Bandera, der im Zweiten Weltkrieg mit den Nazis kollaborierte, starb 1959 in München, und sein Grab ist dort zu einem Wallfahrtsort für seine Bewunderer geworden. Während Bandera und seine UPA-Truppen in der Westukraine als Helden gefeiert werden, zählt er vor allem in Polen, Israel, Russland zu den Kriegsverbrechern. Seine Truppen, die als besonders grausam galten, brachten bei ethnischen Säuberungen schätzungsweise bis zu 200.000 polnische Bürger und Zehntausende Juden und Kommunisten um.
Seit dem Umsturz in der Ukraine 2014 gewinnen seine Anhänger wieder an Einfluss und Macht. Rechtsradikale waren maßgeblich an den gewaltsamen Ausschreitungen auf dem Maidan beteiligt. Sie hatten Parlamente gestürmt und übernommen. Politiker und Polizisten wurden entführt und ermordet. Ihre Gewalt gipfelte in Odessa am 02. Mai 2014. Dort hatten sie Menschen angegriffen, die Stimmen für ein Referendum sammelten. Wahllos wurden Zivilisten gejagt, die sich in das Gewerkschaftshaus retteten. Doch dort im Inneren wurden die Geflüchteten mit äußerster Gewalt weiter misshandelt. Leichen wiesen später schwerste Verletzungen und Schusswunden auf. Eine Frau lag erdrosselt auf ihrem Schreibtisch. Rechtsradikale setzten das Gebäude in Brand. Auf Menschen, die versuchten, sich aus den Fenstern zu retten, wurde teilweise das Feuer eröffnet. Dutzende Menschen starben.
Die Rechten sind in der Westukraine gut organisiert, politisch wie auch paramilitärisch. Immer wieder kommt es zu Terroranschlägen. Jüngst hatten sie vermehrt für Schlagzeilen gesorgt, nachdem sie "Säuberungsaktionen" gegen Sinti und Roma veranstalteten. Unter dem heutigen ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko wurde der 14. Oktober als ehemaliger Gründungstag der UPA-Truppen zum nationalen Feiertag, zum "Tag des Verteidigers", erklärt. Bei dem Marsch von 15.000 Anhängern wurden nicht nur Lobgesänge auf Bandera angestimmt, sondern auch immer wieder "Tod den Moskauern" gefordert. Nichts hassen diese Verbände und Gruppen mehr als Russland.
Graham Phillips ist Blogger und hatte besonders Aufmerksamkeit erlangt, als er über den Krieg berichtete, den die Putschregierung seit 2014 gegen die Widerstand leistende Bevölkerung im Osten des Landes und insbesondere ihre Kämpfer dort begonnen hatte. Im Zuge der sogenannten Anti-Terror-Operation und des bis heute andauernden bewaffneten Konflikts starben über Zehntausend Menschen, Zehntausende wurden verwundet.
Graham Phillips hat nun ein Video gepostet, in dem er Flaggen von dem Grab der ukrainischen nationalistischen Rechts-Ikone Stepan Bandera in München entfernt und dann ein Schild anbringt, auf dem steht: "Hier ist der ukrainische Nazi Stepan Bandera begraben". An dem Grab waren zuvor neben der ukrainischen Nationalflagge und Kerzen auch Flaggen des rechtsradikalen Rechten Sektors angebracht.
Er begründete sein Vorgehen in einem Tweet, indem er sagte, dass er die Grabstätte nur soweit "korrigiert" habe, dass sie mit der deutschen Gesetzgebung übereinstimme.
Viele Kommentatoren lobten die Aktion und nannten Phillips eine "mutige Person" und einen "wahren Antifaschisten", während andere ihn kritisierten und sogar bedrohten.
Einige argumentierten, dass die Verweise des Bloggers auf deutsche Rechtsprechung irrelevant seien, da diese nichts über Grabstätten oder Schreine aussage und "nur" die Verwendung von Hakenkreuzen und anderen Nazi-Symbolen verbiete. Es wurde behauptet, dass sich Philipps selbst strafbar gemacht habe, indem er das Grab entweihte, und dass er dafür zur Verantwortung gezogen werden sollte.
Im Jahr 2010 wurde Bandera in der Ukraine sogar offiziell mit dem Titel "Held der Ukraine" geehrt. Die Entscheidung wurde jedoch später von einem Gericht kassiert.