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Nach Fake-Story: Ecuadorianischer Ex-Diplomat rechnet mit dem Guardian ab

Ein ehemaliger Diplomat der ecuadorianischen Botschaft in London hat bestätigt, dass es sich bei dem Guardian-Enthüllungsbericht über ein Treffen zwischen WikiLeaks-Gründer Assange und Trumps Ex-Wahlkampfmanager Manafort um eine Fake-Story handelt.
Nach Fake-Story: Ecuadorianischer Ex-Diplomat rechnet mit dem Guardian abQuelle: Reuters © Reuters

Vergangene Woche hatte der Guardian behauptet, Donald Trumps ehemaliger Wahlkampfmanager Paul Manafort habe sich in der ecuadorianischen Botschaft in London zwischen 2013 und 2016 mehrfach mit dem dort festsitzenden WikiLeaks-Gründer Julian Assange getroffen. Die britische Zeitung berief sich dabei auf nicht näher benannte "Quellen" und ein Dokument, das vom ecuadorianischen Geheimdienst SENAIN verfasst worden sein soll.

WikiLeaks hatte während des US-Präsidentschaftswahlkampfs interne E-Mails der Demokraten veröffentlicht, die das intrigante innerparteiliche Vorgehen von Trumps Rivalin Hillary Clinton bloßlegten. Die Demokraten und US-Geheimdienste sind der Ansicht, russische Hacker hätten die E-Mails auf Geheiß des Kreml erbeutet und an WikiLeaks weitergegeben. Laut der Enthüllungsplattform stammen die E-Mails von einem Whistleblower aus den Reihen der Partei.

Die Demokraten wittern seitdem eine Verschwörung zwischen Trumps Mitarbeitern und dem Kreml, bei der WikiLeaks als Verbindungsglied fungiert. Der mit der Untersuchung der vermeintlichen "Russland-Affäre" des US-Präsidenten betraute Sonderermittler Robert Mueller soll nun Beweise für diese Verschwörungstheorie finden.

Der Guardian-Bericht war ein gefundenes Fressen für die Trump-Gegner, die ihn sogleich für ihre Zwecke instrumentalisierten – wenngleich er auch keinerlei Belege enthielt.

Nicht nur stritten Assange und Manafort unverzüglich ab, sich getroffen zu haben, auch in den Aufzeichnungen der ecuadorianischen Botschaft taucht Manafort nicht auf. Ebenso fehlen entsprechende Hinweise in seinen Reisepässen, dass er zu den vom Guardian angegebenen Zeiten überhaupt in London war.

Botschaftsmitarbeiter spricht von wiederholten Fake News

Nun meldete sich auch Fidel Narváez zu Wort, der von 2010 bis Juli 2018 in der ecuadorianischen Botschaft in London zunächst als Konsul und dann als erster Sekretär gearbeitet hatte. Laut Guardian habe das Treffen zwischen Manafort und Assange unter seiner Aufsicht stattgefunden.

Gegenüber The Canary sagte Narváez, dass es "einfach nicht möglich ist, dass Manafort die Botschaft besucht hat". Der in Großbritannien lebende Diplomat wies darauf hin, dass viele juristische Hürden zu nehmen seien, um zu Assange zu gelangen. Ein Besuch hinterlasse immer Spuren im Protokoll der Botschaft oder in anderen Dokumenten:

Es ist unmöglich, dass ein Besucher die Botschaft betritt, ohne ein sehr strenges Protokoll zu durchlaufen und eindeutige Dokumente zu hinterlassen: Man muss die schriftliche Genehmigung des Botschafters einholen, sich beim Sicherheitspersonal registrieren und eine Kopie des Ausweises hinterlassen.

Es sei unvorstellbar, dass sich jemand unbemerkt in die diplomatische Vertretung eingeschlichen hat. Man müsse bedenken, führt Narváez aus, dass es die "am meisten überwachte Botschaft auf der Erde" ist und "nicht nur Kameras auf benachbarten Gebäuden platziert sind, die jeden Besucher aufzeichnen, sondern auch innerhalb des Gebäudes jede Bewegung mit Überwachungskameras aufgezeichnet wird, rund um die Uhr".

Narváez ging auch auf andere "brisante Berichte" des Guardian über WikiLeaks ein, darunter ein Artikel vom September, der von einem angeblichen Plan Ecuadors spricht, Assange heimlich aus der Botschaft nach Russland zu schmuggeln.

Darin wird zudem behauptet, dass Narváez ein wichtiges Bindeglied zwischen Moskau und den ecuadorianischen Beamten sei. Der Diplomat sagte dazu, dass die Zeitung seiner Reputation in Großbritannien und Ecuador "irreparablen Schaden zugefügt" habe, indem sie sich "auf unbestätigte Quellen anstelle solider Fakten stützt". Narváez verlangt daher eine Entschuldigung von dem Blatt. Doch der Guardian blieb bei seiner Behauptung, für die er keine Beweise vorbrachte, und zitierte stattdessen ein anderes SENAIN-Dokument. 

Die Geheimdienstdokumente, auf die sich die Zeitung bezieht, wurden am 17. Oktober auf Antrag eines oppositionellen Abgeordneten veröffentlicht, der sich gegen den Schritt von Ecuadors ehemaligen Präsidenten Rafael Correa wandte, Assange zum ecuadorianischen Staatsbürger zu machen. Manche Beobachter bezweifeln jedoch die Echtheit der Dokumente, da sie das Ergebnis eines Machtkampfs innerhalb der ecuadorianischen Regierung seien.

Luke Harding und Dan Collyns, die Autoren der Fake-Story über Manafort, haben auch die Fake-News über russische Schmuggeloperation verfasst, und ihre 'Quellen' sind höchstwahrscheinlich dieselben. Ich finde es erstaunlich, dass der Guardian es diesen Menschen erlaubt, der Glaubwürdigkeit und dem Ruf der Zeitung wiederholt zu schaden", so Narváez.

Manafort wollte Assange an USA ausliefern lassen

Sowohl Manafort als auch WikiLeaks wollen mit rechtlichen Schritten gegen den Guardian vorgehen. Darüber hinaus dürften die Enthüllungsplattform und Trumps ehemaliger Wahlkampfmanager kaum gemeinsame Interessen haben: Wie die New York Times am Montag berichtete, hatte sich Manafort im Mai 2017 mit Lenín Moreno getroffen, um sich als Vermittler eines Deals anzubieten, bei dem Assange, den Ecuadors frisch gewählter Präsident lieber heute als morgen loswerden wollte, an die USA ausgeliefert werden sollte. Ein Sprecher von Manafort bestätigte inzwischen das Treffen mit Moreno.

Manafort hat sich folglich nicht mit Assange verschworen, sondern gegen ihn – womit der Guardian-Bericht endgültig als Fake News entlarvt wäre.

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