Mossul: Die Hölle in 360° - Wie eine Familie hier IS-Besatzung und Bombenregen der Befreier erlebte

Das ehemalige Wirtschaftszentrum Mossuls, die Altstadt, ähnelt heute in weiten Teilen einer Trümmergegend. Hier lebte Mohammed Qadir mit seiner Familie nur wenige Meter von der Al-Nuri-Moschee entfernt. In dieser hatte der Chef des Islamischen Staates, Abu Bakr al-Baghdadi, im Juli 2014 während seiner ersten und letzten öffentlichen Predigt das Kalifat ausgerufen. Qadir erklärt vor der 360°-Kamera, welches Martyrium er und seien Familie hier durchmachten.

Qadir und seine Familie erlebten hier die Hölle unter der IS-Herrschaft, aber auch unter dem Bombenregen der Befreier. "Wenn Sie wissen wollen, wie meine Familie und ich unter IS-Besatzung gelebt haben: Das ist das Haus, in dem wir gelebt haben, und ich habe ein Kind verloren, eine Tochter im Alter von 17 Jahren", erklärt er.

Einmal in seinem ehemaligen Haus angekommen, erklärt Qadir, wie seine Tochter Zubaida im Badezimmer starb.

"Sie wurde von einer Mörsergranate getroffen, die ihre Beine traf. Ihr Fleisch war an der Wand, das sind die schwarzen Flecken, und der Rest ist Schrapnell", sagte er. "Es warf sie von hier in den Hof." Er fährt fort und erzählt, wie er seine Tochter bei dem Angriff, der sein Haus zerstörte, sterben sah. "Die Frau ihres Onkels sah sie vom Fenster aus und fing an zu schreien und sagte, das Kind sei tot. Ich näherte mich ihr und fand sie - ihre Brust war mit Rauch und Schießpulver von der Explosion bedeckt. Wir brachten sie zum Haus unserer Nachbarin und gaben ihr Erste Hilfe, und wir zogen sie an ihrem Bein, dann fiel ihr Bein in diese Richtung, im Haus unserer Nachbarin, komplett mit ihrem ganzen Fuß, in das Haus unserer Nachbarin", sagt er.

Er erzählte weiter, dass er zu erschüttert war, um sie selbst ins Krankenhaus zu bringen. Sei ältester Sohn übernahm die Aufgabe und suchte das nächstgelegene Krankenhaus mit dem schwerverletzten Mädchen auf – dieses stand ebenfalls unter IS-Kontrolle.

"Er erzählte ihnen, dass seine Schwester verletzt war, und sie sagten, dass sie solche Fälle nicht im Krankenhaus aufnehmen: Entweder sie bringen sie ins Haus, um dort zu sterben, oder sie verpassen ihr einen Schuss, um ihr Leben zu beenden. Man kümmere sich hauptsächlich um die Kämpfer, um solche Fälle nicht; zweitens war sie, wie sie sagten, deformiert. Also behandelten sie sie nicht, und sie starb."

Qadir lebt jetzt mit seiner Frau und seinen drei Kindern in einem Einraumhaus. Er kann nicht in das Haus zurückkehren, in dem sie vor der Operation zur Befreiung der Stadt gelebt hatten, weil es in Trümmern liegt. In einem der Zimmer, in denen Zubaida geschlafen hatte, haben sie einen Teddybären zur Erinnerung an die dort verstorbene 17-Jährige abgelegt.

Nach ersten Einschätzungen der UNESCO wurden während der Befreiung Mossuls rund 20.000 Gebäude zerstört und 15 Stadtteile dem Erdboden gleichgemacht. Die Luftangriffe der Koalition sprengten alle fünf Brücken entlang des Tigris-Flusses. Die UNESCO stellte fest: "Der Grad der Zerstörung ist seit dem Zweiten Weltkrieg unübertroffen."

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