Nach den Drohnenangriffen auf die größte Ölraffinerie in Saudi-Arabien sind die Ölpreise am Montag deutlich gestiegen. In den ersten Handelsminuten waren die Preise für Öl bis zu 20 Prozent geklettert, bevor sie einen Teil des Volumens wieder abgaben. Zuletzt verteuerte sich ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent um 6,60 Dollar oder knapp elf Prozent auf 66,82 Dollar – und damit auf den höchsten Stand seit Mitte Juli. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) legte um 5,34 Dollar oder knapp zehn Prozent auf 60,19 Dollar zu. Auch diese Sorte war zuletzt Mitte Juli so teuer.
Deutscher Markt weniger betroffen
US-Präsident Donald Trump genehmigte die Freigabe von nationalen Ölreserven im Falle von Engpässen. Er schrieb am Sonntagabend auf Twitter, ausgehend von dem Angriff, "der sich auf die Ölpreise auswirken könnte", habe er – falls erforderlich – die Freigabe genehmigt. Die Menge habe er noch nicht festgelegt, aber sie werde ausreichend sein, "um die Märkte gut zu versorgen".
Die Energieagentur IEA in Paris sieht zunächst keine Versorgungsprobleme. Vorerst seien die Märkte gut mit reichlich kommerziellen Beständen versorgt.
Die Auswirkungen auf den deutschen Markt und für die Autofahrer hierzulande dürften sich nach Einschätzung des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV) in Grenzen halten. Ein Verbandssprecher sagte der Deutschen Presse-Agentur:
Aus Saudi-Arabien kommt kaum Öl nach Deutschland. 2018 war es ein Prozent ... Eine Engpass-Gefahr beim Öl besteht für Deutschland also nicht.
Wie ernst der Schaden sei und wie lange es dauere, bis die Produktionskapazität in Saudi-Arabien wieder voll hergestellt werden könne, sei ungewiss, schrieb Unicredit-Chefvolkswirt Erik Nielsen in London. Die Störung des Ölkreislaufs sei sehr bedeutend, urteilte Mele Kari, Chef des staatlichen nigerianischen Ölförderers Nigerian National Petroleum Corporation, im Interview des Finanzsenders Bloomberg TV.
Wenn sie anhält, könnte sie eine große Herausforderung für den Ölmarkt sein.
Nach den Drohnenangriffen auf die größte Ölraffinerie in Saudi-Arabien hat US-Präsident Trump mit einem Vergeltungsschlag gedroht. Zugleich dementierte Trump am Sonntagabend (Ortszeit) auf Twitter seine eigene Aussage, dass er ohne Vorbedingungen zu einem Treffen mit der iranischen Führung bereit sei. Am Samstag hatte US-Außenminister Mike Pompeo den Iran für die Angriffe in Saudi-Arabien verantwortlich gemacht, obwohl sich davor die Huthi-Rebellen im benachbarten Jemen ausdrücklich dazu bekannt hatten. Teheran bestritt jegliche Beteiligung.
USA warten auf Antwort Saudi-Arabiens
Trump machte keine Angaben dazu, wen die USA für den Urheber des Angriffs halten. Er schrieb auf Twitter:
Es besteht Grund zu der Annahme, dass wir den Täter kennen.
Die USA stünden Gewehr bei Fuß, warteten aber auf eine Bestätigung und auf Angaben der saudischen Führung, wen sie für den Angriff verantwortlich mache und unter welchen Bedingungen vorgegangen werden solle.
Laut Rapidan Energy ist die betroffene Raffinerie in Abkaik die wichtigste Öleinrichtung der Welt. "Abkaik ist das Herz des Systems, und sie hatten gerade eine Herzattacke", sagte Roger Diwan vom Marktforscher IHS Markit. Nach ersten offiziellen Angaben aus Riad vom Wochenende, haben die Angriffe zu einem drastischen Einbruch der Produktionsmenge geführt. Die Ölproduktion sei infolge der Terror-Attacken um 5,7 Millionen Barrel auf etwa die Hälfte des üblichen Tages-Volumens zurückgegangen, hatte die staatliche saudische Nachrichtenagentur SPA berichtet.
Am frühen Samstagmorgen hatten mehrere Explosionen Anlagen des staatlichen Ölkonzerns Saudi Aramco in Churais und Abkaik erschüttert.
Ein Militärsprecher der Huthis hatte den Angriff mit zehn Drohnen als "legitime Antwort" auf die anhaltende Militärkampagne Saudi-Arabiens im Jemen bezeichnet. Das arabische Königreich führt im Jemen eine von den USA unterstützte Militärkoalition an, die gegen die Huthis kämpft. Diese werden ihrerseits vom Iran unterstützt und halten große Teile des Nordjemens inklusive der Hauptstadt Sanaa unter Kontrolle.
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(rt deutsch/dpa)