Acht Tage nach seinem Tod ist US-Senator John McCain auf der Marineakademie in Annapolis im US-Staat Maryland beigesetzt worden. Zu Ehren McCains überflog eine Formation von vier F-18-Kampfflugzeugen die Marineakademie. McCains Grab liegt neben dem seines 2014 gestorbenen Freundes, Admiral Chuck Larson, wie US-Medien berichteten. McCain und Larson hatten 1958 gemeinsam die Marineakademie absolviert.
Der örtliche Sender WTOP berichtete, entlang der Schnellstraße, die die Autokolonne mit McCains Leiche am Sonntag nach Annapolis nahm, hätten sich Menschenmengen versammelt. Autofahrer hätten auf dem Seitenstreifen angehalten, um dem verstorbenen Senator Respekt zu zollen. Ein Reporter des Senders CNN berichtete, auch vor der Marineakademie seien hunderte Menschen zusammengekommen, um McCain zu ehren. Der US-Senator war am Samstag vor gut einer Woche in seinem Heimatstaat Arizona an den Folgen eines Hirntumors gestorben.
Am Freitag hatten führende Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft in der Nationalen Kathedrale in Washington Abschied von McCain genommen. US-Präsident Donald Trump nahm nicht an der Zeremonie teil. Die New York Times hatte berichtet, McCain habe eine Teilnahme Trumps nicht gewünscht. Der demokratische Ex-Präsident Barack Obama und sein republikanischer Amtsvorgänger George W. Bush würdigten McCain bei der Trauerfeier.
Bush sagte über McCain: "Er war ehrenhaft, stets anerkennend, dass seine Kontrahenten immer noch Patrioten und Menschen waren." Bush fügte hinzu: "Im Angesicht der Herrschenden bestand McCain darauf: Wir sind besser als das. Amerika ist besser als das." McCain habe "Machtmissbrauch verachtet".
McCains Tochter Meghan McCain sagte bei ihrer emotionalen Rede in Anlehnung an Trumps Wahlparole "Make America Great Again": "Das Amerika John McCains hat es nicht nötig, wieder groß gemacht zu werden, weil Amerika immer groß war." In einer mutmaßlichen Reaktion darauf schrieb Trump am Abend auf Twitter: "MAKE AMERICA GREAT AGAIN!"
Es war augenfällig, dass die Trauerfeier für den verstorbenen Politiker auch zu einer Art Treffen der "Resistance" hochstilisiert wurde. So jedenfalls titelte die US-Journalistin Susan Glasser, die unter anderem New Yorker und Politico schreibt:
In der Tat schienen sich plötzlich wieder alle lieb zu haben. Selbst die vormals größten politischen Widersacher unterdrückten ihre Differenzen. Ein Tweet über den offenbar wieder komplett rehabilitierten Ex-Präsidenten George W. Bush, der Michelle Obama während der Beerdigung McCains eine Süßigkeit zusteckte, wurde 93.000-mal retweeted und durch CNN, Huffington Post, USA Today, The Daily Post und CBS als ein "herzerwärmender Moment" bezeichnet.
Die Washington Post veröffentlichte am 27. August eine Stellungnahme der konservativen Politikerin Jennifer Rubin, die den verstorbenen Senator John McCain für sein "Engagement für "Menschenrechte" lobte. Rubin erklärte, mit dem Tod McCains sei ein "Verfechter der Menschenrechte" verloren gegangen, der "der für andere ein Vorbild einer freien Gesellschaft" gewesen sei. "Abgesehen vom US-Militär sei keine Gruppe McCain mehr schuldig als die Menschenrechtsgemeinschaft."
Weitere Titelzeilen der US-Medien lasen sich wie folgt:
"Ayotte: McCain war ein Champion für Menschenrechte" (CNN, 26.8.18)
"John McCain, ein Außenseiter, von dem wir lernen können" (New York Times, Nicholas Kristof, 25.8.18)
"John McCain, Amerikas revolutionäres Gewissen" (Bloomberg, Eli Lake, 28.8.18)
"John McCain, Senator, der die Menschenrechte und Israel in den Mittelpunkt seiner Außenpolitik stellte, stirbt mit 81 Jahren" (Jewish Telegraphic Agency, 25.8.18).
"John McCain der Diplomat wird unersetzlich sein, sagen Senatskollegen" (Daily Beast, 28.8.18)
Doch ein Lapsus der Washington Post zeigt, dass es durchaus auch Gründe für eine kritischere Würdigung McCains gegeben hätte. Die Washington Post nutzte für ihren Beitrag nämlich ein Titelbild, das McCain neben Oleh Tyahnybok zeigt – einem nationalistischen ukrainischen Politiker mit deutlich rechtsextremer Schlagseite. John McCain traf sich mit Tyahnybok im Jahr 2013, als der US-Senator eine Rede in der Ukraine hielt. Tyahnybok ist seit 2004 Vorsitzender der rechtsextremen "Allukrainischen Vereinigung" namens Swoboda.
Swoboda bezeichnet ihre Parteiideologie in ihren Programmen als "Sozialnationalismus" und knüpft an das von der Organisation der Ukrainischen Nationalisten (OUN) in den 1930er Jahren formulierte Konzept der "Natiokratie" an. Der nationalistische Politiker Stepan Bandera und der Anführer der Wehrmachtslegion "Nachtigall" Roman Schuchewytsch werden von Swoboda als Nationalhelden verehrt.
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So wurde in Lemberg auf eine Initiative von Swoboda-Abgeordneten hin die ehemalige "Straße des Friedens" jetzt nach dem "Bataillon Nachtigall" benannt. Eine Kampagne der Partei strebt die Namenstaufe des Flughafens Lwiw auf "Stepan Bandera" an. Bandera wird regelmäßig in Fackelzügen mit mehreren Tausenden Parteianhängern geehrt. Zudem setzt sich die Swoboda-Partei für die Ehrung der 14. Waffen-Grenadier-Division der SS (galizische Nr. 1) ein.
Tyahnybok selbst sorgte mehrfach für Eklats. Er behauptete, das die Ukraine von einer "jüdisch-russischen Mafia" regiert werde und sagte in einer Rede:
Ihr seid ukrainische Nationalisten, ukrainische Patrioten! Ihr müsst die Helden werden, die heute die Erde unter unseren Füßen verteidigen! Sie hängten sich Gewehre um den Hals und gingen in die Wälder. Sie kämpften gegen Russen, gegen die Deutschen, gegen Judenschweine und sonstiges Gesindel, welches uns den ukrainischen Staat wegnehmen wollte! Man muss endlich die Ukraine den Ukrainern geben!
Der deutsche Botschafter musste gar in einem Gespräch mit Tyahnybok im Jahr 2013 extra darauf hinweisen, dass "antisemitische Äußerungen aus deutscher Sicht inakzeptabel seien". Laut einem Strategiepapier der Friedrich-Ebert-Stiftung vertritt Tjahnybok einen Ethnonationalismus ("nation is a union of blood and spirit") und sieht sich als Wegbereiter einer dritten nationalen Revolution. Andere gehen da deutlich weiter: Im Mai 2013 stufte der Jüdische Weltkongress Swoboda als neonazistisch ein und forderte ein Verbot der Partei.
Auch der Einsatz McCains für die illegale US-Invasion im Irak, seine Rolle während des Vietnam-Kriegs sowie seine späteren rassistischen Beleidigungen der Vietnamesen und seine Forderungen nach militärischer Intervention in weit über einem Dutzend Ländern hätten eine Erwähnung verdient. Ganz zu schweigen von McCains Unterstützung für dschihadistische Rebellen in Syrien.
Doch nicht nur die Medien blieben in dieser Hinsicht stumm – auch eine der bekannteren Menschenrechtsorganisationen, "Human Rights Watch", überraschte mit Lob für den US-Politiker. Die Organisation pries McCains "starkes Engagement für die parteiübergreifende Förderung und Verteidigung der Menschenrechte in den Vereinigten Staaten und im Ausland."