"Die, die in Libyen sind, müssen raus" – Carola Rackete fordert Rettung aller Flüchtlinge aus Libyen

Laut Carola Rackete, der Kapitänin der Sea-Watch 3, handelt es sich um eine halbe Million Menschen, die sich in den "Händen von Schleppern oder in libyschen Flüchtlingslagern befinden". Diese müssten, neben Klima-Flüchtlingen, sofort in Europa aufgenommen werden.

Carola Rackete, Kapitänin des Rettungsschiffes Sea-Watch 3, entging nur knapp einer Haftstrafe, nachdem sie im italienischen Hafen von Lampedusa festgenommen worden war. Die italienischen Behörden hatten ihr die Einfahrt in den Hafen und die Landung der 40 Flüchtlinge an Bord ihres Schiffes verweigert. 

Gegenüber der Bild  forderte die Flüchtlings-Aktivistin Carola Rackete jetzt die Aufnahme von einer halben Million Flüchtlingen: 

Wir hören von einer halben Million Menschen, die in den Händen von Schleppern sind oder in libyschen Flüchtlingslagern, die wir rausholen müssen. Ihnen müssen wir sofort helfen bei einer sicheren Überfahrt nach Europa. 

Anfang Juli machte sich das Auswärtige Amt ein Bild von der Lage der Flüchtlinge in Libyen. Es gäbe "allerschwerste, systematische Menschenrechtsverletzungen" hieß es. Handy-Fotos und Videos sollen dies belegen. Zahlungsunfähige Flüchtlinge würden gefoltert, vergewaltigt und exekutiert. Die Hinrichtungen fänden immer freitags statt, "um Raum für Neuankömmlinge zu schaffen, das heißt, den menschlichen Durchsatz und damit den Profit der Betreiber zu erhöhen". 

Die deutsche Botschaft in Niger scheute angesichts dieser Berichte nicht davor zurück, einen Vergleich zu Konzentrationslagern der Nationalsozialisten zu ziehen: 

Authentische Handy-Fotos und -Videos belegen die KZ-ähnlichen Verhältnisse in den sogenannten Privatgefängnissen. 

Darüber hinaus forderte Rackete die Aufnahme von Klima-Flüchtlingen: 

Es wird in einigen Ländern Afrikas, verursacht durch industriereiche Länder in Europa, die Nahrungsgrundlage zerstört ... Es ist auch Europas Verantwortung. 

Für das Interview mit Carola Rackete an einem anonymen Ort in den Alpen mussten die Bild-Journalisten auf Forderung der Aktivistin "umweltfreundlich anreisen". Ihr Handeln als Kapitänin verglich sie mit einem Autounfall: 

Wir haben rechtens gehandelt, davon bin ich überzeugt. Es gibt das maritime Gesetz, Menschen in Seenot zu retten. Das ist wie bei einem Autounfall, bei dem man selbstverständlich helfen muss.