In einer Klage, die am Dienstag vor einem US-Bundesgericht eingereicht wurde, behauptet Facebook, dass der in Tel Aviv ansässige Technologieentwickler NSO Group Werkzeuge zur Verfügung gestellt habe, mit denen Anfang des Jahres mehr als 1.400 WhatsApp-Nutzer – darunter "Aktivisten, Anwälte, Journalisten und Diplomaten" – in einem Chat gehackt werden konnten. Facebook spricht von einem "unverwechselbaren Missbrauchsmuster".
In einer leidenschaftlichen Erklärung seines Sprechers hat das US-amerikanische Unternehmen eine dauerhafte einstweilige Verfügung gefordert, die der NSO Group den Zugriff auf die Computersysteme von WhatsApp sowie die ihrer Muttergesellschaft Facebook verbietet. Er klärte:
Es muss eine strenge rechtliche Aufsicht über Cyberwaffen, wie sie bei diesem Angriff verwendet wurden, geben, um sicherzustellen, dass sie nicht dazu benutzt werden, jene individuelle Rechte und Freiheiten zu verletzen, die den Menschen auf der ganzen Welt zustehen.
Obwohl die Beschwerde Mexiko, Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emirate betrifft, teilte WhatsApp mit, dass die NSO Group mit "repressiven Regierungen und undemokratischen Geheimdiensten" in 20 Ländern zusammengearbeitet hat, um die Hacks zu erleichtern und heimlich auf Geräte zuzugreifen.
Die israelische Firma wies die Anschuldigungen "auf das Schärfste" zurück und erklärte, die "heuchlerische Klage energisch zu bekämpfen". Man hob hervor, dass eine Zusammenarbeit mit rechtmäßigen Behörden auf der ganzen Welt nicht illegal sei:
Der einzige Zweck der Arbeit der NSO Group ist es, lizenzierten staatlichen Nachrichtendiensten und Strafverfolgungsbehörden Technologie zur Verfügung zu stellen, um sie bei der Bekämpfung von Terrorismus und Kriminalität zu unterstützen.
Facebook selbst ist kein Unbekannter in Bezug auf schwerwiegende Datenschutzverletzungen und Vorwürfe der Spionage auf seiner riesigen Plattform. Wobei die US-amerikanische Handelskommission dem Technologieriesen Anfang des Jahres wegen Datenschutzverletzungen eine beispiellose Geldstrafe in Höhe von fünf Milliarden US-Dollar auferlegte. Das Unternehmen wurde auch in der EU wegen des Ausspionierens der Nutzer unter anderem in Deutschland, Belgien und Frankreich unter die Lupe genommen.
US-amerikanische und andere westliche Vertreter haben Facebook wiederholt aufgefordert, bei der Überwachung seines Datenaustausches noch weiter zu gehen. Das Unternehmen wurde aufgefordert, den Regierungen freien Zugang zu seinen verschlüsselten Messaging-Plattformen zu gewähren und sich praktisch als Arm der Nachrichtendienste zu festigen. Während Facebook eine solche Haltung vehement abgelehnt hat, bleibt das Engagement des Unternehmens hinsichtlich Datenschutz prinzipiell fraglich.
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