Einheimische von Lampedusa reagieren auf die Ankunft der "Sea-Watch 3"

Die Migranten vom Sea-Watch-Rettungsschiff wurden am Samstag im Flüchtlingszentrum von Lampedusa untergebracht, nachdem sie mehrere Stunden zuvor das Schiff verlassen durften.

Die Schiffskapitänin Carola Rackete wurde zuvor verhaftet, weil sie sich geweigert hatte, eine Anordnung der italienischen Marine zu befolgen und das Schiff notfalls auch ohne Erlaubnis in den Hafen bringen wollte, somit also eine Straftat beging, die in Italien mit bis zu 10 Jahren Gefängnis bestraft werden kann.

Aishi, einer der Migranten aus Ghana, sagte: "Carola, die Sea-Watch-Kapitänin, ist eine echte Lebensretterin. Wir wären fast alle mitten auf dem Meer ertrunken. Die Sea-Watch tauchte auf und rettete uns. Sonst wäre ich jetzt eine Leiche."

"Sie sagte mir, dass wir sind mehr wert seien als die Sea-Watch, dass das Leben kostbarer ist als dieses Schiff. Also hat sie sich für uns geopfert", fügte er hinzu.

Mittlerweile spaltet die Ankunft die Bevölkerung von Lampedusa, ein Teil verurteilt die Tat der Kapitänin des Schiffes, während andere sie loben.

"Die Kapitänin, das Schiff und eine privat gegründete Organisation, die nicht für eine Regierung oder sonst jemanden arbeiten. Das ist genau das, was die Menschen aus Lampedusa nicht akzeptieren", sagte Elio, ein Anhänger der Lega Nord.

"Es ist nicht so, dass sie verlangen, diese Menschen nicht willkommen zu heißen. Aber sie verlangen, dass sich diese Art von Vereinigungen nicht durchsetzen können und die Situation ausnutzen", fügte er hinzu.

Mario, ein Bewohner, sagte: "Hätte sie das Schiff der Finanzpolizei gerammt, hätte das die Besatzung in Gefahr gebracht. Wenn sie anlegen wollte, hätte sie es friedlicher machen sollen, ohne andere Leben zu gefährden."

Mimmo, ein weiterer Bewohner, fügte hinzu: "Es gibt von ihnen mehr im Norden Italiens, wo sie hingebracht werden und wo sie entkommen, als in Lampedusa. Wir sehen sie nicht. Wir sehen nur Leute, die ankommen und danach weiterziehen."

"Ich mag es nicht, Vorbilder oder Helden zu stilisieren, aber ich meine: Wenn sich ein 31-jähriges Mädchen auf die Seite der Schwachen stellt  – trotz persönlicher Risiken – dann schafft sie es, ihre Ideen zu voranzubringen und anderen zu helfen – meiner Meinung nach ein Beispiel für alle. Es ist auch eine Hoffnung", sagte Anna.

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