Dank des "Tübinger Tagestickets", welches als Nachweis eines tagesaktuellen negativen Corona-Test gilt und den Einwohnern diverse Freiheiten einräumt, dürfen Einzelhandel und Außengastronomie wieder Kunden empfangen. Dr. Lisa Federle, Notärztin und Initiatorin der Tübinger Teststrategie, begründete diese Strategie: "Wir können uns nicht von Lockdown zu Lockdown hieven. Wir wissen alle noch nicht, wann wir wieder geimpft werden müssen und ob wir wieder geimpft werden müssen". Auch sei unklar, ob die Impfungen gegen die Corona-Mutationen wirken, daher sei es notwendig, "das Testen auf stabile Füße zu legen". Eine entsprechende Allgemeinverfügung hat der Oberbürgermeister Boris Palmer (Bündnis 90/Die Grünen) bereits am Samstag, dem 13. März, unterzeichnet.
"Nach einer Woche des Tübinger Modells und unserem Tübinger Tagesticket kann man sagen, dass wir sehr, sehr zufrieden sind. Es zeigt sich jetzt auch, dass sich die Umsätze wieder stark normalisiert haben. Und für uns als Geschäfte ist das natürlich ein großes, großes Geschenk, weil wir einfach inzidenzunabhängig offenlassen dürfen. Das ist etwas ganz Wundervolles und gibt es im Moment sonst nicht", sagte Barbara Rongen, Inhaberin von "style aFAIRe" und Vorstand des Handel- u. Gewerbevereins Tübingen (HGV). Laut Rongen sei die Kundschaft zwiegespalten über diese neue Teststrategie, wobei der Großteil "sehr dankbar und hilfsbereit" sei. Die Testpflicht gilt nicht für Geschäfte, die auch während des Lockdowns offenbleiben dürfen, wie zum Beispiel Lebensmittelmärkte und Drogeriemärkte.
Die Tübinger Initiative stößt allerdings auch auf negative Kritik. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kommentierte gestern auf seinen Social-Media-Kanälen die Daten der Inzidenz im Landkreis Tübingen: "Auch #Tübingen schafft es nicht. Die Tests für Schulen und Betriebe fehlen noch, der Aufbau dauert. #Ausgangssperren bei #Inzidenz über 100 zumindest ab 20 Uhr wäre wirksam und unbürokratisch. Kommen werden sie später sonst ohnehin. Weil die Welle nicht vom Wetter gestoppt wird." Die Stadt schätzt, dass in dieser Woche in Tübingen etwa 60.000 Schnelltests im Einzelhandel, der Gastronomie, den Schulen und Betrieben durchgeführt werden.