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Die schmerzhafte Geschichte zwischen Paris und Algier ist auf beiden Seiten bis heute weder aufgearbeitet noch verarbeitet. In einer Videoübertragung vom 15. Juli forderte nun der amtierende Generalsekretär der Nationalen Veteranenorganisation, Mohand Ouamar Benelhadj, das algerische Parlament dazu auf, einen Gesetzentwurf zur Kriminalisierung der französischen Kolonisation vorzuschlagen. Dies würde den Weg für gesetzliche Entschädigungsforderungen öffnen.
Wie die Informationsplattform Tout sur l'Algérie (TSA) erklärt, wäre eine solche Maßnahme eine Antwort auf Artikel 4 des französischen Gesetzes vom 23. Februar 2005, in dem "die positive Rolle der französischen Präsenz im Ausland, insbesondere in Nordafrika, anerkannt wird". Diese Bestimmung wurde vom damaligen Präsidenten Jacques Chirac nach Protesten in Frankreich und insbesondere in Algerien wieder zurückgezogen.
"Die Franzosen haben in diesem Gesetz die positiven Dinge der Kolonisierung erwähnt, während es sich für uns um koloniale Verbrechen handelte. Eine 130-jährige Besetzung ist für sie zu einer 'zivilisatorischen Mission' geworden", so Mohand Ouamar Benelhadj. Und er ergänzte:
Wir müssen die Franzosen zur Verantwortung ziehen. Das algerische Parlament muss ein Gesetz vorschlagen, um von Frankreich Entschädigung zu verlangen. Wir wollen, dass es in unserem Land ein Gesetz gibt, das die französische Kolonisation als Zerstörung und Völkermord bezeichnet. Sie wollten die Algerier durch die französische Bevölkerung ersetzen. Es war eine Siedlungskolonisation. Das Parlament muss reagieren. Es ist nie zu spät, das Richtige zu tun [...] Wir sind keine Bettler, es ist das Recht der Algerier und Algeriens. Sie haben ein Land zerstört.
Die Franzosen hätten laut Mohand Ouamar Benelhadj in Algerien nur "Kleinigkeiten hinterlassen", "Dinge ohne Wert". Dennoch forderten Franzosen, die in Algerien gelebt haben, immer noch Entschädigungen für "das hinterlassene Eigentum". Dabei seien "Tausende von Dörfern, Städten und Häusern entweder durch Bombardierung oder durch Leerstand nach der Umgruppierung der [algerischen] Bevölkerung [in Lagern] zerstört worden". Die Menschen seien gezwungen worden, ihre Häuser zu verlassen. Es gäbe Hunderttausende von Häusern, die die Franzosen unter sich aufgeteilt hätten. Dies gelte auch für fruchtbare landwirtschaftliche Flächen.