Deutsch-türkische Twitter-Diplomatie

Es ist mittlerweile normal, dass Regierungsmitglieder verbale Watschn über soziale Kanäle verteilen. US-Präsident Donald Trump hat diese Twitter-Diplomatie auf ein neues Niveau gehoben und inspiriert damit offensichtlich auch die deutsche und türkische Politik.

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) findet wie Donald Trump sehr viel Zeit, um auf Twitter Werbung für sich und die deutsche Politik zu machen. Dabei ist nicht immer klar, ob es sich um die private Meinung oder eine offizielle Verlautbarung des Außenministers handelt. Auffällig bei Maas ist aber, dass er auf Twitter sehr gerne den moralischen Kompass benutzt, was bei den Nutzern oft einen heuchlerischen Nachgeschmack hinterlässt und für entsprechende Kommentare sorgt. So wie zuletzt bei diesem Tweet, der in krassem Gegensatz zur deutschen Geopolitik steht:

Solche öffentlichen Positionen bieten eine breite Angriffsfläche, die von politischen Gegnern gerne genutzt werden. Und das nicht nur in der Innenpolitik. Als Maas am Donnerstag ebenfalls über Twitter seinen bevorstehenden Besuch in der Türkei aufgrund der Militäroperation in Nordsyrien ankündigte, gab er auch bekannt, was die Türkei in Nordsyrien alles machen "muss". Dabei verstößt der Bundesaußenminister gegen ein grundlegendes Kommunikationsprinzip, das gerade dem Chefdiplomaten Deutschlands eigentlich bekannt sein sollte: die Gewaltfreie Kommunikation.

Mit "Du musst"-Botschaften erreicht man eher das Gegenteil dessen, das man eigentlich bezwecken wollte. Was bei Kindern schon schlecht funktioniert, kommt im Bereich der zwischenstaatlichen Beziehung wahrscheinlich auch nicht gut an. Zumal Deutschland gar nicht in der Position ist, um Ankara irgendetwas vorzuschreiben. Entsprechend fiel die Reaktion des türkischen Außenministers Mevlüt Çavuşoğlu aus, der ebenfalls über Twitter und sogar auf Deutsch klare Worte fand: 

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