Nach dem Tod einer Britin, die sich an dem Nervengift Nowitschok vergiftet haben soll, steht für den britischen Verteidigungsminister Gavin Williamson der Verantwortliche bereits fest:
Die einfache Realität ist, dass Russland einen Anschlag auf britischem Boden verübt hat, der zum Tod einer britischen Bürgerin geführt hat. Ich glaube, dass die Welt darin mit uns übereinstimmt und es verurteilt", so der konservative Politiker vor dem Londoner Unterhaus.
Das kommt einem bekannt vor. Auch in der sogenannten Skripal-Affäre kam es sehr schnell zu einer Vorverurteilung Russlands, ohne dass belastbare Beweise gefolgt wären. Die russische Regierung teilte auch im Fall Amesbury mit, es sei absurd, Russland mit dem Vorfall in Verbindung zu bringen. Zudem ergänzte Kremlsprecher Dmitrij Peskow: "Natürlich bedauern wir den Tod der britischen Bürgerin sehr."
Zweites britisches Opfer auf dem Weg der Besserung
Die 44-jährige Frau verstarb am Sonntag. Sie soll zuvor mit dem Kampfstoff Nowitschok in Kontakt gekommen sein. Ebenso wie ihr 45-jähriger Partner soll sie vor rund einer Woche im britischen Amesbury dem Nervengift ausgesetzt gewesen sein. Der Mann befindet sich weiterhin im Krankenhaus. Polizisten hätten kurz mit dem vergifteten Briten sprechen können, teilte Scotland Yard am Mittwoch mit. Der 45-Jährige ist erst seit Dienstag wieder bei Bewusstsein. Am Mittwoch teilten die Ärzte mit, er sei nicht mehr in einem kritischen Zustand und habe sich über Nacht weiter erholt. In den nächsten Tagen solle es in enger Absprache mit den Ärzten weitere Gespräche geben, erklärte die Polizei.
Laut der britischen Polizei soll die Frau einen Gegenstand angefasst haben, der mit Nowitschok vergiftet gewesen sein könnte. Die beiden Opfer befanden sich nur wenige Kilometer entfernt von dem Ort, wo im März der frühere russische Spion Sergej Skripal und dessen Tochter Julia in Salisbury mit derselben Chemikalie vergiftet worden sein sollen.
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In Großbritannien herrscht mittlerweile große Verunsicherung. Die Polizei erklärte, sie könne nicht garantieren, dass niemand mehr mit dem Nervengift in Berührung komme. Der leitende Ermittler, Neil Basu, rief zur Vorsicht auf. Premierministerin Theresa May zeigte sich "entsetzt und schockiert" über den Tod der dreifachen Mutter.
Krisenstab soll Untersuchung koordinieren
Die britische Polizei ermittelt derweil wegen Mordes. Das Cobra-Komitee, der Krisenstab der Regierung, soll in London zusammentreten, um die Untersuchung zu koordinieren. Rund hundert Antiterrorspezialisten sind mit den Ermittlungen befasst, die nach Polizeiangaben "Wochen und Monate" dauern können.
Basu erklärte, es sei weiterhin nicht sicher, dass die beiden Fälle miteinander zu tun hätten. Alles andere sei aber angesichts des seltenen Gifts wenig plausibel. So lange man nicht wisse, wie die beiden Briten mit dem Kampfstoff in Berührung kamen, könne er leider auch nicht versprechen, dass die Gegend nun absolut sicher sei.
(rt deutsch/dpa)