Für die Machtprojektion der Vereinigten Staaten von Amerika in die entlegensten Winkel dieser Erde ist die Corona-Pandemie ein Fluch. Wird das Virus erst in die engen Kabinen von Flugzeugträgern, Kriegsschiffen, U-Booten oder in die weltweit verstreuten Stützpunkte eingeschleppt, ist das Risiko sehr groß, dass sich die gesamte Mannschaft infiziert.
Nachdem sich die Fallzahlen nun auch in den USA rasant erhöht haben und die Menschen aufgefordert werden, bis mindestens Ende März zu Hause zu bleiben, gelten die US-Streitkräfte als potenzieller Ansteckungsherd. Sie könnten sich im Ausland infizieren und nicht nur ihre unmittelbaren Einheiten anstecken, sondern auch das Virus bei der Rückkehr in die Heimat einschleppen. Am 24. März wurde zum ersten Mal innerhalb des Pentagons in Washington ein Mitarbeiter positiv getestet, und es wird befürchtet, dass sich weitere Personen im Nervenzentrum der US-amerikanischen Kriegsmaschinerie, dem National Military Command Center, infiziert haben.
Aus diesem Grund hat Verteidigungsminister Mark Esper bereits am Montag die gesundheitlichen Sicherheitsvorkehrungen für das Pentagongebäude, den berühmten fünfeckigen Sitz des US-Verteidigungsministeriums, auf die zweithöchste Stufe (HPCON C) erhöht. Am Mittwoch erhöhte er dann die Sicherheitsvorkehrungen für sämtliche Einrichtungen des Verteidigungsministeriums weltweit auf HPCON Charlie. Damit werden die Mitarbeiter aufgefordert, Vorkehrungen zu treffen, um sich auf längere Aufenthalte zu Hause einzurichten.
Gleichzeitig ordnete Esper an, dass die US-Streitkräfte ihre Reisen und Truppenbewegungen in Übersee für mindestens 60 Tage aussetzen, sagte er gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Das betreffe sämtliche US-Streitkräfte, zivile Mitarbeiter und natürlich die Familien.
Der Zweck ist, sicherzustellen, dass wir das Virus nicht nach Hause bringen, andere nicht infizieren, dass wir es nicht in der Armee verbreiten.
Davon ausgenommen sei beispielsweise der geplante Truppenabzug aus Afghanistan, wo man nach dem Abkommen mit den Taliban begonnen hat, das Kontingent innerhalb von 135 Tagen auf 8.600 Mann zu reduzieren. Ein vollständiger Abzug würde innerhalb von 14 Monaten erfolgen, wenn sich nach Espers Aussage die Taliban an ihren Teil der Abmachung halten.
Ein weiterer Grund für die Einschränkung der Truppenbewegungen ist die wachsende Sorge im Pentagon, dass die Pandemie die militärische Bereitschaft der USA beeinträchtigen könnte, wenn sich das Coronavirus innerhalb der Befehlskette verbreitet.
Derweil rückt die nationale Seuchenbekämpfung vermehrt in den Fokus der Armee. Feldlazarette sollen in New York und Seattle aufgebaut werden, und die Navy schickt Lazarettschiffe mit jeweils eintausend Betten an Bord nach Los Angeles und New York, um dort für zusätzliche Kapazitäten zu sorgen. Allerdings sollen auf den Schiffen keine Corona-Patienten versorgt werden. Das Army Corps of Engineers ist ebenfalls im "Big Apple" aktiv, um rund 10.000 Schlafplätze zu schaffen.
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