Der französische Präsident Emmanuel Macron hat die Einrichtung einer eigenen europäischen Armee gefordert. Ohne eine "wahre europäische Armee" könnten die Europäer nicht verteidigt werden, sagte Macron in einem am Dienstag ausgestrahlten Interview mit dem Radiosender Europe 1.
Mit Blick auf "Russland, das an unseren Grenzen steht und das zur Bedrohung werden könnte", dürften sich die Europäer "nicht allein auf die USA verlassen".
Verteidigung Europas vor "autoritären Mächten"
Macron begründete seine Forderung mit der Warnung vor "autoritären Mächten, die an den Grenzen Europas aufsteigen und die sich wieder bewaffnen". Europa müsse sich verteidigen "mit Blick auf China, auf Russland und sogar auf die USA".
Der von US-Präsident Donald Trump angekündigte Rückzug aus dem INF-Abrüstungsvertrag mit Russland sei eine Gefahr für Europa. "Wer ist das Hauptopfer?", fragte Macron – und gab selbst die Antwort: "Europa und seine Sicherheit."
Bereits im vergangenen Jahr hatte Macron angeregt, bis zum Jahr 2020 in Europa eine "gemeinsame Interventionstruppe" für Kriseneinsätze zu schaffen. Er schlug zudem ein gemeinsames Verteidigungsbudget und eine gemeinsame Doktrin vor. Bei der Bundesregierung in Berlin holte er sich damit erst einmal eine Abfuhr. Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sagte damals, Macrons Vorschläge seien "kein Projekt unmittelbar für morgen".
Macron besucht derzeit markante Orte des Ersten Weltkriegs
Der französische Staatschef begann am Montag eine Rundreise zu markanten Orten des Ersten Weltkriegs im lothringischen Morhange. Dort war es nach Angaben des Élysée-Palastes zu Beginn des Krieges im August 1914 zu heftigen Kämpfen zwischen deutschen und französischen Truppen gekommen.
Macron will in den kommenden Tagen durch elf Départements im Osten und Norden des Landes fahren und dabei auch Verdun oder Reims besuchen. An diesem Freitag wird der 40-Jährige in Nordfrankreich mit der britischen Premierministerin Theresa May an die Schlacht an der Somme von 1916 erinnern. Am Samstag will Macron dann in Compiègne nördlich von Paris Kanzlerin Angela Merkel (CDU) treffen, um des Waffenstillstandes vom 11. November 1918 zu gedenken.
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(afp/dpa/rt deutsch)