Mit seinem neuen Buch "Call Sign Chaos: Learning to Lead" löste Mattis hitzige Debatten in Washington aus. Jedoch nicht wegen des Inhaltes, sondern weil angeblich Vieles unerwähnt blieb. Sowohl Demokraten als auch Republikaner erwarteten von ihm, dass er sich entweder über den Commander-in-Chief Donald Trump herzhaft auslässt oder ihn leidenschaftlich verteidigt. Nichts von alledem ist geschehen.
Stattdessen ist es eine Mischung aus Memoiren und dem Aufruf zum lebenslangen Lernen, um die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Mattis war Karrieresoldat, der es bis zum Vier-Sterne-General geschafft hat und das US Marine Corps in Afghanistan kommandierte, bevor er zum Vorsitzenden des Central Command befördert wurde. In dem Buch spielt der bald 18-jährige Kriegseinsatz in Afghanistan eine große Rolle. Dabei kommt unweigerlich auch Pakistan zur Sprache.
"Von all den Ländern, mit denen ich es zu tun hatte, betrachte ich Pakistan aufgrund der Radikalisierung seiner Gesellschaft und der Verfügbarkeit von Nuklearwaffen als das Gefährlichste", schreibt Mattis.
Wir können nicht das am schnellsten wachsende Nukleararsenal in der Welt in die Hände von Terroristen fallen lassen, die in deren Mitte aufgezogen werden. Das Resultat wäre desaströs.
Wen genau "Mad Dog" Mattis damit meint, lässt er offen. Es gibt allerdings verschiedene Gruppen und Organisationen in Pakistan, die die Regierung in Islamabad stürzen wollen und ein eigenes islamisches Kalifat errichten möchten. Diese wiederum "betrachtet die gesamte Geopolitik durch die Linse ihrer Feindschaft gegenüber Indien", was sich insbesondere auf die Politik und Entwicklung in Afghanistan negativ auswirkt.
Eine Gefahr für die USA sieht der ehemalige Verteidigungsminister (Januar 2017 bis Januar 2019) darin, dass seiner Meinung nach die gewöhnlichen Pakistaner "keine Führer haben, die sich um ihre Zukunft kümmern". Die Beziehungen zwischen Washington und Islamabad seien "sehr verdreht", weil die USA viel zu lange auf Pakistan angewiesen waren, um Gespräche mit den Taliban in Afghanistan zu vermitteln. Dieses mangelnde Vertrauen hätte auch dazu geführt, weshalb Barack Obama die pakistanische Regierung nicht über die Mission informiert hat, die zur Erstürmung von Osama bin Ladens Versteck in Abbottabad im Mai 2011 führte.
Fehlendes Vertrauen dürfte auf beiden Seiten geherrscht haben, zumal sich Mattis über die US-Drohnenangriffe in Pakistan ausschweigt. Ob allerdings solche Behauptungen eines Ex-Verteidigungsministers der Vereinigten Staaten von Amerika dazu beitragen können, Misstrauen zwischen den beiden Ländern abzubauen, darf bezweifelt werden.
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