China ist die Heimat des weltweit größten Netzwerks von CCTV-Kameras und seine Polizei hat Google-Glas-ähnliche "Smart Specs" ("intelligente Brillen") im Einsatz, um Verdächtige in Menschenmassen zu finden.
Medienberichten zufolge haben die Überwachungsmaßnahmen eine neue Stufe erreicht und sollen nun Personen anhand ihrer Körperform und Gangart identifizieren können. Die Technologie der "gait recognition" ("Gangerkennung") wird bereits von der Polizei in Peking und Shanghai eingesetzt, wo sie Personen auch dann identifizieren kann, wenn ihr Gesicht verdeckt ist oder sie sich umdrehen, berichtet die US-Nachrichtenagentur Associated Press.
Das System arbeite bis zu einer Entfernung von 50 Metern und erkenne Personen auch von hinten oder mit verdecktem Gesicht, sagte der Chef der Entwicklerfirma Watrix, Huang Yongzhen, gegenüber AP. "Gait recognition" könne eine Lücke zur Gesichtserkennung schließen, die hochauflösende Nahaufnahmen des Gesichts einer Person zur biometrischen Analyse erfordert. Die Software lasse sich auch nicht überlisten, so Yongzhen:
Die Ganganalyse lässt sich nicht durch Hinken, Gehen mit gespreizten Beinen oder Vorbeugen täuschen, weil wir alle Merkmale des ganzen Körpers erfassen.
Die Software erfasst die Silhouette einer Person aus Videoaufzeichnungen und analysiert die Bewegung der Silhouette, um daraus ein spezifisches Bewegungsmuster für die betreffende Person zu erstellen. Das System arbeitet allerdings noch nicht in Echtzeit. Stattdessen müssen Videoaufnahmen in das Programm geladen werden, das dann mehrere Minuten benötigt, um die Aufnahmen für die Erstellung eines Profils zu analysieren. Das System kann Aufzeichnungen von Überwachungskameras für die Ganganalyse verwenden, so dass keine speziellen Kameras und Aufnahmetechniken erforderlich sind. Die Genauigkeit der Erkennung soll laut Entwicklerangaben bei etwa 94 Prozent liegen.
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Diese Technologie kann dazu dienen, Kriminelle zu identifizieren. Doch ebenso könnte sie für gezielte "Sicherheitsmaßnahmen" jenseits der Strafverfolgung eingesetzt werden. AP zufolge haben Sicherheitsbeamte in der im äußersten Westen Chinas gelegenen Provinz Xinjiang Interesse an der Software bekundet. Die dortige muslimische Bevölkerung unterliege bereits einer intensiven Überwachung und Kontrolle. Bloomberg beschreibt den dortigen Einsatz von Gesichtserkennung und nennt diese Region ein "Überwachungslabor".
Neu ist die Idee der Ganganalyse nicht. So forschen laut AP Wissenschaftler in Japan, Großbritannien und den USA seit über einem Jahrzehnt an der Erkennung von Gangarten. Auch nicht-optische Verfahren sind dabei in der Entwicklung, etwa Bodensensoren für mögliche Anwendungen bei Sicherheitskontrollen in Flughäfen.
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