Hans Modrow: Gorbatschow ist nicht Vater der Wiedervereinigung

Hans Modrow gibt in diesem Interview Einblick in die Vernetzung von DDR, Sowjetunion und Warschauer Pakt, die vor allem auf persönlichem Kontakt und Austausch basierte. Kenntnisreich beschreibt er, wie dieses Netzwerk arbeitete.

Zunächst angetan von Gorbatschows Idee der Perestroika, einer Umgestaltung des bisherigen Systems, ist Modrow schnell enttäuscht. Er schildert die Grenzen des von Gorbatschow favorisierten Systems. Wirtschaftliche Prozesse seien durch Gorbatschows Perestroika schlicht zum Erliegen gekommen. Mangel habe sich ausgebreitet, Gorbatschow habe dadurch an Rückhalt in der Bevölkerung verloren.

Aber nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht äußert Modrow Zweifel an der Führungskompetenz Gorbatschows. Auch im Hinblick auf den Warschauer Pakt und angesichts einer möglichen Wiedervereinigung hielt Modrow den sowjetischen Staatspräsidenten für überfordert.

Hans Modrow war von November 1989 bis April 1990 Chef des Ministerrates der DDR und damit Regierungschef. Nach der Wiedervereinigung war Modrow Mitglied der PDS und bis vor Kurzem im Ältestenrat der Partei Die LINKE tätig. Seine Amtszeit als Chef des Ministerrats war gekennzeichnet von fundamentalen Umwälzungen sowohl in der DDR als auch in der Sowjetunion und im Warschauer Pakt, die schließlich zur Auflösung führten.