereits den Betrieb an Flughäfen, da die Sicht fast völlig eingeschränkt ist.
Die lokalen Behörden zögerten tatsächlich mit der Brandbekämpfung. Dazu beriefen sie sich auf eine Anordnung des Ministeriums für Naturressourcen aus dem Jahr 2015, die es erlaubt, Waldbrände unbeaufsichtigt zu lassen, wenn sie keine Bedrohung für Siedlungen darstellen und die Kosten für ihre Bekämpfung den geschätzten Schaden übersteigen. Die Waldbrände und die umstrittenen Vorschriften darüber, wie man sie (nicht) löschen muss, haben auch die Aufmerksamkeit der russischen Gesetzgeber auf sich gezogen, die versprochen haben, das Ministerium dazu zu bringen, die Anordnung zu überprüfen.
Das gleiche Argument wurde am Montag vom Krasnojarsker Gouverneur Aleksander Uss wiederholt. Der Beamte sagte, dass Waldbrände "regelmäßige Naturereignisse" sind, die im Laufe der Geschichte immer wieder auftreten, und es "sinnlos und manchmal sogar schädlich ist, sie zu bekämpfen."