Trump legt Karten auf den Tisch: "Werden Öl in Syrien mit US-Einheiten sichern"

Nach dem Rückzug von US-Soldaten und dem Einmarsch der Türkei in Nordsyrien legt Trump jetzt die Karten auf den Tisch: Demnach sollen US-Soldaten nun doch in Syrien bleiben. Sie sollen vor Ort die Ölquellen kontrollieren. Angeblich auch zum Wohle der Kurden.

Zunächst ging es den USA und ihren transatlantischen Partnern in Syrien angeblich darum, die gepeinigte syrische Bevölkerung vom "Schlächter Assad" zu befreien. Dem entsprechenden Narrativ zufolge wehte der "Arabische Frühling" auch durch Syrien und wurde von der syrischen Regierung brutal zusammengeschossen. Der US-Präsident hieß noch nicht Donald Trump.

Als der Sturz des "Assad-Regimes" gründlich misslang, ging es um die Bekämpfung des selbst ernannten "Islamischen Staatse" (IS), der sich nach dem verheerenden US-Krieg im Irak auch in Syrien ausgebreitet hatte. Zur mutmaßlichen Bekämpfung des IS wurde u.a. die sogenannte "Freie Syrische Armee" aus dem Hut gezaubert. Freilich kämpfte diese Ansammlung islamistischer Milizen bis vor wenigen Stunden noch aufseiten der Türkei gegen die kurdischen YPG.

Als sich nach dem Eintritt Russlands in den gerne als "Bürgerkrieg" bezeichneten internationalen Stellvertreterkrieg abzeichnete, dass die Tage des IS gezählt sind, schwenkte die US-Administration um. Nun ging es darüber hinaus auch darum, den zunehmenden Einfluss des "Schurkenstaats" Iran in Syrien einzudämmen. Auch dieses Ansinnen war nicht von Erfolg gekrönt.

Dann war die Zeit reif für Präsident Trump, um zu erklären, dass sich die USA militärisch aus dem Nordosten Syriens zurückziehen würden. Infolgedessen marschierte die Türkei in das Gebiet ein, um eine Sicherheitszone zu etablieren. Mithilfe Russlands gelang es, eine Eskalation der Kämpfe zu verhindern, und eine Waffenruhe wurde vereinbart. Der türkische Präsident Erdoğan kündigte derweil an, die vorläufige Feuerpause in eine "permanente" Waffenruhe zu verwandeln. Russland, der Türkei, der syrischen Regierung und dem Iran geht es nun in erster Linie darum, die territoriale Integrität Syriens vollständig wiederherzustellen.

Zu Recht fragte sich der geneigte Beobachter, mit welchem Argument Washington nun als Nächstes aufwarten würde, um weiterhin Einfluss auf die Geschicke Syriens ausüben zu können. Und tatsächlich: Im nächsten Akt des Offenbarungseids umriss der getriebene US-Präsident nun offiziell seine weiteren Überlegungen zum Thema Syrien. Aus seinen Ausführungen stach vor allem eine Passage heraus.

Noch bis vor wenigen Wochen wurden Behauptungen, dass es den USA neben einem Regime-Change vor allem auch um die Besetzung der syrischen Ölfelder gehe, als Propaganda abgetan. Nun jedoch legte Trump die Karten auf den Tisch.

Wir haben das Öl gesichert", gab der US-Präsident zu Protokoll.

In der Tat handelt es sich bei der Region, in der sich bis zuletzt die Mehrzahl der US-Einheiten aufhielten, um das ölreichste Gebiet Syriens. Und um das "schwarze Gold" nun weiterhin zu kontrollieren, soll nach dem Willen der US-Regierung "eine kleine Zahl von US-Truppen in dem Gebiet bleiben, wo sie [in Syrien, An. d. Red.] das Öl haben".

Und wir werden es sichern, und wir werden darüber entscheiden, was wir in Zukunft damit machen", erklärte Trump.

Der US-Nachrichtensender CNN weiß derweil über die US-gesicherten syrischen Ölfelder zu berichten, dass diese auch vom "Assad-Regime begehrt" werden:

Die Ölfelder sind Vermögenswerte, die auch von Russland und dem Assad-Regime begehrt werden, dem nach Jahren des Bürgerkriegs das Bargeld ausgeht. Sowohl Moskau als auch Damaskus hoffen, mit den Öleinnahmen zum Wiederaufbau Westsyriens beizutragen und die Position des Regimes zu festigen.

Wie der Sender zudem berichtet, mutmaßte Trump auch darüber, "dass die USA einen Öldeal für die Kurden" ausarbeiten könnten, um "deren Finanzen aufzubessern".

Nach Angaben der New York Times soll es sich bei der Ölschutztruppe um 200 Mann einer US-Spezialeinheit handeln, "um den Islamischen Staat zu bekämpfen und das Vorrücken syrischer Regierungstruppen und russischer Kräfte zu den begehrten Ölfeldern der Region zu unterbinden".

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Auch US-Verteidigungsminister Mark Esper erklärte, dass US-Truppen zeitweilig in Syrien verbleiben, "teilweise, um Ölfelder im Land vor dem IS zu schützen, während sich andere US-Truppen aus Nordsyrien zurückziehen".

Bei einer Pressekonferenz in Afghanistan erklärte Esper, dass der Rückzug aus Nordsyrien eher "Wochen als Tage" dauern wird und dass US-Truppen, die zum "Schutz" der Ölquellen abkommandiert wurden, nicht zu dem Truppenteil gehöre werden, der Syrien verlässt.

Der Regime-Change ist gründlich misslungen, der IS strukturell bezwungen und der Einfluss Russlands und des Iran keineswegs geschwächt. Einfluss will Washington dennoch weiterhin ausüben und offenbart dabei nun, worum es auch im Fall des des syrischen "Bürgerkriegs" ging.