Angesprochen auf die Berichte über den Rücktritt des US-Botschafters Richard Grenell von seinem Posten im Land, schilderten Berliner ihren Eindruck von dessen Arbeit.
Hubert Mummenhoff aus Brandenburg erklärte, dass er Grenell kaum wahrgenommen habe und wenn dann ausschließlich negativ.
Ein Botschafter ist für mich ganz klar ein Brückenbauer zwischen dem Land, in dem er sich befindet, und dem Land, aus dem er kommt. Er muss Brücken bauen und Verständnis schaffen.
Ulrich Leber, wohnhaft in Berlin, stellte Grenell ebenfalls kein gutes Zeugnis aus: Er sei mit dem Gefühl aufgewachsen, dass "Amerika ein sehr guter und fürsorglicher Freund der Bundesrepublik" sei. Diese Hoffnung habe er aber seit Präsident Donald Trumps Amtsantritt verloren, und Grenell habe das Gefühl nur verstärkt, dass dies keine gute Beziehung ist.
Der als loyaler Anhänger des US-Präsidenten Donald Trump geltende US-Vertreter war seit seinem Antritt in Berlin vor rund zwei Jahren immer wieder durch wenig diplomatische Aussagen, in denen er Deutschland drohte oder Forderungen stellte, aufgefallen.
So warnte er davor, dass deutsche Unternehmen versuchen, Geschäfte mit dem Iran zu machen. Er wetterte gegen den 5G-Ausbau in Deutschland und griff immer wieder das Engagement Berlins für die Nord-Stream-2-Pipeline mit Russland an. So auch jetzt wieder in seinem "Abschiedsgruß im Handelsblatt".
Dem Blatt hätte er bezüglich des Gaspipelineprojekts berichtet, dass "weitere Sanktionen auf überparteiliche Zustimmung" träfen und trotz der Corona-Pandemie schnell umsetzbar seien.
Deutschland muss aufhören, die Bestie zu füttern, während es zugleich nicht genug für die NATO zahlt", wird Grenell zitiert.
Im deutschen Wirtschaftsministerium zeigte man sich wenig erfreut über die Pläne, weiterhin an der "Eskalationsspirale zu drehen und weitere extraterritoriale, also völkerrechtswidrige Sanktionen anzudrohen", wie in dem Bericht eine Sprecherin des Ministeriums zitiert wird.
Grenell rechtfertigt sein Vorgehen. Er verteidige die US-amerikanischen Interessen und arbeite eben für das US-amerikanische Volk, erklärte er auf Twitter. Dies antwortete er dem CDU-Bundestagsabgeordneten Andreas Nick, der Grenell vorwarf, zu seinem Rücktritt "Drohungen auszusprechen, als ob er eine feindliche Macht vertritt".
Der CDU-Mann ist nicht der einzige, dem Grenells Auftreten in Deutschland sauer aufstieß.
Auch der Vorsitzende der Bundestagsfraktion Die Linke, Dietmar Bartsch, wünscht sich eine andere Form der Diplomatie.
Ich wünsche mir jemanden, der wirklich ein Freund der deutsch-amerikanischen Beziehungen ist und kein Verkünder der Trump-Politik, der hier in Deutschland und Europa Vorschriften macht. Das ist nicht Aufgabe eines Botschafters.
Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Kubicki hatte sogar gefordert, Grenell zur Persona non grata zu erklären, nachdem dieser offen die Militärausgaben Deutschlands für die NATO als zu gering abgekanzelt und scharfe Kritik an dem Pipeline-Projekt Nord Stream 2 geübt hatte.
Wer sich als US-Diplomat wie ein Hochkommissar einer Besatzungsmacht aufführt, der muss lernen, dass unsere Toleranz auch Grenzen kennt, so Kubicki 2019.
Und er fügte hinzu:
Dass der US-amerikanische Botschafter sich abermals in politische Fragen der souveränen Bundesrepublik einmischt, ist nicht mehr zu tolerieren.
Laut Berichten der Deutschen Presse-Agentur will Grenell innerhalb der nächsten Wochen seinen Botschafterposten in Berlin aufgeben. Berlin soll er bereits am Sonntag verlassen haben.