Am Mittwoch wurden weltweit Mahnwachen abgehalten, um der 298 Menschen zu gedenken, die bei dem Absturz der Boeing 777 der Malaysia Airlines über der Ostukraine im Juli 2014 ums Leben kamen. Angehörige der Absturzopfer hielten Fotos in den Händen. Viele Menschen brachten Spielzeug mit, als Erinnerung daran, dass die Tragödie auch 80 Kindern das Leben kostete.
17. Juli 2014
Vor fünf Jahren hob die Passagiermaschine auf dem Amsterdamer Flughafen Schiphol ab und machte sich auf den Weg zum Internationalen Flughafen von Kuala Lumpur. Sowohl die ukrainische als auch die russische Flugsicherung verloren gleichzeitig den Radarkontakt zu MH17. Die Maschine stürzte in der Nähe des Dorfes Grabowo (Hrabowe) inmitten von anhaltenden Kämpfen zwischen ukrainischen Streitkräften und regierungsfeindlichen Donbass-Milizen ab.
Das Unglücksflugzeug war vom gleichen Modell wie die Maschine von Malaysia-Airlines-Flug MH370, die auf mysteriöse Weise verschollen war, nachdem sie im März 2014 von Kuala Lumpur nach Peking flog. Nach Angaben des Flugzeugherstellers Airbus wurde die abgestürzte Maschine 1997 gebaut, sie wies eine einwandfreie Wartungsgeschichte sowie keine mechanischen Probleme auf. Vonseiten der Besatzung von Flug MH17 soll kein Notsignal gesendet worden sein, und die Blackboxes zeichneten nichts Ungewöhnliches auf, bis zu dem Zeitpunkt, als die Messwerte abrupt gestoppt wurden.
Es wird davon ausgegangen, dass das Flugzeug um 13:20 Uhr (Ortszeit) von einer Boden-Luft-Rakete getroffen wurde.
Stand der Ermittlungen
In den Jahren seit der Tragödie wurden mehrere Ermittlungen zur Absturzursache eingeleitet und zahlreiche Experimente und Simulationen durchgeführt, von denen einige sogar Live-Brandtests umfassten.
Die 15-monatige Untersuchung des niederländischen Sicherheitsausschusses (DSB) ergab im Jahr 2015, dass eine russische Buk-Rakete das Flugzeug abgeschossen hatte und der Abschussort eine Fläche von 320 Quadratkilometern in der Ostukraine ausmachte, von dem aus sie hätte abgefeuert werden können. Er stellte fest, dass Kiew den Luftraum über der Region nicht geschlossen hat, obwohl es genügend Gründe dafür gegeben hätte. Es blieb die Frage, welche der Konfliktparteien in der Ukraine die Rakete tatsächlich abgefeuert hat.
Eine internationale Untersuchung des MH17-Absturzes wurde vom Gemeinsamen Ermittlungsteam unter der Leitung der niederländischen Staatsanwaltschaft (JIT) durchgeführt, dem auch die Ukraine angehörte und von dem Russland ausgeschlossen wurde. Die Ermittler behaupteten, dass es prorussische Separatisten gewesen seien, die gegen ukrainische Regierungstruppen kämpften und die Buk-Rakete vom dem von ihnen kontrollierten Gebiet aus abschossen. Das JIT behauptete später, das Raketensystem gehöre zu einer russischen Luftverteidigungseinheit, was die Ergebnisse von Bellingcat widerspiegele, einem Online-Untersuchungsprojekt mit einer ausgeprägten antirussischen Neigung. Zuletzt identifizierten die Ermittler vier russische und ukrainische Staatsangehörige, die angeblich an der Lieferung des Buk-Systems beteiligt waren.
Russland, das von der Untersuchung praktisch an den Rand gedrängt wurde, wies die Ergebnisse zurück und bezeichnete sie als voreingenommen. Das russische Militär behauptete, dass die Videos nicht echt seien, die zeigen, wie ein Buk-Raketensystem aus Russland in das von prorussischen Rebellen kontrollierte Gebiet transportiert wird. Zugleich beschuldigte es die ukrainischen Streitkräfte, für den Abschuss verantwortlich zu sein. Moskau hat wiederholt Hilfe angeboten und Beweise vorgelegt, Radardaten zur Verfügung gestellt und militärische Informationen über die Buk-Rakete freigegeben, die Daten aber wurden entweder ignoriert oder als unzureichend erachtet.
Unterdessen führte der Buk-Hersteller Almas-Antei zwei aufwendige Experimente durch, um den MH17-Absturz zu rekonstruieren. Die Daten zeigten, dass die Rakete, die das Flugzeug abstürzen ließ, nicht aus Russland stammt, sondern ein älteres Modell war, das aus von der Ukraine kontrolliertem Gebiet abgefeuert wurde. Die niederländischen Ermittler zögerten jedoch, diese Beweise zu prüfen, und ignorierten Almas-Anteis Erkenntnisse.
Zweifel vonseiten Malaysias Regierung
Der malaysische Regierungschef Mahathir bin Mohamad sagte am Mittwoch, er sei bestürzt darüber, dass die Verantwortlichen für den Abschuss fünf Jahre nach der Tragödie immer noch nicht gefunden worden seien.
Wir sind traurig, da es sich um etwas handelt, das in voller Absicht getan wurde, aber wir wissen nicht, wer die Rakete abgefeuert hat. Wir wissen, dass es eine Rakete war, aber wir wissen noch nicht, wer die Schuld trägt.
Er fügte hinzu, Malaysia sei von den Erkenntnissen des JIT zur angeblichen Rolle Russlands überhaupt nicht überzeugt, und verlangte, dass die Ermittler Beweise dafür liefern, dass die Russen hinter dem Abschuss steckten.
Moskau weist Vorwürfe zurück
Moskau wies eine Beteiligung am Abschuss von Flug MH17 zurück und betonte, dass die JIT-Ermittlungen darauf ausgelegt seien, Russland die Schuld zuzuschieben.
"Die niederländischen Behörden nutzen zunehmend die Gefühle und die Trauer der Angehörigen der Verstorbenen von Flug MH17 aus. [Sie] benutzen ihre Vereinigungen als eine Art Prügelattacke, um die Schuld Russlands in den Augen der Weltgemeinschaft zu verstärken", erklärte das russische Außenministerium am Mittwoch in einer Erklärung.
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Der russische Präsident Wladimir Putin im Namen Russlands hat kürzlich jede Schuld an der MH17-Tragödie bestritten, die Ergebnisse des JIT als "ohne jeden Beweis" bezeichnet und erklärt, dass Moskaus Beweise ignoriert worden seien.
"Leider will uns niemand zuhören. Solange wir keinen wirklichen Dialog haben, werden wir nicht die richtigen Antworten auf die Fragen zu dieser Tragödie und dem Tod vieler Menschen finden. Wir trauern jedenfalls und glauben, dass solche Taten inakzeptabel sind."