Der britische Journalist Vaughan Smith, ein Freund des WikiLeaks-Gründers Julian Assange, gab RT ein Interview und berichtete dabei von seinem Telefonat am Heiligabend mit dem australischen Journalisten.
Laut Smith klang Assange der Stimme nach nur noch wie ein Schatten des Mannes, der er einst war. Der Journalist merkte an, dass der WikiLeaks-Gründer offenbar Schwierigkeiten hatte zu sprechen und unter Drogen zu stehen schien.
Assange durfte während der Weihnachtsfeiertage nur einen einzigen Anruf aus dem Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh im Südosten Londons tätigen.
"Ich glaube, er wollte einfach nur ein paar Minuten entfliehen" und "glückliche Erinnerungen" wieder aufleben lassen, sagte Smith gegenüber RT. Und er erinnerte sich daran, dass Assange die Feiertage des Jahres 2010 noch bei ihm zu Hause verbracht hatte. Das letzte kurze Gespräch sei jedoch alles andere als fröhlich gewesen, denn der sich verschlechternde Zustand von Assange wurde im Laufe des Anrufs immer deutlicher.
Er sagte mir Folgendes: 'Ich sterbe hier langsam.'
Seine Rede war undeutlich. Er sprach langsam.
Julian ist sehr wortgewandt, eine sehr klare Person, wenn er spricht. Und er klang schrecklich... es war sehr verstörend, ihn so zu hören.
Obwohl es Assange beim Telefonat nicht laut sagte, glaubt Smith, dass der australische Journalist betäubt wird. Er betonte, dass "es ziemlich offensichtlich schien, dass er es war", und berichtete, dass auch andere, die Assange besucht hatten, der gleichen Meinung seien.
Smith ist nicht der erste, der dieses Thema anspricht, doch die britischen Behörden haben sich bisher noch immer geweigert zu offenbaren, ob Assange im Gefängnis Psychopharmaka verabreicht werden, und bestanden lediglich darauf, dass sie ihn nicht "misshandeln" würden. Da er jedoch "23 Stunden am Tag in Einzelhaft gehalten wird" und die Ersuchen zahlreicher Ärzte abgelehnt wurden, Assange auf seinen körperlichen Zustand hin untersuchen zu dürfen, falle es ihm schwer, den Beamten zu glauben, so Smith.
"Julian war über Weihnachten 2010 ein extrem guter Gesellschafter", sagte der britische Journalist, doch der Mann, mit dem er letzte Woche am Telefon sprach, klang wie ein ganz anderer Mensch. Smith betonte:
Ich verstehe nur nicht... warum er überhaupt im Belmarsh-Gefängnis sitzt. Er ist ein Häftling in Untersuchungshaft. Er ist keine Gefahr für die Öffentlichkeit.
Belmarsh jedoch ist ein Gefängnis der Kategorie A – der höchsten Sicherheitsstufe im britischen Strafvollzug – für "hochgefährliche" rechtskräftig Verurteilte und solche, die wahrscheinlich versuchen würden zu fliehen, was normalerweise nur Mördern und Terroristen unterstellt werden kann.
Obwohl Assange keines dieser Kriterien erfüllt und ursprünglich nur wegen eines geringfügigen Vergehens, nämlich des Nichtbezahlens der Kaution, in Großbritannien legal eingesperrt werden konnte, wurde er dennoch in Belmarsh eingewiesen und wie ein Verurteilter inhaftiert, als wäre er ein gewalttätiger, hartgesottener Krimineller. Statttdessen wartet er nun auf ein britisches Auslieferungsverfahren an die USA.
Eine Erklärung der Situation könnte einfach sein, Rache an jemandem zu üben, der es gewagt hat, der Macht die Wahrheit zu sagen, glaubt Smith, um so für jeden ein Exempel zu statuieren, der Assange im Kampf gegen Staats- und Firmengeheimnisse folgen könnte. Smith sagte:
Es ist klar, dass es bei dem, was mit Julian geschieht, viel mehr um Rache geht und darum, ein Beispiel zu geben, um andere Menschen davon abzubringen, die US-amerikanische Macht auf diese Weise zur Rechenschaft zu ziehen.
[Assange] lieferte eine Diskussion, eine Debatte darüber, wie Transparenz im digitalen Zeitalter aussehen sollte... Die Debatte wurde verworfen, sie hat nie wirklich stattgefunden, stattdessen wird er zu einer Geisel gemacht... Deshalb ist er in Belmarsh.
Für die Zukunft sei es wichtig, so Smith, weiterhin Druck auf die britische Regierung auszuüben, um einen langen Katalog von Fragen über Assange, seine Behandlung im Gefängnis und seine Gesundheit zu beantworten, sowie auf eine wirklich unabhängige Bewertung der Situation zu drängen.
Seit seiner Flucht in die Botschaft Ecuadors in London im Jahr 2012 sei Assange in der einen oder anderen Form gefangen und ihm werde auch die Möglichkeit verweigert, sich vor Gericht umfassend zu verteidigen, sollte er dort endlich eine faire Anhörung erhalten. Der britische Journalist hob diesbezüglich hervor:
Wir müssen wirklich mehr Fragen stellen. Das muss viel öffentlicher ablaufen.
Julian ist seit fast einem Jahrzehnt in seiner Freiheit eingeschränkt.
Es ist eine Schande, eine Schikane. Er verdient etwas Besseres.
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