Am Dienstag kam es beim Weltwirtschaftsforum (WEF) im schweizerischen Davos, dem jährlichen Stelldichein der Eliten aus Wirtschaft und Politik, zu zwei bemerkenswerten und gegensätzlichen Auftritten. US-Präsident Donald Trump hielt die Eröffnungsrede der Veranstaltung. Dabei lobte er vor allem sich selbst und seine Politik, die den "spektakulären" Aufschwung der US-Wirtschaft herbeigeführt habe. Auf das auch in Davos omnipräsente Thema Klimawandel ging Trump nur indirekt ein, als er vor "Untergangspropheten" warnte:
Dies ist keine Zeit für Pessimismus. Dies ist eine Zeit für Optimismus. Um die Möglichkeiten von morgen anzunehmen, müssen wir die ewigen Propheten des Untergangs und ihre Vorhersagen der Apokalypse ablehnen. Sie sind die Erben der törichten Wahrsager von gestern.
Der Präsident verwies auf offensichtliche falsche Untergangsszenarien der Vergangenheit, um dann vor "radikalen Sozialisten" zu warnen:
Sie wollen, dass es uns schlecht geht, aber wir lassen das nicht zu. Sie sagten eine Überbevölkerungskrise in den 1960er-Jahren, Massenhunger in den 70er-Jahren und ein Ende des Öls in den 1990er-Jahren voraus. Diese Alarmisten verlangen immer dasselbe: absolute Macht, um jeden Aspekt unseres Lebens zu dominieren, zu transformieren und zu kontrollieren. Wir werden niemals zulassen, dass radikale Sozialisten unsere Wirtschaft zerstören, unser Land zerstören oder unsere Freiheit auslöschen.
Nur Minuten nach Trump sprach in einem anderen Raum Greta Thunberg, die 17-jährige Gründerin der Bewegung "Fridays for Future", die sich vorher Trumps Rede im Publikum angehört hatte. Thunberg machte dort weiter, wo sie im vergangenen Jahr in Davos aufgehört hatte. In düsterem Ton forderte sie die anwesenden Wirtschafts- und Politikgrößen zu mehr "Klimaschutz" auf, bislang sei fast nichts geschehen:
Unser Haus brennt noch immer. Eure Untätigkeit heizt die Flammen stündlich an. Wir sagen euch immer noch, dass ihr in Panik verfallen und so handeln sollt, als ob ihr eure Kinder über alles liebt.
Bei einem anderen Auftritt auf dem WEF referierte Thunberg Zahlen des Weltklimarates, nach denen nur noch 340 Gigatonnen CO2 ausgestoßen werden dürften, um die globale Erwärmung unter 1,5 Grad Celsius zu halten. Es blieben nur noch acht Jahre, um die Welt zu retten. Die Schwedin beklagte sich, dass diese Zahlen ständig von ihr wiederholt, aber nie von den Medien aufgegriffen würden.
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Der Beifall für den US-Präsidenten war spärlich und kühl, der für Thunberg freundlich und kräftig. Ähnlich war die Reaktion in den deutschen Mainstream-Medien. Trump wurde als "Klimaleugner" abgetan, Thunbergs Auftritte mit Sympathie begleitet (auch wenn die von ihr genannten Zahlen, wie von ihr beklagt, tatsächlich kaum aufgegriffen wurden).
Bezeichnend waren die Worte, die der Grünen-Chef Robert Habeck für Trumps Rede fand. Habeck, der als möglicher künftiger Vizekanzler ebenfalls in Davos dabei war, äußerte sich gegenüber der offenbar ganz ähnlich denkenden ZDF-Journalistin Katrin Eigendorf. Die Rede sei "völlig daneben" und ein "einziges Desaster":
Ich bin fassungslos, wie man so was hier verzapfen kann. Er ist der Einzige hier, der es nicht verstanden hat. (…) Also das war die schlechteste Rede, die ich in meinem Leben gehört habe.
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Diese Feststellung verleitete kritische Beobachter zu der Frage, ob Habeck auf dem Bundeskongress der Grünen Jugend geschlafen habe. Der Grünen-Chef nannte Trump sogar einen "Gegner":
Er ist der Gegner, er steht für all die Probleme, die wir haben.
Habeck lobte das WEF für seine Versuche, "Nachhaltigkeit zu denken". Davos mache ihm Hoffnung. Die anwesenden Firmenchefs und Politiker seien am Nachdenken darüber, wie es weitergehen kann.
Dagegen lobte der britische Physiker und Meteorologe Piers Corbyn, Bruder des Labour-Vorsitzenden Jeremy Corbyn, Trump für sein Anprangern der Untergangspropheten des "Klimanotstands": "Hervorragend!" Allerdings seien diese keine "Sozialisten", sondern Braunhemden, die den Mächtigen dabei hülfen, die Welt auszubeuten und zu kontrollieren. Den "Klimanotstand" verglich Corbyn dabei mit dem Reichstagsbrand.
Tatsächlich ist auffällig, wie sehr Thunberg und ihre Mitstreiter auch auf dem WEF hofiert und gefeiert werden. Aktivisten mit sozialen oder friedenspolitischen Anliegen bekämen wohl kaum eine derartige Bühne geboten. Der Umgang der Wirtschafts- und Politikgrößen mit Thunberg legt nahe, dass eine hysterisierte Klimadebatte deren Agenda dient.
Letztlich lässt sich auch die Debatte zwischen Trump und seinen Anhängern auf der einen sowie den "Gestaltern des Klimawandels" mit Thunberg als Aushängeschild auf der anderen Seite als Scheindebatte verstehen. Solange die Alternative zum "Weiter so" ein "Weiter so" mit anderen Mitteln ist, müssen die eigentlichen Grundfragen nach der wirtschaftlichen und sozialen Ordnung nicht gestellt werden.
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