US-Polizist mit Überdosis: Die Gefahr von synthetischen Opioiden

Anfang Juli atmete ein US-Polizist bei einer Sicherstellung Fentanyl ein. Er überlebte nur, weil ihm sofort ein Gegenmittel verabreicht wurde. Künstliche Opiate wie Fentanyl sind Auslöser einer Welle von Todesfällen durch Überdosen, die die USA seit Jahren im Griff hat.

Das San Diego Sheriff's Department veröffentlichte am Donnerstag diese Aufnahmen einer Körperkamera, die während eines Einsatzes Anfang Juli entstanden sind. Dabei kam ein US-Polizist einem Opioid zu nahe, während er am Tatort die Drogen sicherstellte. Das weiße Pulver wurde am Tatort positiv auf Fentanyl getestet – ein künstlich hergestelltes Opioid mit einer schmerzstillenden Wirkung, die bis zu 100-mal stärker ist als die von Morphin.

Sein Vorgesetzter, Corporal Scott Crane, der Deputy David Faiivae ausbildete, berichtete von dem Vorfall. "Ich dachte mir: 'Hey, Alter. Zu nah dran. Du darfst nicht so nah dran sein.' Ein paar Sekunden später ging er ein paar Schritte zurück und brach zusammen", so Crane.

Nachdem Faiivae kollabiert war, reagierte sein Vorgesetzter schnell und verabreichte ihm sofort einen Opioid-Antagonisten, Narcan, über die Nase. Es wurden mehrere Dosen Narcan verabreicht, das die Wirkungen der Fentanyl-Überdosis umkehren sollte. Immer wieder hört man, wie Crane auf Faiivae einredet: "Ich lasse dich nicht sterben" und ihn auffordert, zu atmen.

"Fentanyl ist ein stiller Killer. Er wäre auf diesem Parkplatz gestorben, wenn er allein gewesen wäre", sagte Crane. Faiivae wurde anschließend in ein nahegelegenes Krankenhaus gebracht."Ich glaube nicht, dass sich die Leute darüber im Klaren sind, wie tödlich [Fentanyl] wirklich ist", sagte Faiivae.

Das dramatische Video wurde veröffentlicht, um die potenziell tödlichen Auswirkungen der synthetischen Droge zu verdeutlichen. Fentanyl ist 50-mal stärker als Heroin, und schon wenige Körnchen der Droge können tödlich sein. Die Polizei in San Diego sei die erste im Bundesstaat gewesen, die das Nasenspray Naloxon oder Narcan mit sich führte, um die Wirkung von Opioiden zu bekämpfen, so die Behörde.

Nach Angaben der Polizei von San Diego ist die Zahl der Fentanyl-Todesfälle in Kalifornien im letzten Jahr um fast 46 Prozent angestiegen. 2016 verstarb der US-Sänger Prince an einer Überdosis Fentanyl. Außerdem wurde evident, dass der Einstieg von 75 Prozent der Opiatabhängigen in den USA durch die ärztliche Verschreibung von Opioiden geebnet wurde.

Auch in Deutschland ist der Gebrauch von Fentanyl als Schmerzmittel in der Anästhesie sowie zur Therapie akuter und chronischer Schmerzen, die nur mit Opioidanalgetika ausreichend behandelt werden können, gängig. Im Zeitraum von 2000 bis 2010 habe sich die Behandlungsprävalenz mit dem synthetischen Opioid mehr als verdreifacht, so das Ärzteblatt. Nach der bundesweiten Drogenstatistik von 2017 und 2018 war Fentanyl-Konsum allein- oder mitverantwortlich für 8,6 beziehungsweise 4,1 Prozent der Drogentoten.

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