Max Blumenthal: USA haben kein Interesse an den Aussagen von Assange zur Russlandaffäre

Ermittler in den USA haben eine Befragung des WikiLeaks-Gründers Julian Assange zur sogenannten Russlandaffäre ("Russiagate") abgelehnt. Das beweist laut dem US-Journalisten Max Blumenthal, dass sie nicht daran interessiert sind, ihn anzuhören.

Assange, der derzeit in der ecuadorianischen Botschaft in London isoliert ist, hat angeblich über einen Vermittler angeboten, mit US-Ermittlern über die Veröffentlichung von Dokumenten des Nationalen Kongresses der Demokraten (DNC) durch WikiLeaks während des US-Wahlkampfes 2016 zu sprechen.

US-Geheimdienste behaupteten, dass WikiLeaks im Auftrag Russlands als Teil einer Kampagne gehandelt hat, um die Kandidatur von Donald Trump zu unterstützen und die von Hillary Clinton zu untergraben. Das Angebot Assanges wurde vom Repräsentanten Adam Schiff, einem Demokraten vom Geheimdienst-Ausschuss des Repräsentantenhauses, mit der Begründung zurückgewiesen, dass Assange nur in US-Gewahrsam befragt werden könne.

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"Die USA haben nicht die Absicht, Julian Assange zu befragen, außer unter Zwang, möglicherweise nach einer langen Zeit der Einzelhaft, so wie Chelsea Manning sie erduldet hat", sagte der Journalist Max Blumenthal gegenüber RT und bezog sich dabei auf die Whistleblowerin, deren Enthüllung von Geheimmaterial bei WikiLeaks, das US- Verbrechen im Irak aufdeckte, zu ihrer fast siebenjährigen Haft führte. Schiff ist der "De-facto-Großinquisitor der Russiagate-Untersuchung", erklärte Blumenthal, weshalb er vermutlich für die gesamte US-Geheimdienstgemeinschaft spreche.

Keiner der Mitarbeiter von WikiLeaks wurde öffentlich beschuldigt, am vermeintlichen Hacking des DNC-Computernetzes beteiligt gewesen zu sein. Und auch die Geschichte des Hackings selbst stehe auf einem sehr wackeligen Fundament, bemerkte Blumenthal. Der Journalist führt weiter aus: 

Sie wollen ihr Narrativ nicht mit Fakten stören. (…) Der DNC hat seine Server nie an einen US-Geheimdienst oder eine Strafverfolgungsbehörde übergeben und hat diese Server wahrscheinlich zerstört. Es scheint, dass die USA nicht wissen wollen, was sich auf ihnen befindet, so wie die USA nur wissen wollen, was Assange zu sagen hat, nachdem er ausreichend festgehalten und eingeschüchtert worden ist.

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Blumenthal erklärt, dass Assange zu Recht Angst hat, die ecuadorianische Botschaft zu verlassen. Wenn die britischen Strafverfolgungsbehörden ihn schnappen, könnte er unter einer geheimen Anklage - deren Existenz weder Washington noch London bestätigen würden - an die USA ausgeliefert werden, teilt Blumenthal die Befürchtung des WikiLeaks-Gründers. Wenn er in US-Gewahrsam kommen sollte, wird er wahrscheinlich die erste Person sein, die in Amerika dafür strafrechtlich verfolgt wird, was im Wesentlichen die Tätigkeit eines Journalisten ausmacht, nämlich geheime Informationen zu enthüllen, fügte Blumenthal hinzu.

"Das ganze Establishment-Pressekorps heult darüber, dass der [US-Präsident Donald] Trump gemein zu ihnen ist und sie kritisiert. Aber fast niemand in Washington im Pressekorps wird aufstehen und sich für Julian Assange als Journalisten einsetzen", sagte er. "Dies ist ein Fall, der einen Präzedenzfall für den Rest der Medien darstellt, wie andere Journalisten behandelt würden, sollten sie geheime Informationen preisgeben. Und es scheint, als gäbe es in der journalistischen Gemeinschaft im Westen wenig Sorgen darüber."

Der Mangel an Unterstützung bestehe, weil die US-Geheimdienste WikiLeaks und Assange persönlich verleumdeten und das Projekt als einen nichtstaatlichen Geheimdienst beziehungsweise ihn als einen russischen Agenten bezeichneten, sagte Blumenthal und fügte hinzu, dass die Verleumdungskampagne sich nicht einmal die Mühe mache, Beweise zu liefern.

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"Dieses Narrativ ist fast unmöglich zu hinterfragen. Es ist einfach das Narrativ der CIA, das von der New York Times, der Washington Post und allen großen Nachrichtensendern akzeptiert und voll und ganz geschluckt wird", erklärte er.

Assange erhielt unter dem linken ecuadorianischen Präsidenten Rafael Correa politisches Asyl. Dessen Amtsnachfolger Lenín Moreno hat das Land auf den Weg der Annäherung an die USA gebracht. Moreno stehe anscheinend unter Druck von Washington, Assange aus der Botschaft werfen zu lassen, was ihn im Wesentlichen dazu zwingen würde, das ecuadorianische Gesetz zu brechen, das die Auslieferung seiner Bürger an fremde Nationen verbiete, sagte Blumenthal.

Julian Assange ist ecuadorianischer Staatsbürger. Der ecuadorianische Präsident Lenín Moreno ist den Wünschen der USA in so vielen Punkten nachgekommen und sagte, dass Julian Assange ein Problem ist, das er geerbt hat. Es liegt wirklich an Moreno, sich zwischen dem Druck, den die USA auf ihn ausüben, die gerade ein gemeinsames Militärabkommen mit seinem Land unterzeichnet haben, und der Rechtsstaatlichkeit, der ecuadorianischen Verfassung, die es ihm verbietet, einen ecuadorianischen Staatsbürger wie Assange an die Vereinigten Staaten oder das Vereinigte Königreich zu übergeben, zu entscheiden", erläutert Blumenthal.

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