In dem Beitrag der Linken zur Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Bonn gegen den Insolvenzverwalter wird der Bundestagsabgeordnete Alexander Neu zitiert:
Ich habe Anzeige wegen des Verdachts des Betruges, der Vorenthaltung von Arbeitsentgelt und der vorsätzlichen oder fahrlässigen Körperverletzung erstattet. Die Arbeiter aus Osteuropa wurden nach unserer Kenntnis gezielt getäuscht. Sie wurden angeworben, ohne dass sie über die laufende Insolvenz informiert wurden, so dass sie das Risiko der Arbeitsverträge nicht einschätzen konnten. Erschwerend kommt hinzu, dass sie die Kosten für die Anreise nach Deutschland selbst übernehmen mussten. Diese Kosten hätten sie nicht auf sich genommen, wenn sie gewusst hätten, worauf sie sich einlassen. Erst durch den Druck von Protesten der Arbeiter wurde Lohn ausgezahlt. Wie Arbeiter berichtet haben, war der Lohn weder vollständig, noch durften sie die Formulare fotografieren und juristisch überprüfen lassen, die sie dabei unterschreiben sollten. Hier steht der begründete Verdacht im Raum, dass es sich um einen Betrugsversuch handelt.
Die Aufnahmen vom Montag zeigen einige Gastarbeiter, die ihre Habseligkeiten in Fahrzeuge packen, bevor sie das Gelände verlassen. Eine Woche lang hatten Arbeiter des Ritter-Spargelhofes wegen der von Alexander Neu aufgeführten Probleme zusammen mit Mitgliedern der Freien Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union (FAU) gestreikt und protestiert. Die FAU verkündete heute, dass auch die letzten Gastarbeiter abgereist seien, entweder zurück in ihre Heimat oder zu anderen Betrieben. Auch Vertreter des rumänischen Konsulats in Deutschland waren bei der Räumung der Unterkunft vor Ort. Berichten zufolge haben Vertreter des rumänischen Konsulats dabei geholfen, die Erntehelfer in andere Unternehmen zu vermitteln.
Der umstrittene Insolvenzverwalter Schulte-Beckhausen verteidigt sich. Es seien viele Unwahrheiten im Umlauf, erklärt er:
Alle Erntehelferinnen und Erntehelfer haben mit dem Auslauf ihrer Tätigkeiten bei der insolventen Ritter GbR ihren Lohn gemäß ihres Vertrages erhalten. Alle Ansprüche wurden bis dato und werden auch künftig vom Insolvenzverwalter ausgezahlt. Die Erntehelferinnen und Erntehelfer haben einen gültigen Arbeitsvertrag unterzeichnet. Dieser Arbeitsvertrag wurde von den ehemaligen Betreibern der Ritter GbR an die ersten Helferinnen und Helfer des Jahres ausgehändigt. Der Insolvenzverwalter hat diesen Vertrag auch für weitere Beschäftigungsverhältnisse so übernommen. [...] Üblich ist es zudem, dass die Helferinnen und Helfer eine wöchentliche geringe Abschlagszahlung erhalten und den dann noch ausstehenden Lohn am Ende ihrer Tätigkeit komplett in bar ausgezahlt bekommen.
Zu den angeblich mangelnden hygienischen Zuständen in der Unterkunft, erklärt er, dass nach Begutachtung der Unterkünfte Anfang des Jahres ein fünfstelliger Betrag in die Sanierung der Sanitäranlagen gesteckt wurde. Außerdem habe man eine tägliche Reinigung vor Ort in Auftrag gegeben sowie das regelmäßige Auffüllen von Seifenspendern und Papier. Ihm zufolge seien die Unterkünfte auch vergleichsweise unterbelegt gewesen. In anderen Jahren waren gut 500 Menschen in den Unterkünften untergebracht, in diesem Jahr waren es nicht einmal die Hälfte. Es wurde berichtet, dass die Erntehelfer in beengten Platzverhältnissen untergebracht worden waren, manchmal zu viert oder fünft in einem Raum.
Eine weitere Unwahrheit sieht er in der Behauptung, dass den Gastarbeitern schlechtes Essen vorgesetzt wurde. So hieß es in Medienberichten, dass es teilweise verdorben war. Am Rande eines Protests erklärte ein Gastarbeiter, dass das Essen nicht einmal als Schweinefutter geeignet gewesen sei. Dem entgegnet Schulte-Beckhausen, dass es die alte Betreiberfamilie Ritter gewesen sei, die den bis dahin für die Gastarbeiter angestellten Koch und sein Team "seit längerem" nicht bezahlt hätten und die deshalb ihre Arbeit einstellten. Daraufhin habe der Insolvenzverwalter ein Catering-Unternehmen mit der Versorgung der Gastarbeiter beauftragt.
Dem Insolvenzverwalter liegen keinerlei Informationen vor, dass dieser Auftrag nicht ordnungsgemäß erfüllt wurde. Der Caterer selbst prüft nach eigenen Angaben rechtliche Schritte gegen Behauptungen, er hätte verdorbene Lebensmittel geliefert.
Zur Räumung der Unterkünfte sei es laut Express gekommen, nachdem dort am Samstag ehemalige, bereits abgereiste Mitarbeiter versucht haben sollen, erneut einzuziehen, wie es von Seiten des Insolvenzverwalters hieß. Ein Sicherheitsdienst hatte ihnen den Zutritt verweigert. Mitarbeiter des Ordnungsamts rückten zur Klärung an. Bei einem Gespräch zwischen Ordnungsamt, Insolvenzverwalter und dem rumänischen Generalkonsul habe man schließlich ausgehandelt, dass die Menschen bis Montag in der Unterkunft bleiben könnten.
Die letzten Arbeiter waren am vergangenen Dienstag aus dem Unternehmen entlassen worden. Der Anwalt, der die Arbeiter unterstützt, hat am Freitag bekannt gegeben, dass man mehrere "Fehler" in den Lohnzetteln der Arbeiter gefunden hätte und die Leute nur Bruchteile von dem erhalten hätten, was ihnen eigentlich zusteht.
Die überwiegend aus Rumänien stammenden Beschäftigten hatten mehrere Protestkundgebungen auf die Straße gebracht, um die mangelnde Hygiene und die beengten Wohnverhältnisse anzuprangern. Außerdem warfen sie dem Insolvenzverwalter vor, ihnen ihre Löhne vorzuenthalten.