Vietnam gerät im Handelskrieg zwischen die Fronten und zieht Trumps Zorn auf sich

Vietnam versucht, die USA zu beschwichtigen, nachdem das Land als der eigentliche Gewinner in den Handelsstreitigkeiten zwischen Washington und Peking bezeichnet wurde. US-Präsident Donald Trump sagte, Vietnams Handelspraktiken seien "noch schlimmer" als die Chinas.

Anfang dieses Monats wurde berichtet, das südostasiatische Land Vietnam sei als Hauptbegünstigter aus dem Handelskrieg zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt hervorgegangen. Einige Exporteure sollen Waren über Vietnam in die USA umgeleitet haben, um US-Zollbestimmungen und Trumps Vorhaben, das US-Handelsdefizit zu verringern, zu umgehen.

Vietnamesische Handelsdaten zeigen, dass solche Berichte den Tatsachen entsprechen könnten. So stiegen beispielsweise die Importe chinesischer Computer und Elektronikwaren in Vietnam in den ersten fünf Monaten des Jahres 2019 um mehr als 80 Prozent auf einen Wert von 5,1 Milliarden US-Dollar. Im gleichen Zeitraum stieg das Volumen der gleichen Waren, die aus Vietnam in die USA exportiert wurden, laut Wall Street Journal um fast 72 Prozent.

Insgesamt stiegen die Exporte aus Vietnam in die USA von Januar bis Mai um fast 30 Prozent.

Ein weiterer Bericht zeigt einen Anstieg des BIP der südostasiatischen Nation um 7,9 Prozent als Folge einer Steigerung ihrer Exporte nach China und in die USA.

So wurden Exporteure dabei erwischt, Waren chinesischen Ursprungs illegal als "Made in Vietnam" umetikettiert zu haben, um US-amerikanische Einfuhrzölle zu umgehen. Durch diese Entwicklung hatte Vietnam den Zorn von US-Präsident Donald Trump auf sich gezogen. Er erklärte:

Vietnam ist fast das schlimmste Land. Es ist viel kleiner als China, aber es ist fast der schlimmste Missetäter von allen.

Scheinbar ist Trump sich bewusst, dass Vietnam vom Handelskonflikt zwischen den USA und China profitiert haben könnte. Im Mai twittere er bereits, dass viele "zollpflichtige Unternehmen China in Richtung Vietnam und andere [...] Länder in Asien verlassen werden". Damals hatte er Hanoi jedoch kein unfaires Verhalten vorgeworfen.

Nach der Drohung der USA und offenbar aus Angst, den Zugang zum lukrativen US-amerikanischen Markt zu verlieren, war Vietnam bemüht, seinem Partner zu versichern, dass es eine freie und für beide Seiten vorteilhafte Handelsbeziehung wünscht.

Die vietnamesische Zollbehörde hat bereits versichert, gegen diese Praxis vorzugehen, die Kontrolle zu verstärken und Sanktionen gegen jene Unternehmen zu verhängen, die sich illegaler Maßnahmen bedienen. Am Freitag erklärte der Sprecher des vietnamesischen Außenministeriums Le Thi Thu Hang:

Vietnam strebt danach, die Wirtschafts-, Handels- und Investitionsbeziehungen zu den Vereinigten Staaten zu fördern, die Freiheit und Fairness auf der Grundlage gegenseitiger Vorteile festigen.

Das Handelsdefizit der USA mit Vietnam lag im vergangenen Jahr bei 39,5 Milliarden US-Dollar. Hang sagte, sein Land habe bereits "Anstrengungen unternommen, um die bilaterale Handelsbilanz zu verbessern und die Einfuhr von US-Waren nach Vietnam zu fördern".