Das Thema Klimawandel wird in den USA kontrovers diskutiert. Während die Mehrheit der Wissenschaftler davon überzeugt ist, dass es ihn tatsächlich gibt und die Menschheit nicht ganz unschuldig daran ist, gibt es andere, die das Naturphänomen gänzlich leugnen oder den menschlichen Einfluss daran in Frage stellen. Laut einer Studie des Yale Program On Climate Change Communication, sind 70 Prozent aller erwachsenen US-Amerikaner davon überzeugt, dass ein Klimawandel stattfindet. 57 Prozent meinen sogar, dass er hauptsächlich durch Menschen verursacht wurde.
US-Präsident Donald Trump gehört eher zur Minderheit. Er sei "nicht überzeugt" davon, dass Menschen daran schuld sind. Als der offizielle Regierungsbericht Ende November 2018 veröffentlicht wurde und vor katastrophalen Folgen für die US-Wirtschaft warnte, meinte Trump: "Das glaube ich nicht." Diese schon fast ignorante Haltung gegenüber einem globalen wie auch gesellschaftlichen Problem zeigte sich auch daran, dass dem Präsidenten der Wetter- und Ozeanografie-Behörde der Vereinigten Staaten (NOAA), Timothy Gallaudet, seit Trumps Amtsantritt noch kein einziges Briefing zu diesem Thema ermöglicht wurde. Zum Vergleich: US-Präsident Barack Obama traf sich alle paar Monate mit der damaligen NOAA-Chefin, Jane Lubchenko, um mit ihr über den Klimawandel zu sprechen.
Es ist daher fraglich, ob der durch den National Defence Authorization Act 2018 mandatierte Bericht des US-Verteidigungsministeriums an Senator James Inhofe, der seit dem Tod von John McCain interimsmäßig den Vorsitz des Verteidigungsausschusses des Senats übernommen hatte, je auf Trumps Tisch im Oval Office liegen wird. Dabei hat es dieser Bericht in sich: Er warnt ausdrücklich vor den Folgen für die wichtigste Machtstütze der USA, für die Streitkräfte!
Bereits auf der allerersten Seite wird klargestellt, dass "die Folgen des Klimawandels eine Angelegenheit für die nationale Sicherheit" seien. Untersucht wurden 79 Stützpunkte, darunter 35 der Air Force, 20 der Army und 19 der Navy. Die restlichen fünf "Installationen" gehören zu keinem Arm der US-Streitkräfte, sondern sind sogenannte administrative Einrichtungen des Verteidigungsministeriums.
Als jene durch einen Klimawandel ausgelöste Risiken wurden "wiederkehrende Überschwemmungen, Dürre, Wüstenbildung, Waldbrände" und "auftauender Permafrost" identifiziert. Dann wollte man genauer wissen, wieviele dieser 79 Stützpunkte schon jetzt durch solcherlei Risiken betroffen sind und wie man das Risiko für die nächsten zwanzig Jahre einschätzt.
Von den 35 Luftwaffenbasen der Air Force sind demnach 20 heute schon von "wiederkehrenden Überschwemmungen", weitere 20 von "Dürre" betroffen, vier von "Wüstenbildung" und 32 von "Waldbränden". Bei den Überschwemmungen soll die Zahl in den nächsten zwanzig Jahren auf 25 und bei der Dürre auf 22 steigen.
Bei der Army sind heute 14 Stützpunkte von Überschwemmungen (in zwanzig Jahren dann 16), vier von Dürre, zwei von Wüstenbildung, vier von Waldbränden und einer durch auftauenden Permafrost betroffen.
Sogar 16 der Navy-Stützpunkte sind von Überschwemmungen und 18 von Trockenheit betroffen. Für sieben Navy-Stützpunkte erwartet man in den nächsten zwanzig Jahren Probleme durch Waldbrände.
Für die genannten Risiken oder Folgen listen die Autoren des Berichts dann Beispiele und Namen der betroffenen Stützpunkte auf. So bewirken die vermehrten Stürme und der seit 1930 um 35 Zentimeter gestiegene Meeresspiegel in der Langley Air Force Base in Virginia immer wieder überflutete Start- und Landebahnen. Die Dürre sorgt für eine Austrocknung des Bodens und beeinflusst das Grundwasser, welches für die Versorgung der Menschen im Südwesten überlebenswichtig ist. Die damit einhergehende große Hitze sorgt dafür, dass es vermehrt sogenannte "black flag days" gibt, also Tage, an denen die Armee weder Übungen noch Tests durchführen darf. "Extreme" Dürre im Jahr 2002 und "schwere" Dürren von 2002 bis 2018 haben beispielsweise Einfluss auf die Joint Andrews Air Base in Maryland oder in Washington, D.C., auf die Joint Base Anacostia-Bolling.
Die Wüstenbildung sorgt dafür, dass der natürliche "Schutz durch die Vegetation" für militärische Übungen und Vorbereitungen schwindet und damit das, was man eigentlich verstecken wollte, für Überwachung durch Satelliten leichter zugänglich macht. Außerdem sorgt diese Entwicklung dafür, dass der Boden erodiert und unfruchtbarer für die örtliche Vegetation wird, was schließlich zu gänzlich "kahlem Land" führt. Das wiederum könnte bedeuten, dass die Landschaft nicht mehr für militärische Manöver und "off-road"-Nutzung in Frage kommt. Von solch einer Entwicklung könnte insbesondere das White Sands Missile Range-Testgelände in New Mexico betroffen sein, wo am 16. Juli 1945 die weltweit erste Atombombe gezündet wurde.
Waldbrände können natürlich im ganzen Land vorkommen und bedrohen militärische wie zivile Infrastruktur überall, wo sie wüten. Was das für extreme Auswirkungen haben kann, war jüngst erst wieder in Kalifornien zu beobachten, wo riesige Landstriche durch das Feuer verwüstet wurden. Aber auch Veränderungen in Alaska durch auftauenden Permafrost sorgen für Planungsschwierigkeiten in den USA. Die Bewegung des vom Eis freigegebenen Bodens sorgt dafür, dass bereits gebaute oder noch geplante Infrastruktur gefährdet sein könnte. Dabei könne diese Absenkung der oberen Vereisungsgrenzschicht im Boden "sehr schnell und katastrophal" innerhalb von wenigen Tagen erfolgen, oder "sehr langsam und systematisch oder irgendwo dazwischen."
Doch gerade auch außerhalb der USA hat der Klimawandel Folgen für das US-Militär. So sorgen die vermehrt schlechten Wetterbedingungen über dem Mittelmeer bereits jetzt für Probleme bei Luftaufklärungs- und Überwachungs-Missionen zwischen Europa und Afrika. US-Basen im Pazifik und Afrika sind ebenfalls vermehrt von Schäden durch Stürme oder Dürre betroffen, worauf das Verteidigungsministerium im Bericht eingeht. Und ganz nebenbei offenbart das Pentagon höchstselbst, wieviel Stützpunkte (militärische wie auch zivile des Verteidigungsministeriums) die USA derzeit weltweit betreiben: 1.774.