Die Vertreterin der schwedischen Gesundheitsbehörde, die für sanitäre Empfehlungen im Kampf gegen COVID-19 zuständig ist, erklärte gestern, sie werde die Menschen nicht dazu drängen, Gesichtsmasken zu tragen, und dass soziale Distanzierung und eine angemessene Handhygiene ausreichen sollten, um die Krankheit einzudämmen.
Zu Ihren Fragen, wie können wir einen ähnlichen Höhepunkt vermeiden? Es ist so, dass die Maßnahmen, die wir ergriffen haben, wirklich auf einen langfristigen Ansatz ausgelegt sind. Was wir also tun werden, ist, die Empfehlungen, die Einschränkungen aufrechtzuerhalten, so wie wir es bisher getan haben, und zwar für einen langen Zeitraum, und weiterhin die neue wissenschaftliche Fachliteratur zu studieren, um zu schauen, was wir noch zusätzlich tun können.
Wie sie betonte, seien Masken nur ein Hilfsmittel in Situationen, in denen man keine Distanz zu anderen Menschen halten kann.
Wir möchten ausdrücklich betonen, dass man sich auch mit Gesichtsmaske nicht in die Nähe anderer Menschen begeben sollte, und sie macht es auch nicht möglich, nach draußen zu gehen, wenn man Symptome hat. Gesichtsmasken können also, wie die WHO sagt, in Situationen eingesetzt werden, in denen es [enger Kontakt] unvermeidlich ist und man es nicht verhindern kann. Und wir möchten ausdrücklich betonen, dass es an erster Stelle steht, engen Kontakt zu vermeiden, öffentliche Verkehrsmittel zu meiden. Und wir prüfen, ob es spezifische Situationen gibt, in denen wir sehen, dass die Komplexität und die Risiken mit Gesichtsmasken tatsächlich geringer sind als der Nutzen.
Schweden hat seit dem Ausbruch des Virus einen Sonderweg eingeschlagen, keinen Lockdown verhängt und einen vergleichsweise lockeren Umgang mit der Pandemie gepflegt. Große Versammlungen wurden verboten, aber Restaurants und Schulen für jüngere Kinder waren und sind weiterhin geöffnet. Die Regierung drängt ihre Bürger zur sozialen Distanzierung und baut darauf, dass sie dieser nachkommen.
Das Land weist in der Corona-Krise aber eine der höchsten Pro-Kopf-Todesraten der Welt auf.
Deshalb griff auch der bayerische Ministerpräsident, Markus Söder, gestern auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel die Corona-Strategie Schwedens öffentlich an.
Ich glaube, dass Deutschland besser durch die Krise gekommen ist, als viele andere Länder. (...) Viele europäische Partner sind eigentlich fast schon neidisch oder schauen bewundernd auf das, was Deutschland bislang geschafft hat.
Rückblickend auf den Lockdown in Bayern, sagte er, dies sei "die einzige Chance im Nachhinein gewesen, das halbwegs auf Dauer unter Kontrolle zu bekommen".
Deswegen glaube ich ist der Weg der richtige.
Ihm nach gebe es "drei Konzepte auf der Welt, um mit Corona umzugehen":
Die erste Variante ist die des Ignorierens. Sie ist meiner Meinung nach grandios gescheitert. Das sieht man ja jeden Tag wieder. Viele der Länder, die keinen Lockdown wollten, machen ihn oder müssen ihn sogar ein zweites Mal machen, etwa Kalifornien, wie ich heute gelesen habe.
Die zweite Variante ist das Prinzip des bewussten Durchseuchens. Die Holländer haben dies am Anfang versucht und dann geändert. Die Schweden haben es gemacht. Die Ergebnisse sind wirtschaftlich, im Grunde genommen, genauso schwierig, weil wir international vernetzt sind. Die Zahl der Todesfälle ist deutlich höher. Ich denke, dass diese Strategie für uns nicht die richtige wäre.
Deswegen bleibt es bei dem, was wir als grundlegende Idee haben. Dazu gehört eben eine umfassende Teststrategie.
Viele europäische Nationen, darunter Deutschland, Spanien, Italien und Griechenland, schreiben das Tragen von Masken in geschlossenen Räumen vor. Frankreich und England haben diese Woche neue Regeln für Gesichtsmasken angekündigt. Schweden jedoch will weiterhin davon absehen und setzt auf die geltenden Maßnahmen, die den schwedischen Vertretern zufolge monatelang aufrechterhalten werden können, im Gegensatz zu vollständigen Lockdowns.
Bislang sind in Schweden 5.545 Menschen an oder mit COVID-19 gestorben. Jedoch sind die Zahlen der schweren Fälle und auch der Todesfälle rückläufig. Die Übersterblichkeit ist ähnlich hoch wie in den Vorjahren.