Als Gegenschlag für einen Beschuss eines ihrer Stützpunkte im Irak mit Artillerieraketen am Mittwoch bezeichnete die US-Luftwaffe eine Reihe von Luftangriffen, die sie im Irak am Donnerstag angeblich gegen "iranisch gestützte Milizen" flog. Daran soll ferner nach unbestätigten Daten die Luftwaffe Großbritanniens gewesen beteiligt sein.
Im Internet tauchte nun Fotomaterial vom Karbala International Airport auf, der durch einen solchen US-Luftangriff am Donnerstagabend lahmgelegt wurde. Nach Fertigstellung der Renovierungs- und Ausbauarbeiten wird der Flughafen voraussichtlich der größte im Irak sein. Bei dem Luftangriff gingen die Fenster in einem der Hauptgebäude des zentralirakischen Flughafens zu Bruch. Am Boden sind verstreute Trümmer zu sehen.
Ein Flughafenmitarbeiter bestätigte gegenüber Reuters, dass die Anlage einen direkten Treffer durch die US-Luftwaffe erlitt. Auf Twitter war zu lesen:
Der im Bau befindliche Flughafen von Kerbela wurde angegriffen. Sieht aus, als wollten das Vereinigte Königreich und die USA das irakische Volk als Ganzes bestrafen, statt nur "iranisch unterstützte Gruppierungen", wie manche es uns gern verkaufen wollen.
Unbestätigten Berichten zufolge soll ein Bauarbeiter bei dem Luftangriff getötet worden sein. Der Luftangriff sei, wie das Pentagon zuvor betonte, "präzise" und zu rein defensiven Zwecken geführt worden.
Das US-Militär behauptete, es habe "fünf Waffenlager" ins Visier genommen, die angeblich von der irakischen Miliz Kata'ib-Hezbollah (Hisbollah-Brigaden, Teil der irakischen Al-Haschd asch-Schaʿbī – Volksmobilmachungseinheiten) betrieben wurden. Diese Milizen werden von den USA für die jüngsten Angriffe mit Mehrfachraketenwerfern auf ihre Streitkräfte im Irak verantwortlich gemacht. Insgesamt 18 Artillerieraketen schlugen am Mittwoch auf dem US-Stützpunkt Camp Taji ein. Zwei Angehörige des US-Militärs und ein Mitglied des Royal Army Medical Corps des Vereinigten Königreichs kamen bei diesem Beschuss ums Leben. Der Stützpunkt liegt 27 km nördlich von Bagdad. Er wird von der US-angeführten Koalition zur Ausbildung irakischer Sicherheitskräfte genutzt.
Iraks Außenministerium verlangte ein Treffen mit den Botschaftern der USA und Großbritanniens. Insgesamt geht das Ministerium von sechs Todesopfern und sowie 12 Verwundeten infolge des Luftangriffs aus.
Das irakische Militär verurteilte die US-Luftangriffe aufs Schärfste und beklagte den Verlust von drei Soldaten, zwei Sicherheitskräften und eines Zivilisten. Nur die angeblichen Ziele des Luftangriffs – Mitglieder paramilitärischer Gruppierungen – finden sich unter den Opfern hingegen nicht, so die Iraker. Laut einer Erklärung des Gemeinsamen Operationskommandos des irakischen Militärs seien die Luftangriffe "aus vorgetäuschtem Anlass" erfolgt. Statt das von Krieg geplagte Land zu stabilisieren, führen sie zur "Eskalation".
Dieser Schritt erfolgte gegen den Willen des irakischen Staates und ist ein Verstoß gegen seine Souveränität, der die Gesetzlosen nur stärker macht.
Keine Drittpartei hat das Recht, so in der Erklärung weiter, sich "anstelle des Staates zu substituieren".
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