Alle elf Sekunden stirbt laut UNICEF irgendwo auf der Welt eine schwangere Frau oder ein neugeborenes Baby. Im Jahr 2017 haben rund 295.000 Frauen weltweit ihr Leben durch Komplikationen während der Schwangerschaft oder Geburt verloren, pro Tag etwa 810 Frauen. Bei diesen – größtenteils vermeidbaren – Todesfällen denkt man wohl zuerst an Länder wie jene im subsaharischen Afrika, in denenbitterste Armut vorherrscht und medizinische Grundversorgung nicht gegeben ist.
Laut Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), können relativ überschaubare Voraussetzungen vieles verbessern:
In Ländern, in denen es eine zuverlässige, bezahlbare, qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung für alle gibt, können Frauen und Babys überleben und sich gut entwickeln. Das ist die Stärke von flächendeckender Gesundheitsversorgung.
In der Tat ereignen sich laut UNICEF mehr als 90 Prozent aller Todesfälle von Müttern und Kindern im südlichen Afrika bzw. in Südasien. Auch in Ländern, die von Konflikten oder humanitären Krisen betroffen sind, haben Frauen und Kinder aufgrund der schwachen Gesundheitssysteme ungenügenden Zugang zu lebenswichtiger Versorgung.
Insgesamt zeigen die Zahlen hohe Korrelationen mit sozialer Ungleichheit. Das Risiko einer Frau, im Rahmen einer Schwangerschaft oder Geburt zu sterben, liegt in Ländern mit hohem Einkommen bei 1 zu 5.400; dem steht eine Quote 1 zu 45 in Ländern mit niedrigem Einkommen gegenüber.
Doch auch in dem Land, das weltweit die mit Abstand höchsten Summen für Rüstung ausgibt, ist die Sterblichkeitsrate für Mütter relativ hoch – höher als in Russland.
Seit 2015 hat Russland weniger Todesfälle als die USA zu verzeichnen, obwohl es im Jahr 2000 noch eine fünfmal so hohe Rate aufwies wie die Vereinigten Staaten.
Zwischen 2000 und 2017 hat sich die Müttersterblichkeit in Russland um mehr als die Hälfte verringert – traf sie im Jahr 2000 noch 750 pro 100.000 Frauen in der Russischen Föderation, so reduzierte sich diese Zahl bis 2017 auf 320. In den USA hingegen lag die Anzahl von Todesfällen pro 100.000 Frauen im Jahr 2000 noch bei 470, stieg aber rasant auf 720 im Jahr 2017 an.
Dr. Neel Shah, ein Geburtshelfer der Harvard Medical School, sagte dazu bereits vor einigen Monaten gegenüber Associated Press:
Für eine amerikanische Mutter ist heute 50 Prozent wahrscheinlicher, bei der Geburt zu sterben, als es für ihre Mutter war.
Laut dem American College of Obstetricians and Gynecologists sind in den USA vor allem schwarze Frauen betroffen. Möglicherweise hänge das damit zusammen, dass sich nicht alle Frauen die üblichen Untersuchungen leisten können.
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