Es ist wohl der Albtraum jedes Agentenführers, wenn sich seine Schützlinge öffentlich der eigenen, streng geheimen Taten rühmen. Geschehen ist das gerade in der Schweiz, wo sich Angehörige eines geheimen NATO-Untergrundnetzwerks, das im Kalten Krieg als antikommunistische Reserve diente, in Form einer Dauerausstellung selbst ein Denkmal setzen wollten. Doch sofort nach der Eröffnung wurde die Ausstellung geschlossen und seine Inhalte bis ins Jahr 2041 für geheim erklärt, wie der Schweizer Tagesanzeigerberichtet.
Eröffnung unter Ausschluss der Öffentlichkeit
Demnach dürfen bis zu diesem Zeitpunkt nur Geheimdienstmitarbeiter und (Ex-)Mitglieder der "Gladio"-Geheimarmee selbst, die sich in der Schweiz P26 nannte, die Exponate betrachten. Begründet wird das mit dort ausgestellten, gesperrten Akten.
Offiziell wollen die USA bereits Ende der 1960er Jahre ihr Stay-Behind-Programm in Europa beendet haben. Dennoch soll es mindestens bis 1990 in zahlreichen europäischen Ländern weiterhin aktive Strukturen gegeben haben, die auf die ursprüngliche "Gladio"-Geheimarmee zurückgingen. Deren Untergliederungen wurden als stille und verdeckte Reserven bezahlt, ausgebildet und bewaffnet und sollten im Falle einer sowjetischen Besatzung mittels Sabotageakten Widerstand leisten. Es gibt aber zahlreiche Indizien, dass die Gruppen auch ohne fremde Besatzung aktiv geworden sind. Etwa in Italien wird der dortigen "Gladio"-Gruppe eine Verwicklung in kriminelle und antidemokratische Aktivitäten bis hin zu tödlichen Anschlägen vorgeworfen - Stichwort: "Strategie der Spannung". Dabei wurden mutmaßlich auch rechte und linke Terrorgruppen unterwandert und instrumentalisiert.
Selbstbeweihräucherung mit Rahmenprogramm
So ungewöhnlich wie die Organisatoren war auch die Eröffnung der Ausstellung im "Musée Résistance Suisse" in Gstaad: Sie fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit und der Medien statt. Ausstellungsort ist ein einstiger Ausbildungsbunker der Geheimarmee. Die 62 Ehrengäste mussten laut einer Beschreibung der Schweizer Wochenzeitung aus Sicherheitsgründen beim Eingang ihre Handys abgeben.
Anschließend habe der ehemalige Verteidigungsminister Ueli Maurer eine Ansprache gehalten zum Thema "Widerstand als Ultima Ratio einer freien Nation". Zur Landeshymne soll eine Fahnenwache im Tarnanzug die Fahne der Geheimarmee ins Museum getragen haben. Während der Besichtigung der Ausstellung seien dann die Chiffriertechnik der Truppe erklärt und ein lautloses Sabotagegewehr vorgeführt worden.
Selbstkritik und Reflexion über die eigene mutmaßlich illegale und antidemokratische Geschichte sieht wahrlich anders aus. Kritiker meinen, die Frage sei hier eigentlich weniger, warum eine Ausstellung geschlossen würde, in der sich eine geheime paramilitärische Gruppe selber feiert. Die Frage sei eher, warum diese Leute nicht vor Gericht stünden.
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