Als der Nationale Sicherheitsberater der USA John Bolton Venezuela in einer Rede im November als Teil einer hemisphärischen "Troika der Tyrannei" brandmarkte, kämpfte die Trump-Administration noch immer mit der Überlegung, wie weit sie bei einer Konfrontation mit dem sozialistischen Präsidenten des Landes, Nicolás Maduro, gehen sollte.
Aber was in den letzten Tagen Gestalt angenommen hat, ist ein deutlich aggressiverer Ansatz, der auf der vollwertigen Unterstützung von Präsident Donald Trump für "Interimspräsident" Juan Guaidó basiert und durch eine koordinierte diplomatische Reaktion vieler Nachbarn Venezuelas unterstützt wird, die schnell die Anerkennung der Herrschaft Maduros zurückzuziehen.
"Troika der Tyrannei"
Mit Beharrlichkeit haben sich die "Falken" im Weißen Haus unter der Leitung von John Bolton und Vizepräsident Mike Pence durchgesetzt, unterstützt von gleichgesinnten rechtsgerichteten Präsidenten in Brasilien und Kolumbien.
Bolton hat auch mit US-Außenminister Mike Pompeo zusammengearbeitet, um eine einheitliche Front innerhalb der Regierung zu bilden, die notwendig war, um den Widerstand innerhalb des Außenministeriums zu überwinden. Venezuela war dort seit langem ein Streitthema, wobei einige Diplomaten auf Dialog drängten und andere auf weitere Sanktionen setzten.
Die Abreise des erfahrenen Diplomaten Tom Shannon im vergangenen Jahr, der den Dialog mit Caracas bevorzugte und oft zu Gesprächen mit Maduro entsandt wurde, half, die Tür für diejenigen zu öffnen, die einen schärferen Ansatz wollten, so US-Beamte.
Bolton, bekannt für seine harte Haltung gegenüber der lateinamerikanischen Linken, legte die Grundlagen für den Regime Change schon lange vor Guaidós Aufstieg. In einer Rede im November in Miami, wo viele Einwanderer aus Kuba und Venezuela leben, versprach Bolton, dass die Vereinigten Staaten gegen die sogenannte "Troika der Tyrannei" in der westlichen Hemisphäre – Kuba, Venezuela und Nicaragua – vorgehen würden.
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Bolton traf sich Ende November auch mit Jair Bolsonaro, dem damals designierten brasilianischen Präsidenten, und diskutierte, wie der rechtsgerichete Anführer mit den Vereinigten Staaten zusammenarbeiten könnte, um Venezuela unter Druck zu setzen. Brasilien war eines der ersten Länder, das Guaidó anerkannte.
Telefonate mit Pence
Washingtons Entscheidung, sich hinter Guaidó zu stellen, einen Neuling in der venezolanischen Politik, fiel erst, nachdem man überzeugt war, dass der 35-Jährige, der in den USA zum Ingenieur ausgebildet worden war, mit Wahington zusammenarbeiten würde und zuverlässig sei.
Das war die Schlussfolgerung aus den US-Kontakten mit Guaidó in den Tagen vor seiner Erklärung, darunter zwei Telefonate mit Pence, sagten Beamte und baten, wegen der Brisanz der Situation anonym zu bleiben.
In Pence' zweitem Anruf, der nach Angaben eines Beamten des Weißen Hauses aus Sicherheitsgründen unter Verschluss gehalten wurde, versicherte der Vizepräsident Guaidó: "Wir beten für dich, die USA stehen auf deiner Seite, dein Mut und deine Tapferkeit sind etwas, das wir bewundern."
Hochrangige Regierungsbeamte, darunter der Berater von Pence, Bolton und dem Weißen Haus für Lateinamerika, Mauricio Claver-Carone, riefen die lateinamerikanischen Staatschefs an, um sicherzustellen, dass sie sich Trump bei der Anerkennung von Guaidó anschließen würden.
Luis Almagro, Präsident der Organisation Amerikanischer Staaten, Carlos Trujillo, US-Botschafter bei der OAS, und andere hochrangige Beamte des Außenministeriums halfen ebenfalls, die diplomatische Unterstützung Lateinamerikas zu sichern, sagten Beamte.
Das Risiko, die Region mit der Unterstützung Guaidós zu spalten, wollte die US-Regierung eingehen. Maduro macht derweil keine Anstalten, seinen Posten kampflos aufzugeben. Mit der Unterstützung des Militärs und der Gerichte wird Maduro noch durchhalten können. Doch das letzte Druckmittel der USA, Öl-Sanktionen, kam noch nicht zum Einsatz.
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(rt/reuters)