Einer der Polizisten haut einem Aktivisten sogar mit der flachen Hand ins Gesicht. Andere werden den Hügel hinuntergeschleift.
Die Proteste richten sich gegen die Rodung des Hambacher Forsts. Von dem einst 4.000 Hektar großen Wald ist nicht mehr viel übrig. Von den noch etwa 200 Hektar sollen weitere 100 für den Abbau von Braunkohle gerodet werden. Die Region soll seit 12.000 Jahren bewaldet sein, manche Bäume im Forst sind bereits 350 Jahre alt. Der RWE-Tagebau Hambach erstreckt sich mittlerweile über 3.300 Hektar und ist der größte Braunkohle-Tagebau des Unternehmens. Schon viele Jahre wettern Umweltaktivisten gegen die Umweltverschmutzung und Umweltvernichtung. Seit 2012 besetzen Aktivisten den Hambacher Forst, um weitere Rodungen wenigstens zu behindern, besser noch zu verhindern. Über die Jahre haben sie dort Dutzende Baumhäuser errichtet und auch darin gelebt. Seit dem 13. September räumt die Polizei nun dieses Baumhaus-Camp.
Auf der Webseite der Proteste heißt es dazu: „Ab dem ersten Oktober wird RWE erneut versuchen das Herz des Restwaldes zu roden. […] Das Rheinischen Braunkohlerevier stößt ein Drittel des deutschen CO2 aus. Diese Emissionen verursachen, dass sich das Klima weltweit verändert, Wetterextreme zunehmen, und Lebensräume von Menschen und anderen Tieren zerstört werden. […] Der Hambacher Forst ist ein uraltes Ökosystem zwischen Köln und Aachen. Was hier über Jahrtausende gewachsen ist, soll in wenigen Jahren komplett verschwunden sein, um Platz für den größten Braunkohletagebau Mittel-Europas zu machen. […] Es ist Zeit sich zu organisieren und aktiv zu werden!"
RWE hält dem auf seiner Seite dagegen, dass viele Menschen vom Braunkohle-Abbau leben und behauptet: „Ohne Rodung müsste der Tagebau eingestellt werden. Ein Herumbaggern um den Hambacher Forst ist technisch nicht möglich.“
„Im vergangenen Jahr hat RWE nur zwei Hektar des Hambacher Forst roden können. Wegen des Rückstands im Hambacher Forst werden die Bagger im Herbst 2018 auf rund 300 Meter an den Wald heranrücken. Der zeitliche Puffer im Tagebau Hambach ist aufgebraucht. Ohne die Rodung und die anschließenden, langwierigen Vorbereitungen kommt die Braunkohlengewinnung dort zum Erliegen.“
Außerdem betont der Energieriese, dass nach einem Abbau die Landschaften wiederhergestellt werde. „Im rheinischen Revier wurden so in der Vergangenheit 84 km² Wald neu angelegt, allein am Tagebau Hambach wurden über zehn Millionen Bäume gepflanzt.“
Das kann die Umweltschützer offensichtlich nicht überzeugen. Am Sonntag zogen rund 4000 Aktivisten in Richtung dieses Waldes zwischen Köln und Aachen.
In Hambach lebten tatsächlich bis jetzt Dutzende von Aktivisten in rund 60 Baumhäusern. Diese Besetzung begann 2012, als eine Gruppe von Aktivisten beschloss, im Wald zu wohnen, um gegen den Ausbau des Energiekonzerns RWE Kohletagebau, der zu den größten in Europa gehört, zu kämpfen. Laut offizieller Verlautbarungen wird nun der Forst geräumt, weil die Baumhäuser als „bauliche Anlagen“ angeblich die Brandschutzbestimmungen nicht erfüllten. RWE hat betont, nicht vor dem 14. Oktober mit den Rodungen beginnen zu wollen. Bislang gab es über 70 Festnahmen.