"Das Letzte, worauf Ostmitteleuropa wartet, sind […] gemeinsame deutsch-russische Vorschläge zur territorialen Neugliederung Ostmitteleuropas. Das hat es einmal zuletzt 1939 gegeben." Diese Parallele zwischen der sogenannten "Teilung" Polens im Jahr 1939 infolge des Molotow-Ribbentrop-Paktes und einer theoretischen Beteiligung Deutschlands an einer (ebenso theoretischen) "Neuzuordnung" der Halbinsel Krim nach deren Wiedervereinigung mit Russland hat Rüdiger von Fritsch in seinen letzten Amtstagen als deutscher Gesandter in Moskau gezogen – bei einem Interview mit dem Deutschlandfunk am 23. Juni.
Warum ein solcher Vergleich aus völkerrechtlicher Hinsicht notwendigerweise hinken muss, wurde andernorts deutlich gemacht, ebenso wie der außenpolitische und geschichtliche Kontext der Wiedereingliederung der Krim. Es erübrigt sich an dieser Stelle ferner eine Argumentation, warum eine solche "Neuzuordnung" – würde sie durch ein nochmaliges Referendum realisiert oder auf welche Weise auch immer – nicht notwendig ist. (Auch Sinn und Unsinn der im selbigen Kontext thematisierten Sanktionen gegen Russland werden woanders ausgiebig diskutiert.)
Gleichwohl ist an dem durch Fritsch angestellten Vergleich ein weiterer Punkt problematisch: Er impliziert, beim Deutsch-Sowjetischen Nichtangriffspakt von 1939 (auch: Hitler-Stalin-Pakt, Molotow-Ribbentrop-Pakt) hätten Hitlerdeutschland und die Sowjetunion gemeinsame Sache bei einer "territorialen Neugliederung" – sprich: Teilung – Ostmitteleuropas gemacht, womit vornehmlich Polen gemeint sein dürfte.
Eine solche Implikation ignoriert indes, dass es die westlichen Länder (aber auch Polen) waren, deren Regierungen mit ihrem außenpolitischen Verhalten gegenüber Nazi-Deutschland in den Jahren direkt nach Hitlers Machtübernahme im Jahr 1933 einen "Hitler-Stalin-Pakt" aus Sicht der Sowjetunion überhaupt erst notwendig, vielleicht sogar überlebensnotwendig machten. Einige Beispiele für die nicht nur von den Briten betriebene Appeasement-Politik werden im folgenden Clip dargelegt.
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