US-Drohnenangriff in Kabul tötete Zivilisten: "Wir sind keine Extremisten"

Die USA führten am Sonntag einen Drohnenangriff auf einen mutmaßlichen ISIS-K-Selbstmordattentäter in Kabul durch. Es soll eine "unmittelbar bevorstehende Bedrohung" durch den Islamischen Staat Khorasan (ISIS-K) bestanden haben. Nach Angaben von Angehörigen der Opfer sind insgesamt zehn Zivilisten getötet worden, darunter seinen sechs Kinder gewesen. UNICEF meldete sieben getötete Kinder.

Vor einem Wohnhaus explodierte ein Auto. Nach Angaben von Emal, einem Familienmitglied, gehört das bei der Explosion beschädigte Wohnhaus ihm und seinen Brüdern. Sein Bruder Zamaray, der Besitzer des vom US-Militär beschossenen Fahrzeugs, war am Sonntagnachmittag gerade nach Hause gekommen und wurde von seinen Kindern empfangen, als der Angriff erfolgte.

"Ich habe meinen Bruder, die drei Söhne meines Bruders, meine eigene Tochter und vier meiner Neffen verloren. Es geschah gegen 16.30 Uhr am Nachmittag", sagte Emal.

Die USA behaupteten zunächst, der Angriff habe einen Terroristen getötet, der im Verdacht stand, einen Selbstmordanschlag auf den Flughafen von Kabul zu planen. Kurze Zeit später änderte das US-Militär jedoch seine Darstellung und erklärte, das Fahrzeug habe eine Reihe von Terroristen transportiert. Der Luftangriff habe den Sprengstoff im Fahrzeug zur Explosion gebracht, was eine größere, sekundäre Explosion ausgelöst und zu den zivilen Opfern geführt habe, heißt es.

Emal beharrt jedoch darauf, dass sich weder Sprengstoff im Auto befand noch Anzeichen für eine zweite Explosion vorlagen. Die umliegenden alten Gebäude hätten einer massiven Explosion niemals standhalten können.

"Wenn wir Extremisten wären, hätten wir nicht für ausländische Organisationen gearbeitet. Ich habe vier Jahre lang für ausländische Organisationen gearbeitet, mein Bruder hat 17 Jahre lang für sie gearbeitet, und einer meiner Neffen hat sechs Jahre lang für die amerikanische Organisation in Herat gearbeitet", sagte Emal.

Emal sagte, der Luftangriff habe die Hoffnungen der Familie zerstört. Die Anwohner seien wütend über das abscheuliche Verhalten des US-Militärs und verlangten Gerechtigkeit für den Tod der Opfer, fügte er hinzu.

"Wir können nicht einmal die Leichen am Ort des Angriffs finden. Wir wollen Gerechtigkeit. Das amerikanische Militär muss unsere Stimmen hören und darf so etwas nie wieder tun", so Emal.

Der Luftangriff am Sonntag erfolgte, nachdem US-Präsident Joe Biden am Samstag gewarnt hatte, dass ein weiterer Terroranschlag auf den Flughafen von Kabul "in den nächsten 24 bis 36 Stunden sehr wahrscheinlich" sei.

Es war der zweite US-Militärschlag in Afghanistan seit einem Selbstmordattentat vor dem Kabuler Flughafen am Donnerstag, bei dem 13 US-Soldaten und etwa 170 Afghanen getötet wurden. ISIS-K bekannte sich zu dem Anschlag.

Das US-Militär führte am Freitag einen Drohnenangriff gegen die Terrorgruppe in der ostafghanischen Provinz Nangarhar durch, bei dem nach Angaben des Pentagons zwei "hochrangige" Mitglieder getötet und ein weiteres verwundet wurden.

Seit dem Einmarsch der Taliban in Kabul am 15. August bemühen sich die Vereinigten Staaten um die Evakuierung der Amerikaner und ihrer afghanischen Partner aus dem Land. Nach Angaben des Weißen Hauses haben die USA und ihre Verbündeten bereits über 122.000 Menschen evakuiert.

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