Prügelszenen bei Protesten nach Mord an 15-Jähriger in Kandel

Seit dem Mord an der 15-jährigen Mia Ende Dezember ist Kandel in der Südpfalz polarisiert. Seit bekannt wurde, dass das junge Mädchen von ihrem Ex-Freund in einem Drogeriemarkt erstochen worden war und dieser ein so genannter unbegleiteter minderjähriger Flüchtling sei, der deutlich älter als die angegebenen 15 Jahre aussehe, macht sich in der Stadt Proteststimmung breit. Mehrfach kam es seitdem zu Protesten gegen die Flüchtlingspolitik und Gegenprotesten gegen "Fremdenhass".

Am Samstag demonstrierten laut Schätzungen der Polizei in der 9.000-Einwohnerstadt 4.500 Menschen. Viele waren aus anderen Teilen Deutschlands angereist. Von linker und rechter Seite wird die Stadt zur Bühne für die eigene Agenda. Auf der Seite des Protests gegen vermeintlichen Fremdenhass fanden sich verschiedene linke Politiker, aber auch regionale Politiker der SPD. Einer von ihnen, Gökdeniz Özcetin, soll auf der Heimfahrt im Zug von einem mutmaßlichen Neonazi angegriffen worden sein. Dieser und weitere Aktivisten hätten im Zug Musik mit rechtsextremen Texten gespielt und NPD-Flyer verteilt, wie der Politiker berichtet. Unter den zahlenmäßig weit überlegenen Demonstranten gegen die Flüchtlingspolitik fanden sich zahlreiche Vertreter der rechtskonservativen AfD und der ultranationalistischen NPD. Auch die "Identitäre Bewegung" marschierte mit einem eigenen Block auf. Auch auf der Demo selbst kam es kurzzeitig zu einem Gewaltausbruch, als gegnerische Demonstranten aufeinander losgingen.