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Taliban erklären Sieg im Bürgerkrieg: Gegner auf der Flucht

Am Sonntag marschierten die Taliban in die afghanische Hauptstadt ein. Sie erklärten sich zu Siegern des Bürgerkriegs und erklärten, sie strebten eine Regierung an, in der sich alle Bevölkerungsgruppen Afghanistans wiederfinden. Tausende versuchten das Land zu verlassen. Am Flughafen kam es deshalb zu Tumulten.

Präsident Aschraf Ghani im Exil Mit der Hauptstadt Kabul ist am Sonntag nun die letzte große Bastion im Land gefallen, Afghanistan steht damit im Wesentlichen wieder unter der Herrschaft der Taliban. Talibankämpfer hatten am Wochenende den Präsidentenpalast besetzt und ihren Sieg verkündet. Der afghanische Präsident Aschraf Ghani hatte bereits zuvor das Land verlassen, sein genauer Aufenthaltsort ist unbekannt. Zuvor hatte er sich in einer Ansprache an sein Volk gewandt und auch auf Facebook seine Entscheidung, das Land zu verlassen, begründet.

Wäre er vor Ort geblieben, hätte dies zu einem Blutbad geführt, so der Präsident. Derweil hat Hamid Karzai, ehemaliger Präsident Afghanistans, ein Koordinationskomitee gebildet, dem auch der Vorsitzende des Hohen Rates für Nationale Versöhnung, Abdullah Abdullah, und der Chef der Hezb-e-Islami Gulbuddin-Partei, Gulbuddin Hekmatjar, angehören. Das Komitee soll eine friedliche Machtübergabe im Land koordinieren. Was die Taliban wollen Die Taliban kündigten an, eine Regierung für Afghanistan anzustreben, die die verschiedenen Bevölkerungsgruppen einbezieht.

"Ich denke, eine afghanische Regierung, die alle einschließt, ist die Forderung, der Wille und der Wunsch der Menschen in Afghanistan", erklärt Suhail Shaheen, politischer Sprecher der Taliban. "Sie wollen diese Regierung […]. Es ist also ein Volksaufstand. Das Ergebnis war, dass alle Provinzen an uns fielen und wir dank der Unterstützung des Volkes 20 Jahre lang Widerstand gegen die Besatzung leisten konnten." Die Taliban betonten zudem, keine unnötige Gewalt anwenden zu wollen. Vorrang hätten die Sicherheit der Stadt Kabul und der Bürger Afghanistans.

Talibanführer Mullah Abdul Ghani Baradar mahnte die Talibankämpfer zugleich, angesichts der schnellen Erfolge nicht übermütig zu werden. "[…] Ich möchte auch allen Mudschahedin [Talibankämpfern] raten und sie auffordern, dass wir eine Situation erreicht haben, die unerwartet und einzigartig ist, dass dies mit der Hilfe Gottes geschehen ist und dass uns das nicht arrogant machen darf." Seitens der Taliban soll ein Vorschlag vorliegen, Afghanistan in eine Monarchie zu überführen.

Dies könnte – so erklärt der Afghanistan-Experte Dr. Sarajuddin Rasuly im Interview mit RT DE – es möglich machen, dass die Paschtunen den König stellen und die anderen Volksgruppen den Premierminister bzw. Präsidenten. Die Taliban sind überwiegend ethnische Paschtunen. Gegner der Taliban auf der Flucht Bereits seit Wochen sind in Afghanistan Tausende Menschen auf der Flucht. Die schnelle Einnahme von Kabul führte zu tumultartigen Szenen in der Stadt. Der mittlerweile für kommerzielle Flüge geschlossene Flughafen der Hauptstadt war für viele Menschen in Kabul die letzte Hoffnung, das Land noch zu verlassen.

Menschen liefen über das Flugfeld, kletterten auf Flugzeuge, einige klammerten sich verzweifelt an ein startendes Militärflugzeug und fielen beim Start herunter. Auch viele Mitarbeiter ausländischer Vertretungen – darunter solche der deutschen Botschaft – in Kabul werden derzeit evakuiert. Durch das schnelle Vordringen der Taliban wird auch die Evakuierung der Ortskräfte der beteiligten NATO-Staaten erschwert. Die EU-Außenminister werden am Dienstag zu einer Sondersitzung zusammenkommen, um über die Lage in Afghanistan zu beraten.

Bereits am Montag tagte der UN-Sicherheitsrat zu diesem Thema. Ist Frieden in Afghanistan möglich? Die Bevölkerung hofft indes vor allem auf Frieden. "Wir befinden uns seit über 40 Jahren im Krieg. Wir haben nichts anderes gesehen als Katastrophen und Kämpfe", meint Wahidullah Qadiri, ein Einwohner Kabuls. "Wir leben immer mit der Hoffnung auf einen dauerhaften Frieden, damit es kein Töten und Kämpfen mehr gibt. Ich habe zwei meiner Brüder und meinen Cousin in diesem Krieg verloren, deshalb will ich Frieden." Für die Zukunft Afghanistans dürfte entscheidend sein, wie gut es gelingt, eine neue Regierung zu bilden, von der sich die verschiedenen Bevölkerungsgruppen repräsentiert fühlen.

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