Bei einem Treffen am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz am 16. Februar soll US-Vizepräsident Mike Pence laut einer Meldung von Bloomberg von Merkel deutsche Kriegsschiffe in der Straße von Kertsch gefordert haben. Der Hintergrund sei gewesen, dem russischen Präsidenten zu signalisieren, dass die Westmächte ihren Zugang zu den Gewässern nicht aufgeben würden. Bloomberg bezieht sich auf drei anonyme Quellen, die offenbar an der Unterredung zwischen Pence und Merkel beteiligt oder zumindest in die Angelegenheit eingebunden waren.
Laut dem Bericht lehnte Bundeskanzlerin Merkel die Aufforderung von Pence ab. Als Begründung soll Merkel Vorbehalte des ukrainischen Präsidenten Petro Poroshenko angeführt haben. Anfragen von Bloomberg an das Bundeskanzleramt wurden nicht beantwortet. Merkel soll zwar abgelehnt, jedoch gleichzeitig angeboten haben, in Absprache mit den Franzosen einen Konvoi als einmaliges Manöver durch die Wasserstraße zu schicken. Doch diesen Plan soll Poroschenko mit der Begründung abgelehnt haben, dass das nicht genug sei, um sein Problem zu lösen. Laut den Quellen von Bloomberg wolle Poroschenko vielmehr sicherstellen, dass die Meerenge dauerhaft offen bleibt.
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Jedoch lehnte offenbar auch Frankreich den Vorstoß ab. Es sei eine unnötige Provokation. Der US-Plan ist ein weiteres Mosaik im undurchsichtigen Bild der transatlantischen Spannungen. US-Präsident Donald Trump drängt seine Verbündeten der Europäischen Union, die US-Streitkräfte in Osteuropa und dem Nahen Osten zu ersetzen. Pence forderte in seiner Rede in München, dass europäische Streitkräfte die Stabilität Syriens nach dem Rückzug der USA gewährleisten sollen. Dies wird von den Europäern abgelehnt. Ebenso wie die Forderung der USA, aus dem Atomabkommen mit dem Iran auszusteigen.
Hinzu kommt ein drohender Handelskrieg mit den USA und das Störfeuer der Trump-Regierung in Bezug auf das Pipeline-Projekt Nord Stream 2. Dass in den USA im nächsten Jahr wieder Präsidentschaftswahlen anstehen, dürfte die Lage noch weiter verschärfen.