"Wie nach einem Drehbuch": Überlebende NSU-Opfer und Familienangehörige geben Pressekonferenz

Die überlebenden Opfer von Anschlägen, die mutmaßlich der neonationalsozialistischen Terrorzelle NSU zuzurechnen sind, und Familienangehörige der Ermordeten haben am gestrigen Dienstag, einen Tag, bevor das Urteil über die fünf Angeklagten verkündet wurde, eine Pressekonferenz in München gegeben.

Kemal S., Opfer des Nagelbombenanschlags in der Kolbstraße in Köln am 9. Juni 2004, glaubt, dass noch weitere und mächtigere Akteure hinter der Terror-Zelle stecken. "Ich glaube, das ist wie nach einem Drehbuch. Ein Filmskript von anderen, ein Filmskript von einem Netzwerk, ein Filmskript von Mächten, die mehr Macht haben als wir hier. Ich glaube, der Prozess folgte diesem Drehbuch, und morgen werden wir den letzten Akt sehen", sagte er.

Arif S., ebenfalls ein Opfer des Nagelbombenanschlags, sagte, er habe "seine Hoffnung verloren", als er von Ermittlern gebeten wurde, zu erklären, was mit ihm geschehen sei: "Ich sagte 'die Neonazis' und sie sagten 'Psst'. Seit diesem Zeitpunkt hatte ich keine Hoffnung mehr."

"Wenn die Bundesanwaltschaft behauptet, sie habe bei der Suche nach weiteren Tätern jeden Stein auf den Kopf gestellt, ist das schlicht und einfach falsch", sagte Sebastian Scharmer, der Anwalt von Gamze Kubasik, Tochter des mutmaßlich vom NSU ermordeten Mehmet Kubasik.

Die NSU-Zellenmitglieder haben der Anklage zufolge zwischen 2000 und 2007 zehn Menschen getötet. Acht der Opfer waren türkischer Herkunft, die anderen Opfer waren ein Grieche und eine deutsche Polizistin. Als Motiv wird angenommen, der "Nationalsozialistische Untergrund" wollte Minderheiten terrorisieren und zwingen, das Land zu verlassen.

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