US-Botschafter bei der NATO: Ukraine soll sich auf Kämpfe im Jahr 2026 einstellen

Der US-Botschafter bei der NATO warnt: Scheitern die Gespräche in Miami, müsse sich Kiew auf weitere Kämpfe im Jahr 2026 einstellen. Während Washington von "finalen Verhandlungen" spricht, finden parallel dazu Kontakte zwischen den USA, Russland und der Ukraine statt.

Matthew Whitaker, der ständige Vertreter der USA bei der NATO, hat erklärt, die Ukraine müsse sich auf eine Fortsetzung der Kampfhandlungen im Jahr 2026 vorbereiten. Dies sagte er in einem Interview mit dem Sender Fox News vor dem Hintergrund laufender diplomatischer Bemühungen um eine Beilegung des Ukraine-Konflikts.

"Wir werden sehen, was aus diesen Treffen in Miami hervorgeht, aber die Ukraine muss sich auch auf die Kämpfe im Jahr 2026 vorbereiten."

Sollten die Gespräche nicht zu einem baldigen Friedensabkommen führen, sei davon auszugehen, dass die Kämpfe weitergehen, so Whitaker.

"Wenn wir ohne Friedensabkommen in diesen Winter gehen, wird klar sein, dass die Kampfhandlungen fortgesetzt werden."

Zugleich betonte der US-Diplomat, Washington wolle den Krieg beenden, müsse jedoch sicherstellen, dass sich die Ukraine verteidigen könne. Nach seinen Worten sei der russisch-ukrainische Konflikt inzwischen in eine Phase "finaler, delikater Verhandlungen" eingetreten.

"Heikle Fragen und Nuancen verlangen von allen, die Ärmel hochzukrempeln. Aber wenn es eine Chance auf Frieden gibt, werden wir sie nutzen. Ich denke, diese Chance besteht."

Gespräche in Miami als Prüfstein

Vor diesem Hintergrund maß Whitaker den anstehenden Gesprächen in Miami eine besondere Bedeutung bei. Sie sollten zeigen, ob eine Einigung tatsächlich erreichbar sei, da dort ein von der EU, den USA und Kiew gebilligter Plan zur Diskussion stehe. Zugleich machte Whitaker deutlich, dass Washington den Prozess nicht aufgeben werde, falls es zu keiner schnellen Lösung komme.

US-Außenminister Marco Rubio bestätigte, dass für den 19. und 20. Dezember Gespräche zwischen Vertretern der USA und der Ukraine in Miami geplant sind. Laut dem Magazin Politico sind für das Wochenende zudem Verhandlungen zwischen den USA und Russland vorgesehen.

Rubio erklärte, Washington versuche derzeit, die Positionen beider Seiten zusammenzuführen. Auf einer Pressekonferenz sagte er:

"Wir versuchen, die Position Russlands zu verstehen. Wir verstehen die Position der Ukraine. Und wir versuchen herauszufinden, wo sich diese Positionen überschneiden."

Ein Kompromiss könne "diese Woche oder vielleicht nächsten Monat" erreicht werden. Die Arbeit an einer Lösung laufe rund um die Uhr. Über eine Fortsetzung der US-Beteiligung an den Gesprächen entscheide ausschließlich Präsident Donald Trump.

Dmitrijew reist nach Miami

Parallel dazu kündigte Kirill Dmitrijew, Sonderbeauftragter des russischen Präsidenten, seine Reise nach Miami an. Er schrieb darüber im sozialen Netzwerk X und ergänzte seinen Beitrag mit einem Video, das die Küste zeigt. Darauf sind Wolken zu sehen, die sich über dem Wasser und der Uferlinie zusammenbrauen, während die Sonnenstrahlen hindurchbrechen. 

"Auf dem Weg nach Miami. Während Kriegstreiber alles daransetzen, den US-Friedensplan für die Ukraine zu untergraben, habe ich an dieses Video von meiner vorherigen Reise gedacht: Licht, das durch die Gewitterwolken bricht."

Laut Reuters reist Dmitrijew zu Gesprächen mit Steve Witkoff und Jared Kushner an. "Dreierkontakte mit der ukrainischen Seite sind nicht geplant", stellte eine russische Quelle gegenüber der Agentur klar. Zuvor waren in Miami Gespräche zwischen den USA und der Ukraine zu Ende gegangen. Laut Politico sollen Gespräche zwischen den USA und Russland am 20. und 21. Dezember stattfinden.

Trump kündigt Reise nach Florida an

Vor diesem Hintergrund kündigte US-Präsident Donald Trump eine Reise nach Florida an. Einen konkreten Termin nannte er nicht. "Ich werde nach Florida reisen, um Treffen abzuhalten, denn ich arbeite ständig", sagte Trump bei einem Auftritt vor Anhängern im Bundesstaat North Carolina.

Wie das Magazin Politico bereits berichtete, ist parallel dazu zum Ende der Woche in Miami ein Gipfel zwischen Russland und den USA zur friedlichen Regelung des Ukraine-Konflikts geplant. Der Journalist Barak Ravid vom Portal Axios erklärte seinerseits, dass Steve Witkoff, der Sondergesandte des US-Präsidenten, am Freitag in Miami Gespräche mit Rustem Umerow, dem Sekretär des ukrainischen Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates, sowie mit Sicherheitsberatern aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien führen könnte.

Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärte dazu, dass vor der Etablierung eines neuen Verhandlungsformats zunächst die Ergebnisse der Kontakte zwischen den USA, der Ukraine und Europa ausgewertet werden müssten. Vereinbarungen mit europäischer Beteiligung versprächen Russland "nichts Gutes".

US-Friedensinitiative und offene Differenzen

Anfang Dezember empfing Russlands Präsident Wladimir Putin im Kreml den US-Sondergesandten Steve Witkoff sowie Trumps Schwiegersohn Jared Kushner. Rund fünf Stunden lang wurde über die amerikanische Friedensinitiative gesprochen. Ein Kompromiss wurde bislang allerdings nicht erzielt.

Wie Putin später erklärte, habe Washington den ursprünglich 28 Punkte umfassenden Plan in vier Pakete aufgeteilt und vorgeschlagen, diese getrennt zu behandeln. Moskau habe nahezu jeden Punkt geprüft, sei jedoch mit mehreren Positionen nicht einverstanden.

Parallel dazu fanden in Berlin Gespräche zwischen Delegationen der USA und der Ukraine statt. Laut dem polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk erklärten sich westliche Staaten bereit, Sicherheitsgarantien nach dem Vorbild von Artikel 5 des NATO-Vertrags zu geben. Im Gegenzug hätten die USA von Kiew territoriale Zugeständnisse verlangt.

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