Um gegen "Verschwörungsvideos" vorzugehen, hat sich die Internetplattform Youtube die Online-Enzyklopädie Wikipedia als Partner ins Boot geholt. Wenn Youtube also künftig den Verdacht hat, bei einem Beitrag handele es sich um Desinformation, soll bald ein Wikipedia-Text danebenstehen, der "Fakten liefert, die der Theorie widersprechen". Das kündigte Youtube-Chefin Susan Wojcicki während eines Panels beim Medienfestival "South by Southwest" an, wie das US-Magazin Adweek berichtet.
Schon in den nächsten Wochen wolle Youtube demnach damit beginnen, Videos, die angeblich "Verschwörungen" verbreiten, mit Wikipedia-Texten und zusätzlichen Informationen zu versehen. Wie viele Beiträge auf der Plattform als sogenannte Verschwörungsvideos gekennzeichnet werden sollen, sagte Wojcicki nicht. Als Beispiel für zu kennzeichnende Videos nannte sie ein Video mit dem Titel "5 Most Believed Apollo 11 Moon Conspiracies", in dem die Mondlandung der USA angezweifelt wird.
An dem Vorhaben sind zwei Dinge zweifelhaft. Zum einen lauert das größere Vergiftungspotenzial auf Youtube wohl eher bei islamistischer Terrorpropaganda, versteckter Werbung oder massenwirksamen Politkampagnen als bei Mondlandungs-Skeptikern. Zum anderen scheint es ganz schön anmaßend, wenn Youtube-Manager festlegen wollen, welche Theorie eine Verschwörungstheorie ist und welche nicht. Außerdem steht gerade Wikipedia selbst immer wieder unter Manipulationsverdacht, ist also als glaubwürdiger Kronzeuge gegen bestimmte dem Mainstream widersprechende Theorien nicht immer geeignet.
Man kann Wojcicki glauben, dass sie lieber nicht zensieren würde, schließlich beruht das Geschäftsmodell von Youtube auch auf der unglaublichen Vielfalt, die die Plattform anbietet. Die Youtube-Chefin hat bei ihrem Auftritt denn auch die Rolle von Youtube mit der einer Bibliothek verglichen, angesichts "der schieren Menge an Videos, die wir haben, und der Möglichkeit für die Leute, jede Art von Information nachzuschlagen". Bibliotheken seien traditionell umstrittene Orte, in denen auch verbotene Bücher präsentiert werden, sagte sie und fuhr fort:
Es gab in der Geschichte der Information schon immer eine Reihe von Informationen, von denen die Leute dachten, dass andere Leute sie nicht haben sollten.
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